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„Drei Schulen aufgebaut“

Ende Oktober scheidet Dagmar Wertenbruch (63), Leiterin der Gesamtschule der Stadt Mechernich, aus dem Schuldienst aus – Ihr Interview mit Thorsten Wirtz in den Lokalteilen der Kölner Tageszeitungen als Pressespiegel

Mechernich – Die Direktorin Dagmar Wertenbruch wird am Freitag, 21. Oktober, in den Ruhestand verabschiedet. Die couragierte Lehrerin und Schulleiterin war zunächst Konrektorin der Realschule Mechernich und nach deren Fusion mit der Hauptschule zunächst zur Sekundarschule und dann zur Gesamtschule jeweils deren Leiterin.

Neue Direktorin der städtischen Mechernicher Gesamtschule wird Anne Wloszkiewicz, die bereits Didaktische Leiterin ist. Stellvertretende Schulleiterin bleibt Sandra Köhn. In einem Gespräch mit dem Redakteur Thorsten Wirtz gab Dagmar Wertenbruch jetzt den Lesern der „Kölnischen Rundschau“ und des „Kölner Stadt-Anzeiger“ Einblick in ihren Werdegang und ihre Zukunftspläne.

Sie wurde in Iversheim geboren, machte Abitur am Münstereifeler St.-Angela-Gymnasium und wusste schon beim Eintritt in die Sexta, was sie einmal werden wollte: Deutschlehrerin. Dagmar Wertenbruch studierte Deutsch und Textilgestaltung in Bonn und legte ihr Staatsexamen mitten in die „Lehrerschwemme“ Mitte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein ab, was zu der Zeit den sicheren Weg der Lehramtskandidaten in die Arbeitslosigkeit bedeutete.

Beim Antrittsbesuch von Konrektorin Anne Wloszkiewicz (2.v.l.) im Mechernicher Rathaus, die jetzt die Schulleitung von Dagmar Wertenbruch (2.v.r.) übernimmt, außen Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick (l.) und Erster Beigeordneter Thomas Hambach. Archivfoto: pp/Agentur ProfiPress
Beim Antrittsbesuch der damaligen stellvertretenden Schulleiterin Anne Wloszkiewicz (2.v.l.) im Mechernicher Rathaus, die jetzt die Schulleitung von Dagmar Wertenbruch (2.v.r.) übernimmt, außen Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick (l.) und Erster Beigeordneter Thomas Hambach. Archivfoto: pp/Agentur ProfiPress

Neun Jahre freie Wirtschaft

Im Rahmen des Programms „Lehrer in die Wirtschaft“ absolvierte sie nach ihrer Referendarzeit ein betriebswirtschaftliches Fernstudium und arbeitete neun Jahre in einer Euskirchener Firma für Elektrotechnik als Assistentin der Geschäftsleitung. Dagmar Wertenbruch heiratete, bekam zwei Kinder und verlor ihr Ziel, Deutschlehrerin zu werden, nie aus den Augen. 1995 wurde sie Lehrerin an der städtischen Euskirchener Kaplan-Kellermann-Realschule.

Sechs Jahre später kam sie an den Bleiberg. Dagmar Wertenbruch wurde hinter Rektor Willy Krause stellvertretende Leiterin der städtischen Mechernicher Realschule im Feytal und war laut ihren Angaben im Zeitungsinterview „auch maßgeblich am Aufbau dieser neuen Schule beteiligt“.

„Damals habe ich gesagt, dass ich einen so anstrengenden Job nicht noch einmal machen wollte“, sagte Wertenbruch dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ und der „Rundschau“. Doch genau dies – Aufbau neuer Schulen – sollte ihr mit der kommunalen Mechernich-Kaller Sekundarschule ab 2013 und zwei Jahre später mit der städtischen Gesamtschule am gleichen Ort im Mechernicher Schulzentrum und mit zunächst gleicher Schülerschaft noch zweimal bevorstehen.

Couragiert und durchsetzungsfreudig: Mit großem Elan und Nachdruck machte Dagmar Wertenbruch (63) aus Realschule, Sekundarschule und schließlich der städtischen Gesamtschule Erfolgsmodelle. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Couragiert und durchsetzungsfreudig: Mit großem Elan und Nachdruck machte Dagmar Wertenbruch (63) aus Realschule, Sekundarschule und schließlich der städtischen Gesamtschule Erfolgsmodelle. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

„Es stellte sich nach dem Start der Sekundarschule in der praktischen Arbeit schnell heraus, dass es wenig Sinn macht, Klassenverbände zu schaffen, die nur zwei Jahre Bestand haben“, sagte die scheidende Schulleiterin im Interview über die Nachteile der Sekundarschule. Zu Beginn der Klasse 7 sollten ein Hauptschul- und ein Realschulzweig gebildet werden. Wertenbruch: „Die Entwicklung der Kinder ist in diesem Alter aber noch längst nicht abgeschlossen, und deshalb ist die Gesamtschule in dieser Hinsicht die beste Schulform!“

So sahen es dann auch Rat und Verwaltung der Stadt Mechernich und bildeten konsequenterweise bereits zum Schuljahr 2015/16 eine Gesamtschule – alle jahrzehntelangen ideologischen Grabenkriege und Debatten zwischen den Stadtratsfraktionen und Parteien im Land hinter sich lassend.

