Ein lange vermisstes Gefühl
„Mitmachkonzert“ im Herzen von Mechernich überzeugte – Konzertbesucher, Musiker und Mitarbeiter des „Caritas“ feierten und muszierten kurzerhand mit kleinen und großen Geburtstagsgästen im Innenhof des „Begegnungszentrums“ Mechernich – „Caritasverband Eifel“ und Mechernicher „Atelier DaSein“ (Uta Horstmann und Dr. Nicole Besse) machten es möglich
Von Henri Grüger
Mechernich – Ein „Mitmachkonzert“, organisiert vom „Caritasverband Eifel“ und dem Mechernicher „Atelier DaSein“ hat im „alten Casino“ ungeahnte Ausmaße angenommen. Das eigentlich innen angesetzte Konzert, bei dem jeder eigene Instrumente und Lieder mitbringen konnte, fand stattdessen bei bestem Wetter spontan im Innenhof des Mechernicher „Begegnungszentrums“ und zu Ehren eines Geburtstagskindes statt, welches dort zur rechten Zeit mit seiner großen Familie feierte.
Eine glückliche Lena von Seggern vom „Caritasverband Eifel“, die das Konzert zusammen mit den Künstlerinnen vom „Atelier DaSein“, Dr. Nicole Besse und Uta Horstmann, organisiert hatte, sagte dazu: „Wir haben den Geburtstag gestürmt, natürlich nicht ohne vorher zu fragen und wurden herzlich willkommen geheißen!“
So spielten und sangen die Musikerinnen sowie Gäste beispielsweise Lieder wie „Guantanamera“, „Stand by me“, „Father and son“ und natürlich auch „Happy Birthday“ für das Geburtstagskind. Mit Instrumenten wie Bongos und anderen Trommeln, Rasseln, Glocken und vielem mehr war auch die Auswahl an Instrumenten, um sich an dem Konzert zu beteiligen, nicht gering. Und so taten die Gäste von Konzert und Geburtstag dies auch – ganz nach dem Motto des Ateliers: „Musik verbindet!“
Konfetti, „Talking Drum“ und glückliche Gesichter
Zu Beginn spielten Uta Horstmann (Gitarre) und Dr. Nicole Besse (Geige) auf Wunsch das Lied „Mashallah“, dass die über 30 Gäste, bestehend aus Konzertbesuchern, Freunden sowie Familienmitgliedern des Geburtstagskindes und Mitarbeitern der „Caritas“, sofort in ihren musikalischen Bann zog. Sie sangen oder tanzten und so trug jeder seinen Teil zu dem bunten Treiben im Hinterhof bei. Auf einem Spielplatz daneben tummelten sich Kinder, im Hintergrund spielten andere Fußball. Mal raste ein ferngesteuertes Auto durch die Menge und man wusste gar nicht, wohin man schauen soll. Ein Gemeinschaftsgefühl, dass spürbar lange vermisst worden war.
Gleich mehrfach knallte dabei die Konfettikanone und hüllte alle in eine gold-schimmernde Wolke, die nicht wenigen ein Lächeln auf das Gesicht zauberte.
