Applaus für Viktors Matrosentanz
Patenkind der KGS Mechernich besucht die Einrichtung mit vielen anderen Kindern und Jugendlichen aus Mogilew (Weißrussland) – Ferienfreizeit möglich durch Verein „Hilfe für Tschernobyl-geschädigte Kinder“
Mechernich – Der achtjährige Viktor aus Weißrussland ist extrem mutig und zeigt einen traditionellen Tanz der belarussischen Matrosen – ganz allein vor der Klasse 3b der Mechernicher Grundschule. Seine Darbietung wird mit tosendem Applaus belohnt.

Zum ersten Mal hat das Patenkind der Schule die rund 1882 Kilometer auf sich genommen und ist in die Stadt am Bleiberg gereist. Im vergangenen Schuljahr erst hat die Einrichtung die Patenschaft über ihn und seinen Bruder Artjom (12) übernommen.
Schulleiter Uli Lindner-Moog freut sich auf das Kennenlernen: „Wann hat man schon mal persönlichen Kontakt zu seinem Patenkind?“ Gänzlich unbekannt sind sich Schule und Patenkinder aber nicht. Schließlich berichten die Brüder regelmäßig „etwas aus ihrem Leben“ an die Mechernicher.

Nach Deutschland sind die beiden mit dem Verein „Hilfe für Tschernobyl-geschädigte Kinder“ gereist und mit ihnen insgesamt 17 Kinder im Alter von acht bis 18 Jahren. Sie kommen aus dem Bezirk Mogilew, der eines der durch die Katastrophe in Tschernobyl 1986 am meisten betroffenen Gebiete war.

Betroffenen Kindern helfen
„Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, den Menschen in Weißrussland, insbesondere Kindern und Jugendlichen zu helfen, die durch den Reaktorunfall in Tschernobyl und die Folgeschäden betroffen sind“, berichtet Vorsitzende Andrea Hein von der Arbeit des Vereins.
2018 konnte mit Hilfe des Vereins zudem vor Ort eine erste Kurzzeitpflegestation für schwerstkranke Kinder eingerichtet werden, um die meist alleinerziehenden Mütter zumindest stundenweise zu entlasten. Über Jahrzehnte werden bereits Patenschaften und Auszeiten für besonders hilfsbedürftige Kinder angeboten.

Ferienfreizeit mit Ausflügen
„Wir organisieren für diese Kinder und Jugendlichen jedes Jahr eine Ferienfreizeit für drei Wochen“, so die Vorsitzende. Sie verbringen dann ihren Urlaub in Gastfamilien im Rhein-Erft-Kreis und Umgebung. Ein buntes Rahmenprogramm mit Ausflügen und Aktivitäten wird ihnen in diesem Zeitraum angeboten. Sie gehen schwimmen, besuchen Museen oder Freizeitparks oder gehen Ponyreiten.
Für die Gäste stand in Mechernich allerdings zunächst offiziell „Schule“ auf dem Tagesplan – sehr zur Verwunderung der jungen Besucher, wie Gastvater Peter von de Sandt lachend verrät. „Wir haben doch Ferien, haben die Kinder moniert und gefragt: Warum gehen wir dann heute in die Schule?“ Dennoch wird es für alle ein schöner Tag, denn schon gleich zu Beginn werden sie freundlich und offen mit einem reichhaltigen Frühstücksbüffet von den Grundschülern empfangen. Die Klasse hatte sogar eigens ein Flötenspiel einstudiert.

Prima verständigt
Die Verständigung zwischen Gästen und Gastgebern funktioniert prima und unkompliziert, im Zweifel wird eben mit Händen und Füßen geplaudert. Die Dolmetschern Maria Kostuseva und KGS-Schülerin Daria, die auch aus Russland kommt, helfen zu übersetzen. Uli Lindner-Moog „entführt“ die Gruppe später noch zu den Tieren im Kommerner Hochwildpark.
Hein ist froh: „Der Austausch dient auch der Völkerverständigung. Er soll Kulturen zueinander bringen und auch Verständnis füreinander schaffen.“ Über die Jahre haben sich vielfach schon familiäre Freundschaften entwickelt, berichtet sie. Es gebe Familien, die laden ihr Gastkind schon zum siebten Mal ein.

Und auch des Schulleiters Resümee fällt positiv aus: „Das war richtig schön.“ Im September will Lindner-Moog mit Hilfe von Lehrern, Kindern und Eltern gebrauchte Kleidung sammeln. Damit werden dann Kinder eines Waisenhauses und eines Krankenhauses in Mogilew unterstützt.
pp/Agentur ProfiPress