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Erste-Hilfe-Kurs für Katastrophen

Rotes Kreuz im Kreis Euskirchen stellt Projekt „Vorsorge & Resilienzaufbau im Fall von Naturkatastrophen“ vor ­– Die Menschen sollen stark gemacht werden für das Unvorhersehbare – Zwischenbilanz ein Jahr nach der Flut

Kreis Euskirchen – Wenn die Katastrophe eingetreten ist, dann ist es schon zu spät. Dann ertönen die Sirenen und keiner weiß so recht, was die unterschiedlichen Tonabfolgen bedeuten. Dann fällt der Strom aus und die Taschenlampe ist einfach nicht zu finden. Noch dazu sind die Vorräte nicht aufgefüllt und der Erste-Hilfe-Kasten ist mal wieder nicht an seinem Platz. Damit die Menschen im Kreis Euskirchen vorbereitet sind auf das Unvorhersehbare, hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) im Kreis Euskirchen jetzt das Projekt „Vorsorge & Resilienzaufbau im Fall von Naturkatastrophen“ vorgestellt.

Wie sorge ich vor und wie verhalte ich mich bei Naturkatastrophen? Myriam Kemp berichtet von ihren Erfahrungen als DRK-Lotsin für Flutbetroffene und stellt das neue Projekt zu Vorsorge & Resilienzaufbau im Fall von Naturkatastrophen vor. Foto: Ronald Larmann/pp/Agentur ProfiPress

„Es geht darum, Risiken zu kennen, auf Naturkatastrophen vorbereitet zu sein und Lösungsstrategien für Notsituationen schnell abrufen zu können“, sagt Myriam Kemp vom DRK-Team Migration / Integration. Bereichsleiter Boris Brandhoff ergänzt: „Die Menschen brauchen eine Katastrophenkompetenz. Sie sollen wissen, welche Werkzeuge sie in ihrem Werkzeugkoffer haben sollten, um auf unvorhergesehene Situationen gut und richtig reagieren zu können.“

Borschüre bietet Infos auf einen Blick

Das ist mit Arbeit verbunden. Denn jeder Einzelne muss sich mit den unterschiedlichsten Szenarien vom Hochwasser über Waldbrände bis hin zu Stürmen und Erdbeben auseinandersetzen und eigene Vorbereitungen treffen. Das DRK möchte dafür wichtige Hilfestellungen anbieten. Einerseits ist eine Infobroschüre in Arbeit, die spätestens zum Ende des Monats fertiggestellt sein wird. Die enthält Checklisten für den Notfall, QR-Codes zu weiteren Informationsquellen und Warn-Apps, einen Überblick zur Bedeutung der Sirenenalarme und individuelle Informationen zu kommunalen Anlaufstellen. „Daher wird es auch elf verschiedene Versionen für jede Kommune im Kreis Euskirchen geben“, erläutert Myriam Kemp, die als DRK-Lotsin seit Anfang September Flutbetroffene im DRK-Mehrgenerationenhaus in der Kommerner Straße 39 in Euskirchen betreut und deren Anliegen an die zuständigen Stellen weiterleitet. „Das einzigartige an unserer Broschüre ist, dass wirklich alle wichtigen Informationen rund um Naturkatastrophen auf einen Blick zu finden sind“, sagt die DRK-Mitarbeiterin.

Ein Team, eine Mission: Die DRK-Bereichsleiter Boris Brandhoff (l.) und Patrick Dost (r.) sowie DRK-Geschäftsführer Rolf Klöcker und DRK-Lotsin Myriam Kemp wollen die Menschen im Kreis Euskirchen bestmöglich auf künftige Naturkatastrophen vorbereiten. Foto: Ronald Larmann/pp/Agentur ProfiPress

Infoveranstaltung digital und in Präsenz

Sie wird in einem zweiten Schritt auch Informationsveranstaltungen anbieten. Die ersten Termine für zwei digitale Treffen stehen bereits fest. Am 25. und 26. Juli jeweils ab 19 Uhr wird sie zu den Themen „Vorsorge treffen“ und „Verhalten im Notfall“ referieren. Beides baut zwar aufeinander auf, muss aber nicht zwingend im Doppelpack besucht werden. Künftig sollen diese Infoangebote tagsüber auch als Präsenzveranstaltungen durchgeführt werden.