Während exotische und fröhliche Klänge sowie Gelächter den Innenhof füllten, trafen auch immer mehr Gäste ein. Einer von ihnen war Aladji Mbaye Tama, der ganz mottogetreu seine eigene „Talking Drum“ mitgebracht hatte und unter anderem mit mitreißenden Solos begeisterte. Dabei ist er in der Musikwelt und sogar in Hollywood bei weitem nicht unbekannt: So spielte er in dem Action-Kinohit „Black Panther“ Trommel, macht auch ansonsten gerne Musik, gibt Workshops und spielt Konzerte. Er selbst sagte dazu: „Ich komme hier gerne hin, war selbst bisher einmal dabei. Ich arbeite auch gerne mit Kindern, habe selbst auch drei und mag es, sie dafür zu begeistern. Denn ich liebe Musik über alles!“
„Nicht von Vorurteilen aufhalten lassen“
Auch Lena von Seggern von der „Caritas Eifel“ war begeistert von dem großen Erfolg: „Wir haben das bisher zwei Mal mit Bewohnern und Gästen unseres Hauses organisiert und jedes Mal war es ein voller Erfolg. So begeisterten wir damit schon spontan eine ganze Berufsschulklasse. Mit der Stadtverwaltung haben wir dann abgesprochen, das Ganze öffentlich zu wiederholen und jeden einzuladen, der vorbeikommen möchte. Denn: Wir wollen hier mit jedem niedrigschwellig in Kontakt kommen. So waren auch bereits Frauen, die aus der Ukraine flüchten mussten dabei und da hat man gemerkt, wie nahe ihnen die Musik ging und wie erschöpft sie wirklich sind. Eben sind viele Kinder hier auch noch durchs Haus gezogen und haben die Bewohner ganz süß dazu eingeladen, zu uns zu stoßen. Den Gästen von außerhalb haben wir nur gesagt, kommt gerne vorbei und schaut es euch an – und es zeigt sich, wie offen die Eifeler sind und dass sie sich nicht von irgendwelchen Vorurteilen aufhalten lassen!“
Kurz bevor es dann hieß, das Konzert müsse wegen drohendem Regen nach innen verlegt werden, schnappten sich viele weitere kleine und große Gäste wie hypnotisiert von der Musik selber Instrumente und sorgten für ein fulminantes (Fast-)Finale, das in tosendem Applaus, Pfiffen und Jubel endete. Viele lagen sich dabei in den Armen oder tanzten wild miteinander.
„Leben und jeden Einzelnen feiern“
Uta Horstmann, eine der Musikerinnen vom „Atelier DaSein“ sagte nach dem Mechernicher Bürgerbrief nach dem Konzert: „Es war wie immer wunderbar und zugleich überraschend. Mit so vielen glücklichen Menschen hätten wir gar nicht gerechnet. Obwohl wir ja ansonsten ruhige und meditative Musik spielen, können wir auch schnell improvisieren und das müssen wir auch, denn es ist immer ein Spiel mit der Situation, was unglaublichen Spaß macht.“
Und Dr. Nicole Besse, die zweite im Bunde, sagte dazu: „Besser hätte es nicht laufen können. Die Kinder und anderen Gäste waren begeistert, so wurde ich auch direkt von einem Mädchen gefragt, ob ich die Musik bin. Das war sehr süß. Wir wollen einfach Brücken bauen und das schaffen wir ohne Sprache. Gezeigt hat dies auch der heutige Tag wieder. Denn: Musik verbindet wirklich!“
Einer der Gäste, der mit seiner Frau vor Ort war und munter mitmusizierte und sang, war Gerhard Half. Er selbst sagte auf Nachfrage des Mechernicher Bürgerbriefes: „Wir haben davon in der Zeitung gelesen und kannten die beiden Musikerinnen schon vorher. Da haben wir nichtmehr lange überlegen müssen vorbeizukommen. Hier feiern wir das Leben und jeden Einzelnen. Und es hat sich wirklich gelohnt, wir sind begeistert!“
Half singt gerne deutsche, ukrainische, aber auch russische Volkslieder und erzählte von den Schwierigkeiten, die der aktuelle Angriffskrieg im Herzen Europas mit sich bringt – beispielsweise dort nicht mehr einfach hinfahren zu können. So warteten dort bereits Freunde, um mit ihm gemeinsam zu musizieren, doch das ginge leider noch nicht.
Nach den Sommerferien wollen die Musikerinnen des „Atelier DaSein“ und die „Caritas Eifel“, aufgrund der sehr guten Resonanz, dann einen neuen Termin zum gemeinsamen Musizieren finden, wie sie dem Mechernicher Bürgerbrief zum Schluss bestätigten.
pp/Agentur ProfiPress