Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

AllgemeinStadt Mechernich

„Alter Boden raus, neuer rein!“

Drei Millionen Euro teure Sanierung von 29 Kinderspielplätzen im Stadtgebiet Mechernich mit dem AAV (Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung) in Hattingen ist im Mühlenpark gestartet

Mechernich – Im Prinzip sei ganz einfach zu erklären, was Mitte Dezember im Mühlenpark begonnen hat und bis Ende 2023 weiteren 28 Kinderspielplätzen im Stadtgebiet Mechernich bevorsteht: „Alter Boden raus, neuer Boden rein!“

Mit journalistischer Präzision erklärt Christiane Maxin vom AAV (Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung) in Hattingen die drei Millionen Euro kostspielige Spielplatzsanierung im Stadtgebiet Mechernich, bei der bleihaltige Erde gegen unbedenklichen Mutterboden aus der rheinischen Börde bei Bliesheim ausgetauscht wird.

Christiane Maxin stellte die Maßnahme auf 29 von 60 Kinderspielplätzen im Stadtgebiet Mechernich gemeinsam mit dem früheren Ordnungsamtsleiter und jetzigen städtischen Projektbeauftragten Hans-Peter Kern dem Mechernicher „Bürgerbrief“ vor.

Der beliebte Kinderspielplatz im städtischen Mechernicher Mühlenpark ist zurzeit eine Baustelle: Mitarbeiter der Kaller Gartenbaufirma Natur Breitegger tauschen bleibelasteten Boden gegen Mutterboden aus der Euskirchen-Zülpicher Börde aus. Vorne von links die Umweltplanerin Catharina Zeiß, Torben Reher von Natur Breitegger, Christiane Maxin vom AAV - Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung, der städtische Mechernicher Grünflächeningenieur Christof Marx, Ines Rick von der Unteren Bodenschutzbehörde der Kreisverwaltung und der Mechernicher Projektleiter Hans-Peter Kern. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Der beliebte Kinderspielplatz im städtischen Mechernicher Mühlenpark ist zurzeit eine Baustelle: Mitarbeiter der Kaller Gartenbaufirma Natur Breitegger tauschen bleibelasteten Boden gegen Mutterboden aus der Euskirchen-Zülpicher Börde aus. Vorne von links die Umweltplanerin Catharina Zeiß, Torben Reher von Natur Breitegger, Christiane Maxin vom AAV – Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung, der städtische Mechernicher Grünflächeningenieur Christof Marx, Ines Rick von der Unteren Bodenschutzbehörde der Kreisverwaltung und der Mechernicher Projektleiter Hans-Peter Kern. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Ebenfalls mit dabei war der Kreis Euskirchen in der Person von Ines Rick von der Unteren Bodenschutzbehörde, die die Maßnahme überwacht, und der städtische Grünflächeningenieur Christof Marx, der das Bodenaustauschprojekt technisch leitet.

Bauausführende Firma des ersten, zwölf Spielplätze umfassenden Angebotspaketes wurde bei einer Ausschreibung die Kaller Firma Natur Breitegger, die beim Ortstermin durch Torben Reher vertreten war. Catharina Zeiß war aus der Aachener Niederlassung der Bremer Firma Umtec angereist, die die Planung durchgeführt hatte.

Kaum Firmen zu finden

Noch bevor die erste Baggerschaufel ins bleibelastete Erdreich gegriffen hatte, gab es bereits Schwierigkeiten, so Christiane Maxin und Hans-Peter Kern: Auf die erste Ausschreibung hin meldete sich nämlich kein einziges Unternehmen. Kern: „Die in Frage kommenden Baufirmen haben derzeit alle Händen voll zu tun!“

Bei der zweiten Ausschreibung hatte der Verband mehr Erfolg. Im AAV arbeiten Land NRW, Kommunen und Wirtschaft zusammen. Er wurde 1988 durch ein Landesgesetz gegründet. „Er beseitigt als unabhängige, selbstverwaltete Körperschaft des öffentlichen Rechts überall dort Altlasten in Boden und Grundwasser, wo ein Verursacher der Verunreinigungen zum Beispiel nicht haftbar gemacht werden kann“, so Sabine Schidlowski-Boos, die beim AAV für die Verbandskommunikation verantwortlich ist.