Weitere Informationen dazu wird das Kreis-DRK auf seiner Webseite www.drk-eu.de veröffentlichen. Wer sich zu einem oder beiden Terminen anmelden möchte, kann unter dem Betreff „Anmeldung Informationsveranstaltung“ eine E-Mail an hochwasserhilfe@drk-eu.de senden und erhält daraufhin zeitnah eine Mail mit dem Anmeldungslink. Begleitet werden diese Infoangebote durch Beiträge und Videos in den Sozialen Medien.

DRK-Lotsin Myriam Kemp berät in der DRK-Lotsenstelle in der Kommerner Straße 39 in Euskirchen auch weiterhin Betroffene der Flutkatastrophe bei ihren Fragen und Hilfsgesuchen. Foto: Cedric Arndt/pp/Agentur ProfiPress

Auch die Kleinsten fit machen für Katastrophen

Zum Konzept gehört auch die Entwicklung eines Angebots im frühpädagogischen Bereich. „In Japan lernen auch schon die Kleinsten, wie sie sich im Falle eines Erdbebens zu verhalten haben“, erläutert Myriam Kemp. Genau da möchte das DRK-Projekt ansetzen. Im Alter zwischen null und sieben Jahren benötigten Kinder lediglich wenige Wiederholungen, um Inhalte im Unterbewusstsein abzuspeichern. Daher soll bereits auf dieser Ebene bei den Kindern ein Bewusstsein für Naturkatastrophen geschaffen werden.

Die Kleinsten sollen zudem durch aktive Übungen spielerisch lernen, wie sie sich im Fall der Fälle zu verhalten haben. „Schließlich sind es die Kinder, die in Zukunft wohl immer häufiger von Naturkatastrophen betroffen sein werden“, so Myriam Kemp. DRK-Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker ist überzeugt davon, dass das Infoangebot für die Kleinsten nicht nur in den 34 DRK-Kitas bereitwillig angenommen wird, sondern auch einen wichtigen Lernbaustein für die rund 135 Kitas im Kreisgebiet bilden kann.

In den DRK-Großküchen im Kreisgebiet wurde gekocht und zusätzliche Mahlzeiten aus anderen Küchen bereitgestellt, so dass täglich rund 1.000 Essen an Einsatzkräfte und weitere 1.000 Essen an Betroffene herausgegeben werden konnten. Foto: DRK Kreis Euskirchen/pp/Agentur ProfiPress

Solange helfen, wie Hilfe benötigt wird

Der DRK-Geschäftsführer nutzte die Gelegenheit, ein Jahr nach der Flut eine Zwischenbilanz zu ziehen. „Wir haben in dem zurückliegenden Jahr viel erreicht, aber es bleibt auch noch viel zu tun“, sagte Rolf Klöcker. Besonders wichtig ist ihm zu betonen, dass das DRK solange helfen wird, wie Hilfe benötigt wird. „Fluthilfebüros an der Elbe wurden teilweise erst nach sieben Jahren geschlossen. Daher wird auch unsere Lotsenstelle im Mehrgenerationenhaus in der Kommerner Straße in Euskirchen noch mehrere Jahre in Betrieb sein“, sagte der Geschäftsführer, der den vielen freiwilligen Helfern, den DRK-Mitarbeitern und den zahlreichen Spendern aus Nah und Fern ausdrücklich dankte.

Lebensrettung und Notfall-Hotline

Für das DRK ging es in den ersten Stunden der Flut vor allem um lebensrettende Maßnahmen und dann natürlich darum, die Notunterkünfte einzurichten und zu betreiben oder auch die betroffenen Menschen in ihrer häuslichen Umgebung zu verpflegen und zu betreuen. Später dann unterstützte das Rote Kreuz die in den vielen Ortsteilen gebildeten Bürgerstützpunkte mit Einsatzkräften und Logistik. Es ging auch darum, die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs wie Hygieneprodukte und Lebensmittel sicherzustellen. In den DRK-Großküchen und anderen Großküchen heraus wurden täglich über 1.000 Essen an Einsatzkräfte und nochmals über 1.000 Essen an Betroffene herausgegeben. „Eine enorme Leistung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so Rolf Klöcker.

