„Große Familie“ versammelte sich
Blick in die Nachbarschaft: Jahreshauptversammlung des DRK-Kreisverbandes Euskirchen fand in Bürvenich statt – Landrat und Bürgermeister sprachen – Viele Neuigkeiten und Entwicklungen – Umstände erschweren die Arbeit auch in Zukunft
Zülpich-Bürvenich/Kreis Euskirchen/Mechernich – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Rotkreuz-Kreisverbandes Euskirchen standen zu dessen Jahreshauptversammlung nun wieder auf dem Sitzungsplan. Stattgefunden hat sie diesmal im Dorfgemeinschaftshaus Zülpich-Bürvenich. Auch der druckfrische Jahresbericht wurde vor Ort verteilt.
Rund 100 Teilnehmer waren mit dabei, bestehend aus Delegierten der elf Ortsvereine, Landrat Markus Ramers, zugleich Schirmherr des Roten Kreuzes, dem Zülpicher Bürgermeister Ulf Hürtgen, der auch den Ortsverbandsvorsitzenden Lothar Henrich vertrat und dem Ehrenvorsitzenden Erwin Doppelfeld.
Der Kreisvorsitz hatte auf der Bühne Platz genommen: Rolf Klöcker, Geschäftsführer und Ortsverbandsvorsitzender in Mechernich, der Vorsitzende Karl-Werner Zimmermann, die stellvertretende Vorsitzende Edeltraud Engelen, die Kreisbereitschaftsleitung mit Timo Prinz und Daniel Heinz, Kreisbereitschaftsarzt Christoph Thomaßen und -verbandsarzt Frank Gummelt sowie Beisitzer Herbert Schmitz und Schatzmeister Gerd Fink. Auch der Bereitschaftsleiter des Mechernicher Ortsverbands Sascha Suijkerland war im Publikum mit dabei.
„Bedeutend und verlässlich“
Karl-Werner Zimmermann eröffnete die JHV, bevor auch gleich der Landrat zu Wort kam. Er dankte herzlich für das großartige Engagement und bezeichnete das Rote Kreuz als „große Familie mit gemeinsamen Werten und Botschaften“. Er erinnerte die Anwesenden an einen Unfall des Rettungsdienstes in Mechernich-Kommern vor kurzem und betonte, dass die ehrenvolle Aufgabe des DRK auch gefährlich sein kann. Das Rote Kreuz habe nicht nur deswegen höchsten Respekt verdient, denn es sei als größte Hilfsorganisation im Kreis stets „bedeutend und verlässlich“, leiste aber auch konkrete Hilfe bei der Integration oder im Ausland.
Auf Ramers folgte Ulf Hürtgen, der „seinem Ortsverein“ für die Orga und die leckere Suppe im Anschluss dankte. Die Rotkreuzler im ganzen Kreis zeigten viel Einsatz, Engagement und bauten verschiedenste Brücken, so zum Beispiel zwischen Kulturen oder Gesunden und Kranken. Kurzum: „Eine gute Zusammenarbeit auf jedem Gebiet“. Beispiel: Der Großbrand beim Papierhersteller „Smurfit Kappa“ in Zülpich. Von der Firma hatte der Bürgermeister eigens einen Dankesbrief im Gepäck, der die „herausragende Leistung und professionelle Herangehensweise“ des Roten Kreuzes hervorhob.
Dann ehrten Kerstin Brandhoff und Edeltraud Engelen Franz Küpper (25 Jahre Dienstzeit) und Hartwig Rütze (50 Jahre). Paul-Hermann Hilgers nahm die Ehrung für seine Mutter Gertrud Hilgers entgegen, die sich schon seit Jahrzehnten für die Blutspende stark macht. Der Vorstand wurde entlastet und die Abschlussprüfer wiedergewählt.
„Kompetenz, Glaubwürdigkeit und Verantwortung“
Geschäftsführer Rolf Klöcker berichtete zu den Tätigkeiten des DRK. Herausforderungen des Jahres waren die Folgen der Flutkatastrophe, gestiegene Flüchtlingszahlen, Inflation und Mitarbeiter-Aufwendungen. Aber man nahm auch rund eine Million Euro in die Hand und schaffte in diesem Jahr mächtig Neues an: neun Notstromaggregate, zwei Rettungsboote (Kall und Dahlem), zwei Ford Ranger (Bergwacht und Wasserwacht), einen Doppelachsanhänger (Bergwacht), zwei mobile Tankstellen und Akku-Handlampen.
Bedeutende Ereignisse waren die Eröffnung der Notunterkunft Marmagen, zehn Jahre Integrationsagentur, ein erster Rettungsdienst- und Azubi-Tag sowie die Verlängerung der Rettungs- und KTW-Wachen in Rescheid, Zülpich, Euskirchen und Tondorf.