Im ersten Bauabschnitt wird der Boden auf zwölf Kinderspielplätzen 35 Zentimeter tief ausgetauscht. Außerdem werden Geogitter und Geotextilien eingebracht, die verhindern sollen, dass spielende Kinder mit ihren Schäufelchen ins belastete tiefere Erdreich graben.

Torben Reher von der Natur Breitegger GmbH zeigt auf der Spielplatzbaustelle im Mühlenpark Geogitter, das verhindern soll, dass Kinder mit ihren Schäufelchen tiefer graben als jene 35 Zentimeter, die mit neuem und unbelasteten Boden angefüllt werden. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Torben Reher von der Natur Breitegger GmbH zeigt auf der Spielplatzbaustelle im Mühlenpark Geogitter, das verhindern soll, dass Kinder mit ihren Schäufelchen tiefer graben als jene 35 Zentimeter, die mit neuem und unbelasteten Boden angefüllt werden. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Bei den zwölf Spielplätzen handelt es sich um öffentliche Spielflächen in Kalenberg, Kallmuth, Breitenbenden, Strempt und Roggendorf sowie im Mühlenpark und Außenflächen der Kindergärten in Bergheim, Firmenich/Obergartzem, Kallmuth, Roggendorf, Strempt und Weyer.

„Begonnen wird zunächst mit den öffentlichen Plätzen“, so Sabine Schidlowski-Boos: „Die Sanierung der Kindergartenspielplätze soll im Frühjahr starten, da unmittelbar im Anschluss Rollrasen verlegt werden kann. So können die Flächen bald wieder genutzt werden.“

Fertigstellung bis Ende 2023

Der zweite Bauabschnitt mit insgesamt 17 Flächen im Kernort Mechernich sowie in Kommern, Firmenich und Antweiler soll ebenfalls in der ersten Jahreshälfte 2023 beginnen. Hierzu erforderliche Rodungsarbeiten will der städtische Bauhof unter der Leitung von Reiner Metternich wegen des Brut- und Nistschutzes bis Ende Februar 2023 vorziehen, so Christof Marx. Alle 29 Maßnahmen aus dem Drei-Millionen-Euro-Projekt sollen laut AAV Ende 2023 abgeschlossen sein.

Der AAV trägt 80 Prozent der Kosten, die Stadt Mechernich 20 Prozent, immerhin 600.000 Euro. Die Sanierung ist aufwändig. Vor dem eigentlichen Bodenaustausch müssen Bäume und Sträucher entfernt werden. Wertvoller Baumbestand wird erhalten. „Bei ihm wird im Wurzelraum die Erde besonders vorsichtig ausgetauscht“, so Christof Marx.

Ines Rick: „Danach wird der belastete Boden durch unbelastetes Material nach den Anforderungen der Bundes-Bodenschutzverordnung ausgetauscht. Eine Grabe-Sperre als Abgrenzung zum darunterliegenden Boden wird durch ein Geogitter oder Geotextilien hergestellt.“

„Damit die Kinder schnell wieder auf den Anlagen spielen und toben können, wird anschließend Rollrasen verlegt“, schreibt AAV-Sprecherin Sabine Schidlowski-Boos. Flächen für den Fallschutz auf den Spielplätzen müssen nur dann saniert werden, wenn sie nicht bereits über eine Grabe-Sperre verfügen, so Catharina Zeiss vom Planungsbüro Umtec.

Diese Fachleute erläuterten dem Mechernicher „Bürgerbrief“ Sinn, Zweck und Mittel des Bodenaustauschs auf rund der Hälfte der 60 Kinderspielplätze im Stadtgebiet Mechernich (v.r.): der städtische Projektleiter Hans-Peter Kern, Ines Rick (Untere Bodenschutzbehörde des Kreises Euskirchen), Torben Reher (Natur Breitegger), Catharina Zeiß (Planung), Landschaftsarchitekt Christof Marx (technische Leitung) und Christiane Maxin, Projektleiterin des AAV aus Hattingen.
Diese Fachleute erläuterten dem Mechernicher „Bürgerbrief“ Sinn, Zweck und Mittel des Bodenaustauschs auf rund der Hälfte der 60 Kinderspielplätze im Stadtgebiet Mechernich (v.r.): der städtische Projektleiter Hans-Peter Kern, Ines Rick (Untere Bodenschutzbehörde des Kreises Euskirchen), Torben Reher (Natur Breitegger), Catharina Zeiß (Planung), Landschaftsarchitekt Christof Marx (technische Leitung) und Christiane Maxin, Projektleiterin des AAV aus Hattingen.