Die wurden insbesondere beim Betrieb der Notfall-Hotline im Zülpicher Rotkreuz-Zentrum häufig an ihre psychischen Belastungsgrenzen geführt. „Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer hatten hier häufig sehr belastende Telefonate entgegenzunehmen. Daher waren wir sehr dankbar für die Unterstützung von speziell geschulten Fachkräften der DRK-Schwesternschaft Bonn“, sagt Geschäftsführer Rolf Klöcker.

Teilweise bis zur Erschöpfung arbeiteten die Helfer des Deutschen Roten Kreuzes unter anderem in den Logistik- und Bürgerstützpunkten. Foto: DRK Kreis Euskirchen/pp/Agentur ProfiPress

Logistische Unterstützung

Neben der Unterstützung der Aufräumarbeiten waren die DRK-Einsatzfahrzeuge später damit befasst, Bautrockner, Hunderte Entfeuchter, Großgebläse, Heizgeräte oder Stromaggregate an die Betroffenen auszuliefern. Beim Wiederaufbau hat sich der Rotkreuz-Kreisverband durch soziale Betreuung von Betroffenen und finanzielle Unterstützung hervorgetan. Insgesamt wurden laut Rolf Klöcker rund 1.400 Einzelfallhilfen von 500 bis 5.000 Euro an Hochwassergeschädigte ausgezahlt.

Insgesamt erreichte die im Rahmen der Fluthilfe eingegangene Spendensumme einen Betrag in Höhe von 2.352.655,70 Euro. Ein Teil der Spenden ist zweckgebunden, etwa für den Wiederaufbau der sechs im Rahmen der Flut betroffenen Kindertageseinrichtungen. Neben Vereinen und Unternehmen gehörten vor allem auch Privatpersonen aus dem gesamten Bundesgebiet zu den Spendern. 1.112.500 Euro wurden dem Kreisverband vom DRK-Bundesverband zur Verfügung gestellt, 526.000 Euro stammen aus dem Aktionsbündnis „NRW hilft“.

In Zülpich richtete das DRK ein riesiges, 10.000 qm großes zentrales Logistikzentrum ein, um von dort aus die Material- und Spendenverteilung für die Flutregionen zu koordinieren. Hier wurden Tausende Tonnen Sachspenden aus der Region und der gesamten Bundesrepublik sortiert, umgepackt und bedarfsgerecht zur Verfügung gestellt.  Foto: DRK Kreis Euskirchen/pp/Agentur ProfiPress

„Wir helfen weiter“

„Was mich allerdings ungeheuer bewegt“, versicherte DRK-Geschäftsführer Rolf Klöcker, „ist, dass es nach wie vor noch Menschen gibt, die sich bis heute nicht gemeldet haben, obwohl sie Unterstützungsbedarf haben.“ Die Gründe seien vielfältig. Manche Menschen schämten sich, diese Hilfe anzunehmen. Manche wüssten immer noch nicht, welche unterschiedlichen Hilfsangebote es gebe. Andere wiederrum seien einfach überfordert oder es spielten gesundheitliche Gründe eine Rolle.

Für DRK-Lotsin Myriam Kemp ist dennoch erfreulich, dass die Anfragen aktuell wieder etwas zunehmen. „Viele erklären, dass sie sich bis jetzt nicht gemeldet hätten, weil andere ja viel schlimmer betroffen seien“, erläutert die DRK-Mitarbeiterin, die die Menschen weiterhin dazu ermutigt, sich zu melden: „Es wird immer irgendjemanden geben, der schlimmer betroffen ist, als man selbst. Aber dadurch wird das eigene Leid ja nicht geringer.“ Daher können sich Hilfsbedürftige auch weiterhin mit allen Hilfeersuchen an folgende Mailadresse wenden: hochwasserhilfe@drk-eu.de

pp/Agentur ProfiPress