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Kurator verlässt die Bühne

Franz Kruse will zusammen mit dem Bürgermeister abtreten: „Galerie im Rathaus“ 2011 gemeinsam gegründet und relativ groß gemacht – Nachfolgerin wird Ela Rübenach, letzte Ausstellung mit Werken von Yvonne Delisle ab 19. September

Mechernich – Der Kurator geht, eine Kuratorin kommt: Bei der Ausstellungseröffnung mit Werken der in London geborenen und in der Schweiz aufgewachsenen Künstlerin Yvonne Delisle unter dem Titel „Fokus Mensch – Facetten des Lebens“ am Freitag, 19. September, übergibt der bisherige Kurator und Künstler Franz Kruse (83) das Staffelholz an seine Nachfolgerin Ela Rübenbach.

Franz Kruse beim Abschiedsinterview als Kurator der „Galerie im Rathaus“ vor dem Mechernicher Rathaus-Bistro. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Franz Kruse beim Abschiedsinterview als Kurator der „Galerie im Rathaus“ vor dem Mechernicher Rathaus-Bistro. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Ein Kurator (vom lateinischen curare = „sorgen für, betreuen“) ist die Person, die eine Ausstellung konzipiert, organisiert und begleitet. Franz Kruse (83), der vor 15 Jahren die Mechernicher „Galerie im Rathaus“ gemeinsam mit dem damaligen Ersten Beigeordneten Christian Baans und Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick plante und realisierte, hört nach rund 45 Vernissagen mit anschließenden rund dreimonatigen Ausstellungen auf.

Ab 2026 plant und begleitet die Malerin und Bildhauerin Ela Rübenach neue Aussteller. Sie wurde 1967 in Flamersheim geboren und begann ihren beruflichen Weg im öffentlichen Dienst, wechselte später zur bildenden Kunst und bildete sich auf diesem Gebiet intensiv weiter – unter anderem in plastischer Gestaltung, Betonkunst und experimenteller Malerei.

Als Dozentin etabliert

2009 absolvierte sie ihre Ausbildung zur Kunst- und Kreativitätstherapeutin. Seitdem hat sie sich als Dozentin profiliert, in Deutschland, seit 2021 sogar darüber hinaus in Italien – mit Techniken wie Resin Art, Acryl Pouring, Betonplastik und mehr. Als Kuratorin übernimmt Ela Rübenach ab 2026 die künstlerische Leitung in der Galerie im Mechernicher Rathaus. Die Vernissagen werden jeweils von Gabi Schumacher aus der Stadtverwaltung organisiert und begleitet.

Der „Alte“ und die „Neue“: Ela Rübenbach und Franz Kruse wechseln zum Jahreswechsel die Positionen. Er beendet seine Karriere als Kurator, sie wird neue künstlerische Leiterin. Foto: Gabi Schumacher/pp/Agentur ProfiPress
Der „Alte“ und die „Neue“: Ela Rübenbach und Franz Kruse wechseln zum Jahreswechsel die Positionen. Er beendet seine Karriere als Kurator, sie wird neue künstlerische Leiterin. Foto: Gabi Schumacher/pp/Agentur ProfiPress  

Nachdem in der Vergangenheit bereits Musiker wie Hannes Schöner und Pete Bauchwitz von den Kölner „Höhnern“, Kammersänger Ulrich Hielscher und der 1961 in Mechernich geborene Hans-Peter Salentin, Professor für Jazztrompete, bei von Franz Kruse kuratierten Ausstellungen aufgespielt hatten, musizieren seit einige Jahren vor allem „Uli von Staa and Friends“. Die Einführungen hielten zum Teil namhafte Experten.

