Das Chaos musste erst noch weg
Gabriele Latzke hat nach intensiven Sanierungsarbeiten ihre Galerie im Alten Pfarrhaus in Kommern wiedereröffnet – Künftig sollen in der Remise Kunstkurse, Lesungen, Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen stattfinden
Kommern – Pinsel liegen überall kreuz und quer im Raum verteilt. Beschmierte Staffeleien stehen in jeder Ecke. Leinwände stapeln sich wild auf dem Boden und offene Farbeimer wechseln sich ab mit Tuben, aus denen Farbreste laufen. Das Klischee eines wilden Künstlerateliers wird hinter der Tür des alten Kommerner Pfarrhauses überhaupt nicht erfüllt. Hier ist alles an seinem Platz. Die Künstler-Utensilien im Regal sind feinsäuberlich sortiert. Eine Leinwand wartet auf der Staffelei darauf, von Gabriele Latzkes Kreativität in Kunst verwandelt zu werden. Die Einzige, die verspielt etwas Unordnung macht, ist die neun Monate alte Hündin Polly – aber die darf das.
„Bei mir entsteht Kreativität nur aus der Ordnung heraus“, sagt Gabriele Latzke. Sie sei ein Augenmensch und daher musste das Chaos erst weg, bevor sie wieder arbeiten konnte. Das Chaos hatte – wie bei so vielen Menschen in der Region – die Flut angerichtet. Den heute wieder wunderschön hergerichteten Innenhof des Pfarrhaus-Ensembles hatte das Wasser komplett unterspült. Die Nebengebäude und der Keller waren betroffen. Kataloge, Kunstpostkarten, ganz viele Bilder und Objekte fielen den Fluten zum Opfer.
Aufgeben gilt nicht
„Aber Aufgeben gilt nicht“, hatte sich die Künstlerin gesagt, nachdem der erste Schock überwunden war. 2017 hatte sie das Gebäude erworben und nach intensiven Renovierungsarbeiten, ihre Galerie nur etwa ein Jahr vor der Flut eröffnet. Ein Neuanfang musste her und nachdem der Entschluss dazu getroffen war, entwickelte die Künstlerin offenbar eine starke positive Energie, so dass sie heute sagen kann: „Mein Kunsthof ist durch die Sanierung noch schöner geworden, als er vorher schon war.“
Davon können sich die Besucherinnen und Besucher bereits beim Betreten des Innenhofs überzeugen. Die originalen Natursteinplatten, die zum Charme des Kommerner Kleinods beitragen, sind in mühevoller Kleinarbeit wieder verlegt worden. Im linken Nebengebäude, in der sich vor und nach der Flut die Galerie befindet, mussten alle Wände neu gemacht werden. Ein Glücksfall, denn nachdem Gabriele Latzke eine Rigips-Wand beseitigt hatte, kam ein wunderschönes Fachwerk zum Vorschein, das liebevoll saniert ein Hingucker in dem Raum geworden ist.
„Male, was dir Spaß macht“
Ansonsten lässt die Galerie mit den weiß getünchten Wänden viel Raum, damit sich vor allem die Kunst entfalten kann. Dabei ist es unmöglich, die Künstlerin, die ihren Abschluss an der staatlichen Kunstakademie Düsseldorf gemacht hat und später als Kunsterzieherin an Schulen arbeitete, auf einen Stil festzulegen. Sie malt abstrakt ebenso wie figürlich. Mal kommt Öl, mal Acryl zum Einsatz. In Kombination mit Spachteltechniken und wiederverwerteten Fundstücken aus Werkstatt und Natur entstehen facettenreiche Kunstwerke.
Diese Vielfalt und die Möglichkeit, ihre Kreativität ganz frei entfalten zu können, sind ihr enorm wichtig. „Natürlich hatte ich ganz am Anfang Zweifel, mit meinen Bildern in die Öffentlichkeit zu gehen“, sagt die Kommernerin, die aus der Euskirchener Künstlerfamilie Latzke stammt: „Aber irgendwann wurde mir klar, dass ich einfach meine Bilder malen muss, authentisch und meiner eigenen Bildwelt folgend. Dann wird es gut. Meine Kunst muss und kann nicht jedem gefallen, und das ist gut so.“ Und so steckt in jedem ihrer Werke auch immer ein großer Teil von ihr selbst – so wie eigentlich jede Künstlerin und jeder Künstler in seinen Werken ganz viel von sich selbst preisgibt.
Genau das möchte sie auch den Teilnehmern ihrer Kunstkurse vermitteln. Dazu hat sie neben ihrer Galerie noch einen zweiten Raum in der gegenüberliegenden Remise ausgebaut. Das historische Gemäuer hat eine ganz besondere Atmosphäre und soll nach der Fertigstellung nicht nur Raum für Kurse, sondern auch für Lesungen, Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen bieten.
Premiere beim Handwerkermarkt
Eine Premiere erlebte der Raum bereits während des Historischen Handwerkermarkts in Kommern. Da konnte Gabriele Latzke mit einer Weberin und einer Glaskünstlerin endlich wieder gemeinsam ausstellen. „Zwei Jahre Pandemie und ein Jahr Flutsanierung waren schon sehr happig für Kunst- und Kulturschaffende in der Region“, weiß Gabriele Latzke, die insbesondere den direkten Austausch mit den Menschen schätzt.
Darauf freut sie sich auch, wenn sie wieder Gäste in ihrer Galerie im Kunsthof in der Gielsgasse 7 empfängt. Die Galerie ist zunächst nur nach vorheriger Terminabsprache geöffnet. Dafür ist Gabriele Latzke unter Telefon 02443 9121805, Handy 0151 44254635 oder per Mail an mail@artegala.de erreichbar. Darüber hinaus plant die Künstlerin, die sich in Kommern richtig wohl fühlt, auch wieder regelmäßige Öffnungszeiten. Sobald es soweit ist, wird sie das auf ihrer Internetseite www.artegala.de bekanntgeben.
pp/Agentur ProfiPress