1030 Schüler, 90 Lehrer

Die Schule erwies sich unter der Leitung von Dagmar Wertenbruch und ihres 90-köpfigen Kollegiums als Erfolgsmodell und hat heute 1030 Schüler. Das in Sichtweite stehende Mechernicher Gymnasium sei dennoch kein Auslaufmodell, sagte die scheidende Direktorin im Zeitungsgespräch: „Nein, auf gar keinen Fall. Die Stadt Mechernich ist groß genug für beide Schulen.“ Sie kann sich in der gymnasialen Oberstufe eine engere Zusammenarbeit mit dem Gymnasium am Turmhof vorstellen, wie es sie zurzeit gibt.

Eine von vielen Auszeichnungen, hier 2020: Schulleiterin Dagmar Wertenbruch beschrieb, wie das Projekt „Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage“ entstand und umgesetzt wurde. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Eine von vielen Auszeichnungen, hier 2020: Schulleiterin Dagmar Wertenbruch beschrieb, wie das Projekt „Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage“ entstand und umgesetzt wurde. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

„Das System Gesamtschule wird in hohem Maß der Individualität der Schüler gerecht“, so ein weiteres Zitat von Dagmar Wertenbruch aus der „Kölnischen Rundschau“ und dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Außerdem hat sich gezeigt, dass diese Schulform durch das gemeinsame Lernen von Kindern unterschiedlicher Leistungsklassen die Schüler unabhängig von ihrer familiären Herkunft am besten fördert.“

Die Gesamtschule sei „die Schule des Behaltens“, so die Direktorin: „In die Klassen sechs bis neun gehen die Schülerinnen und Schüler jeweils ohne Versetzung über, und das schafft in diesem Alter enorme Freiheiten für die Entwicklung der Kinder.“

Flüchtlingskrise, Corona-Pandemie und Flutkatastrophe hätten Schülerschaft und Kollegium trotz aller mit digitalem Unterricht, Zurückkommen nach den Schließungen und anderen Problemen gut überstanden. Dies vor allem „durch die engagierte Arbeit des jungen Kollegiums und die Unterstützung des tollen Schulträgers, der Stadt Mechernich“.

Pogromerinnern und Einweihung Zwangsarbeiterdenkmal vor dem Rathaus am 9. November 2021: Kollektive Werte verbinden Schulen, Institutionen, Rat, Verwaltung und Bürger der Stadt Mechernich, hier exemplarisch Dagmar Wertenbruch (l.) mit Dezernent und Kämmerer Ralf Claßen (Mitte v.l.), Teamleiterin Manuela Holtmeier (Abteilung Bürger & Politik) sowie der unter anderem für die europäischen Partnerschaften zuständigen Stadtverwaltungsmitarbeiterin Ewa Bochynek, dem in Lückerath lebenden Kaller Berufsschuldirektor Holger Stürmer und seiner Frau Christine. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Pogromerinnern und Einweihung Zwangsarbeiterdenkmal vor dem Rathaus am 9. November 2021: Kollektive Werte verbinden Schulen, Institutionen, Rat, Verwaltung und Bürger der Stadt Mechernich, hier exemplarisch Dagmar Wertenbruch (l.) mit Dezernent und Kämmerer Ralf Claßen (Mitte v.l.), Teamleiterin Manuela Holtmeier (Abteilung Bürger & Politik) sowie der unter anderem für die europäischen Partnerschaften zuständigen Stadtverwaltungsmitarbeiterin Ewa Bochynek, dem in Lückerath lebenden Kaller Berufsschuldirektor Holger Stürmer und seiner Frau Christine. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Die ersten 46 Abiturienten

2022 wurde der erste Abitur-Jahrgang der Gesamtschule verabschiedet: „Rund ein Drittel der 46 Abiturient/inn/en hatten auf ihren Reifezeugnissen eine Eins vor dem Komma.“ Thorsten Wirtz: „Ihrer Nachfolgerin hinterlässt Wertenbruch also ein gut bestelltes Feld.“

„Wir sind räumlich und, was die technische Ausstattung anbelangt, sehr gut für die Zukunft gerüstet“, sagte seine Interviewpartnerin, „in deren Büro noch einige gerahmte Urkunden darauf warten, dass der Hausmeister ein passendes Plätzchen zum Aufhängen findet.“ Erst im September sei die Gesamtschule Mechernich als „Digitale Schule“ ausgezeichnet worden: „Damit sind wir eine der wenigen Schulen in Nordrhein-Westfalen, die gleichzeitig die Titel Digitale Schule und MINT-freundliche Schule tragen“, so Dagmar Wertenbruch.

In ihrem Ruhestand freut sich die 63-Jährige auf Reisen außerhalb der Schulferien. Als Traumziel gab die in Wachendorf lebende Pädagogin Kalifornien an, aber auch in Deutschland gebe es für sie noch eine Menge unentdeckter Ziele.

pp/Agentur ProfiPress