Von den 45 Ausstellungen in der „Galerie im Rathaus“ seit ihrer Gründung im Jahre 2011 hat der scheidende Kurator vor allem drei vor Augen: „2019 haben wir ab dem 15. November Wolf Tekooks Bilderserie »Erinnerung an den Holocaust« gezeigt, eine eindringliche Hängung düsterer Bilder als Mahnmal gegen Vergessen und Verharmlosung!“

Kommern und Mechernich im Bilde vereint

Zweitens eine eigene Ausstellung Kruses unter dem Titel „Theater, Theater“: Ein Resümee seiner rund 60 Jahre Arbeit auf und hinter den Bühnen – ein Lebenswerk, in das er Zeichnungen, Texturen und Erinnerungen einflocht. Der Rahmen war feierlich: Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick kam zur Vernissage, ebenso wie der Kölner Kammersänger Ulrich Hielscher – jener väterliche Figaro aus dem Kölner Bühnenkosmos, über Jahrzehnte Freund und Bühnengefährte Kruses.

Die dritte Ausstellung, die Franz Kruse in einem Interview zum Ende seiner Kuratorenschaft hervorhob, war 2022 eine Gemeinschaftsausstellung unter dem Motto „50 Jahre KOMMernich“      . Sechs regionale Künstler/innen reichten Werke von Fotografie über Symbolik bis hin zu surrealen Gemälden ein. Kruse trug mit seinem „Ohr am Bürger“ bei und versöhnte Kommern und Mechernich in Bildform miteinander, zwei zentrale Orte im Stadtgebiet, die mittlerweile – nicht zuletzt dank Kunst und Kultur – friedlich vereint sind.

Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und Kurator Franz Kruse eröffnete vor zwei Jahren gemeinsam die Ausstellung „Theater, Theater“, ein Rückblick auf vier Jahrzehnte Schauspiel und Bühnenbildnerei. Archivfoto: pp/Agentur ProfiPress
Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und Kurator Franz Kruse eröffnete vor zwei Jahren gemeinsam die Ausstellung „Theater, Theater“, ein Rückblick auf vier Jahrzehnte Schauspiel und Bühnenbildnerei. Archivfoto: pp/Agentur ProfiPress

Warum legt Franz Kruse nun seinen Hut ab? „Mit der feinsinnigen Präsentation von Yvonne Delisle Werken habe ich mein Kapitel in der Galerie im Rathaus abgeschlossen. Alles hat seine Zeit – meine Zeit als Kurator ist vorüber. Ich bin dankbar – nicht zuletzt gegenüber Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und dem Mechernich-Stiftungsvorsitzenden Ralf Claßen. Ich höre mit ihnen zusammen auf.“

Doch wie bei jedem großen Theaterstück beginnt – oder besser gesagt: setzt sich – die Geschichte mit einem neuen Akt und anderem Blickwinkel fort: „Ich werde meiner Frau Charlotte in unserem Floisdorfer Refugium einen wunderbaren Garten pflanzen und gestalten, in dem wir abends sitzen und ein Gläschen Sekt genießen können.“

Nach „Pleiten, Pech und Pannen“ in 45 Ausstellungen seit 2011 befragt, antwortete Kurator Franz Kruse 8l.): „Ante Milas (r.) ist mal ein Bildrelief beim Aufhängen runtergefallen und war kaputt. Aber das war nicht während einer Ausstellung, sondern bei der Vorbereitung.“ Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Nach „Pleiten, Pech und Pannen“ in 45 Ausstellungen seit 2011 befragt, antwortete Kurator Franz Kruse 8l.): „Ante Milas (r.) ist mal ein Bildrelief beim Aufhängen runtergefallen und war kaputt. Aber das war nicht während einer Ausstellung, sondern bei der Vorbereitung.“ Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Außerdem denkt der sportlich ambitionierte Kunstschaffende, der 1966 seine erste Ausstellung in Köln und 1987 seine erste in Mechernich in Inge van Kanns „Kunstpraxis“ hatte, an die Verbesserung seines Tennisspiels: „Ich werde spielen, so lange ich den Schläger halten kann.“

Kuratorische Vision verwirklicht

Franz Kruse hat seine kuratorische Vision in der „Galerie im Rathaus“ ganz offiziell am 2. September 2011 mit einer ersten Wechselausstellung eröffnet, in der Kruse gleich zu Beginn eigene Werke präsentierte und das Projekt als Kurator initiierte.