Der Vorsitzende Zimmermann betonte aber nichts desto trotz, dass im nächsten Jahr „Veränderungen sein müssen“. Die Rotkreuzler hätten zwar viele Stärken und könnten ihre Schwächen untereinander ausgleichen, Unterstützung des Kreises sei aber dringend nötig. So wolle man auch in Zukunft mit „Kompetenz, Glaubwürdigkeit und Verantwortung“ für die Menschen im Kreis Euskirchen einstehen.
Arbeit auf verschiedenen Gebieten
Maren Dederichs und Angelika Wagner referieren zum Thema „Schutz vor Grenzverletzungen, sexualisierter Gewalt und Übergriffen“. Sie betreuen das Ganze innerhalb des Kreisverbandes mit Mirja Sieradzki und bieten Hilfe bei Prävention, Aufklärung und Sensibilisierung.
Kerstin Brandhoff und Lars KIein berichteten für die Kreisbereitschaftsleitung von Einsätzen, so auch zu besonderen Großveranstaltungen wie „Tour de Ahrtal“, dem Festival „Into the Madness“, Motocross-Events oder der Kirmes in Euskirchen. Besonders stolz waren sie aber auf drei neue „Air Rescue Specialists“, fünf ausgebildete Rettungshunde, eine Katastrophenschutzübung, Kooperationen mit dem DRK Köln wie Stadiondienst und mehr.
Das Jugendrotkreuz zeigte einen Film zu seinen verschiedenen Projekten in diesem Jahr wie einem Pfingstlager, der Akademie in Vogelsang ip, oder Teamarbeit auf vielen Ebenen. Auch das Team „Migration/Integration“ unter Boris Brandhoff stellte sich nochmals vor. Dieses setzt sich dafür ein, Migrantinnen und Migranten Deutsch beibringen, veranstaltet die „Wochen gegen Rassismus“, Zumba-, Kochkurse, organisiert „Gesunde Quartiere“, setzt sich für Integrationsprojekte ein, so zum Beispiel im Euskirchener „Café Henry“ beziehungsweise dem Mehrgenerationenhaus und vieles mehr.
Zukunft gestalten trotz Schwierigkeiten
In Zukunft plant der DRK-Kreisverband jeweils eine neue fünfgruppige Kita in Blankenheim und in Olef, den Umbau einer viergruppigen Kita in Gemünd, Kita-Erweiterungen in Nöthen, Houverath und Engelgau, die Gründung einer Rettungsdienstschule, eine neue Betreutes-Wohnen-Gruppe für unbegleitete minderjährige Ausländer in der Jugendhilfeeinrichtung in Mechernich und noch vieles mehr.
Diese Investitionen haben natürlich auch einen Einfluss auf den Haushalt. Ergab der Jahresabschluss 2022 noch einen Überschuss von 860.329 Euro, machen sich die Finanzierung der Projekte, gestiegenen Preise, höheren Gehälter und Inflation nun deutlich bemerkbar. Zwar liegen die geschätzten Einnahmen für das nächste Haushaltsjahr bei rund 43.408.000 Euro, herauskommen werden vermutlich aber nur rund null Euro.
Laut Schatzmeister Gerd Fink müsse man dazu den Haushalt mit 2,1 Mio. Euro an Rücklagen ausgeglichen: „Das ist schwer für einen gemeinnützigen Träger. Im Januar schauen wir dann, wie es weitergeht. Ich hoffe zwar nach wie vor auf Hilfe der Landesregierung, wir rechnen aber auf jeden Fall mit einer schwächeren Entwicklung in einem schwierigen Umfeld“, so Fink. Man habe zwar eine solide Basis, „fünf Nummern in der Art“ halte man aber wohl nicht durch. Eine Lösungsstrategie: Rücklagen für alle Bereiche anlegen, um Risiken abzufedern. So zum Beispiel bei Energie oder Inflation.
Für 2024 wolle man eine Festigung und Weiterentwicklung der Strukturen, Verbesserung der Kommunikation, Leitungskräftefortbildungen im Ehrenamt, Stärkung der Führungsunterstützung, die Fortentwicklung des Krisenmanagements und eine Rettungsdienstschule erreichen. Aber auch der Spielplan der „UEFA Euro 24“ warf schon seine Schatten voraus.
Im Anschluss an die Versammlung tauschten sich die Anwesenden in gemütlicher Stimmung bei einem warmen Teller leckerer Suppe aus, bevor es schließlich durch die Nacht wieder nach Hause ging.
pp/Agentur ProfiPress