Hans-Peter Kern sagte beim Auftakt des Bodenaustauschs im Mühlenpark, bei den Vorbereitungen zur NRW-Landesgartenschau 1972 seien zum Teil belastete Böden aus der Bleibachaue ins Mühlental gebracht worden. Außerdem war das Gebiet von Schlackenhalden übersät, die für die Gartenschau einplaniert wurden, so Christof Marx.

Vor dem gemeinsam mit dem AAV abzuarbeitenden Sanierungspaket hatte die Stadt Mechernich bereits einige Spielplätze auf eigene Faust saniert, als erstes Lückerath, wo außer Blei auch Arsen im Boden war. Außerdem den Spielplatz an der Friedrich-Wilhelm-Straße in Mechernich, den Spielplatz „Mühlengarten“ in Firmenich/Obergartzem, den Spielplatz Ecke Pützgasse/Auf dem Acker in Kommern und den Spielplatz Wacholder in Kommern.

Zurzeit im Bodenaustausch befinden sich die Kindergartenspielplätze der Arbeiterwohlfahrt in Roggendorf und Kommern-Süd. Auf eigene Faust hat der städtische Mechernicher Bauhof bereits den Spielplatz auf kirchlichem Grundstück am Pastor-Harff-Weg in Mechernich saniert, der an der Trierer Straße in Vussem sowie im Frankenring in Hostel folgen noch, wo der AAV ebenfalls nicht zuständig ist.

Beteiligte eingebunden

Insgesamt gibt es im Stadtgebiet Mechernich 60 Kinderspielplätze, sagte Grünflächeningenieur Christof Marx dem „Bürgerbrief“: „Aber nur die Hälfte sind von Blei betroffen.“ Wie Hans-Peter Kern, der frühere Fachbereichsleiter der Stadtverwaltung und jetzige städtische Projektbegleiter sagte, wurden die Maßnahmen mit den Kindergartenleitungen und der Arbeiterwohlfahrt als Trägerin der Kindertagesstätten sowie mit den Ortsgemeinschaften besprochen.

Es wurden auch Gespräche darüber geführt, ob es sinnvoll ist, im Zuge der Sanierung Veränderungen an den Spielplätzen vorzunehmen, so Christiane Maxin. Die Stadt Mechernich habe neue Spielgeräte angeschafft, wenn sich ein Erhalt nicht lohnte, so Christof Marx: „Einige Spielplätz-Flächen werden etwas verkleinert und durch Hecken oder Zäune deutlicher von umgebenden Parkflächen abgegrenzt.“

Zum Hintergrund der in den Kommunen Kall und Mechernich rund um den so genannten Bleiberg anzutreffenden Altlasten schreibt die Unternehmenssprecherin Sabine Schidlowski-Boos: „Diese Bodenbelastungen mit Blei gehen auf natürliche Bleivorkommen zurück, die jahrhundertelang abgebaut wurden.“

Im Rahmen der Bergbautätigkeit von der Römerzeit bis 1957 seien unter anderem Abraum und Aufbereitungsrückstände auf umliegenden Halden abgelagert worden. „Außerdem wurden Erzsandwäschen am Bleibach betrieben. Wind, Niederschläge und Überschwemmungen trugen zur Ausbreitung bleihaltiger Materialien in der Umgebung bei.“

Blei sei auch in sehr niedrigen Aufnahmemengen gesundheitsgefährdend und könne bei Ungeborenen, Säuglingen und Kleinkindern das Nervensystem schädigen sowie die Blutbildung und die Intelligenzentwicklung beeinträchtigen. Seit langem werde daher danach gestrebt, den Kontakt mit Blei über die verschiedenen Wirkungspfade zu minimieren. Einer der möglichen Wirkungspfade sei die Aufnahme von Boden durch spielende Kleinkinder.

pp/Agentur ProfiPress