2019 hat die „Galerie im Rathaus“ ab dem 15. November Wolf Tekooks Bilderserie »Erinnerung an den Holocaust« gezeigt, eine eindringliche Hängung düsterer Bilder als Mahnmal gegen Vergessen und Verharmlosung. Archivfoto: pp/Agentur ProfiPress
2019 hat die „Galerie im Rathaus“ ab dem 15. November Wolf Tekooks Bilderserie »Erinnerung an den Holocaust« gezeigt, eine eindringliche Hängung düsterer Bilder als Mahnmal gegen Vergessen und Verharmlosung. Archivfoto: pp/Agentur ProfiPress

Sein künstlerisches Wirken geht weit über das Rathaus hinaus: Er stellte seit 1966 international aus, in den USA, England, Skandinavien und immer wieder in Köln (Galerie „Das Fenster“), auf Mallorca, im NRW-Landtag in Düsseldorf und im Bergbaumuseum Mechernich. Seine kuratorische Kompetenz resultierte aus einem regionalen Netzwerk und eigener künstlerischer Ausstellungserfahrung.

Am Rande einer der ersten Vernissagen nach Eröffnung der „Galerie im Rathaus“: Der Kurator mit der Journalistin Claudia Hoffmann. Archivfoto: pp/Agentur ProfiPress
Am Rande einer der ersten Vernissagen nach Eröffnung der „Galerie im Rathaus“: Der Kurator mit der Journalistin Claudia Hoffmann. Archivfoto: pp/Agentur ProfiPress

Doch die Ausstellenden kamen nicht nur aus der Region, sondern auch Brasilien, Polen, Frankreich. Kroatien, Litauen, Großbritannien und der Iran sind unter den Herkunftsländern zu finden. Begannen die ersten Vernissagen mit 30 Besuchern, so hat sich ihre Zahl heute mehr als verdoppelt, viele Prominente aus der ganzen Region sind regelmäßig darunter zu finden.

Nach Pannen in all den Jahren befragt, bleibt der scheidende Kurator einsilbig: „Ante Milas ist mal ein Bildrelief beim Aufhängen runtergefallen und war kaputt. Aber das war nicht während einer Ausstellung, sondern bei der Vorbereitung.“ Das Rathaus als öffentlicher und zugleich politischer Raum war ihm nicht hinderlich: „Man hat mich wirklich machen lassen und mir nicht reingeredet.“ Nur einmal habe der Bürgermeister seine Zustimmung zur Hängung seines Portraits  verweigert.

Neben der Kuratoren-Tätigkeit stellte Franz Kruse auch immer wieder eigene Ausstellungen zusammen. „Kreuze“ wurden nicht nur in St. Johannes Baptist in Mechernich gezeigt, sondern auch in Eschweiler, bei der Communio in Christo und im Kloster Steinfeld. Hier ist der Künstler an Aschermittwoch mit dem Mechernicher Pfarrer Erik Pühringer zu sehen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Neben der Kuratoren-Tätigkeit stellte Franz Kruse auch immer wieder eigene Ausstellungen zusammen. „Kreuze“ wurden nicht nur in St. Johannes Baptist in Mechernich gezeigt, sondern auch in Eschweiler, bei der Communio in Christo und im Kloster Steinfeld. Hier ist der Künstler an Aschermittwoch mit dem Mechernicher Pfarrer Erik Pühringer zu sehen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Kruse hat auch seine Nachfolgerin Ela Rübenach bereits kuratiert: „Die Vernissage ihrer Ausstellung »Zwischen Himmel un Ääd« im Mechernicher Rathaus wurde zu einem emotionalen Fest“, schrieb die Presse: „Ihre Werke aus Sand und Epoxidharz, Form und Materie, ließen Betrachter*innen staunen: »Man kann stundenlang vor diesen Bildern sitzen und entdeckt doch ständig etwas Neues«, schwärmte Kruse.“

Ela Rübenach (Taufname: Michaela) hatte die Ausstellung bewusst als Balanceakt zwischen Spiritualität und Bodennähe aufgebaut – „zwischen Himmel und Erde“, durchaus auch mit Momenten, die „wie in der Hölle“ anmuten, wenn das Material nicht so gehorcht wie der künstlerische Wille. Mit dem Verkauf ihrer „Flutengel“ – kleinen Figuren auf Pflastersteinen aus der vom Hochwasser verwüsteten Region – sammelte sie rund 4.000 Euro für die Mechernich-Stiftung und Hochwasseropfer.

Anlässlich der Aufgabe seines Ateliers im ehemaligen TuS-Heim am „Eifelstadion“ verkaufte Franz Krise 83 Werke zu je 100 Euro zugunsten der Mechernich-Stiftung. Hier ist der Künstler und Kurator  (l.) mit einem großformatigen Werk und Dezernent Ralf Claßen, dem Vorsitzenden der Mechernich-Stiftung, zu sehen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Anlässlich der Aufgabe seines Ateliers im ehemaligen TuS-Heim am „Eifelstadion“ verkaufte Franz Krise 83 Werke zu je 100 Euro zugunsten der Mechernich-Stiftung. Hier ist der Künstler und Kurator  (l.) mit einem großformatigen Werk und Dezernent Ralf Claßen, dem Vorsitzenden der Mechernich-Stiftung, zu sehen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Vergangene Weihnachten gestaltete sie Kunstkarten zugunsten von Friedens- und Achtsamkeitsprojekten für die Communio in Christo, vertrieb diese zu je einem Euro – symbolisch, großzügig, nahe an Herzen und Haushaltskassen. „Kunst ruht weder in Farbe noch Form – sie atmet im Raum, spendet Hoffnung in Zeiten nach der Flut, Wärme an kahlen Wänden, und zeigt: Materialien können erzählen, können trösten“, so die baldige neue Kuratorin in der „Galerie im Rathaus“.

Kruses Kunstaktionen gehen weiter

Franz Kruse machte zuletzt mit Kunstaktionen zum 50. Stadtjubiläum auf sich aufmerksam. Er gestaltete auch die Titelseite des Jubiläumsheftes. Wenige Wochen zuvor hatte er sein Atelier im ehemaligen TuS-Heim des Eifelstadions aufgelöst und „83 Werke zu je 100 Euro“ zugunsten der gemeinnützigen Mechernich-Stiftung für weit über 5000 Euro unters Volk gebracht. 2021 gelang Kruse ein vielbeachteter Rückblick auf 55 kreative Jahre – schließlich eine Jubiläumsausstellung im eigenen Atelier und ein lang vorbereitetes Werkstattprojekt im Rathaus. Seine Skulpturen für Kallmuth und die Gestaltung des Lahmeyer-Kreisels bezeugen seine Verwurzelung in Mechernich.

Am Rande einer Ausstellungseröffnung: (v.l.) Kurator Franz Kruse, die kirchliche Jugendbeauftragte Rebekka Narres, die aus dem Iran stammende Künstlerin Sara Sheikhy und der Bundestagsabgeordnete Detlef Seif, wie Ex-NRW-Innenminister Dr. Ingo Wolf ein Freund und Fan von Kruses Kunst. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Resümee: Mit seinen kuratorischen Händen schuf Kruse immer wieder Brücken zwischen Kunst und Alltag: eine geplante, energievolle Eröffnung in Stadträumen, Vernissagen mit Live-Jazz, Begegnung im Flur, Kunst als Gespräch – all das besiegelte einen kulturellen Wandel am Bleiberg. Nun – mit der jüngsten Präsentation von Yvonne Delisle – endet seine Ära.

Bei Yvonne Delisle handelt es sich um eine feine Künstlerin voller Licht und Gefühl. Geboren in London, aufgewachsen in der französischen Schweiz. Ausgebildet an der renommierten „École cantonale des Beaux-Arts et d’Art appliqué“ in Lausanne. Danach zog sie nach Köln, später in die Eifel – dort wurzeln ihre heutigen Inspirationsquellen. Sie greift eine Aussage von Jean-Baptiste-Siméon Chardin (18. Jh.) auf, der sinngemäß fragte: „Wer hat Ihnen gesagt, dass man mit Farben malt? Man benutzt Farben, aber man malt mit Gefühl.“

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