Eine Schule wie ein Schmetterling
Neubau in Firmenich beherbergt offene Lernlandschaften und multifunktionale Räume in einem charakteristischen Baukörper – Architekt präsentierte zudem die Pläne für Kita und Sporthalle
Mechernich/Firmenich-Obergartzem – Als Raupe einschulen und als Schmetterling zur weiterführenden Schule flattern – ein schönes Bild, das Holger Biesel auf seinen Präsentationsfolien zum Neubau für die Grundschule in Firmenich gezeichnet hat. Inspiriert wurde das Bild von dem geplanten Baukörper, den der Architekt des Andernacher Büros Rumpf den Mitgliedern des Rates präsentierte.
Dabei ist die Form eigentlich erst dadurch entstanden, dass die Planungen einerseits eine neue, heute übliche Schulkonzeption berücksichtigen mussten und andererseits darauf ausgelegt sind, eine problemlose Erweiterung zu ermöglichen. Denn der Bedarf scheint rasant zu wachsen. Das wurde auch bei den Planungen für den Kita-Neubau deutlich, die nach Rücksprache mit dem Kreis Euskirchen bereits auf eine fünfgruppige Einrichtung ausgelegt sind.
„Wie eine WG“
Doch zunächst zur geplanten Schule, die – um im Bild zu bleiben – noch im Raupenstadium steckt. Architekt Holger Biesel vermochte es durch seine Ausführungen in der Kommerner Bürgerhalle allerdings, den späteren Schmetterling vor den Augen der Zuhörer entstehen zu lassen. So soll die Schule zunächst dreizügig gebaut werden. Das besondere daran: Die klassische Flurschule ist passé, stattdessen entstehen moderne und offene Lernlandschaften. „Das kann man sich vorstellen wie eine WG“, erläuterte der Andernacher Architekt.
Um den offenen Lernbereich herum werden Klassen-, Förder-, Fach- und Ruheräume ebenso gruppiert, wie Garderoben, Lager und Sanitäranlagen. So erhält jeder Jahrgang einen eigenen Flügel mit der notwendigen Infrastruktur. Verbunden werden diese zweigeschossigen Flügel, die Klassen 1 und 2 im Erdgeschoss und die Klassen 3 und 4 im ersten Obergeschoss, durch eine Pausenhalle, die multifunktional genutzt werden kann.
Multifunktionalität ist ohnehin das Stichwort, das sich durch den kompletten Schulneubau zieht. So weisen die Klassen eine quadratische Form auf, um multifunktional möbliert zu werden. „Das ermöglicht zahlreiche Varianten der Bestuhlung und Beschulung“, führte Holger Biesel aus. Gleichzeitig drückt sich die Mehrfachnutzung auch dadurch aus, dass die Offene Ganztagsbetreuung (OGS) ebenfalls in den offenen Lernlandschaften stattfinden kann.
Mensa für Drei-Schicht-Betrieb
Auch im Verwaltungstrakt, der gemeinsam mit der Mensa, in einem weiteren Baukörper, der sozusagen den Hinterleib des Schmetterlings bildet, Platz findet, verschmelzen Lehrerzimmer und Räume für das OGS-Team. „Das ist so gewünscht“, erläuterte der Architekt, der noch einige Details über die neue Schule mitgebracht hatte.
So wird die Mensa über etwas mehr als 144 Plätz verfügen. Die Größe ist dabei so ausgelegt, dass selbst bei einer Vierzügigkeit in nicht mehr als drei Schichten gegessen werden kann. Der Gebäudeteil kann sogar als Veranstaltungsraum mit bis zu 220 Sitzplätzen und Bühne genutzt werden.
Besonders ist zudem, dass die Klassen rund um die Lernlandschaften mit Scheiben ausgestattet werden, damit die Lehrer alles im Blick behalten können. Zudem werden in der Schule nur noch digitale Tafeln verbaut. Die Ausrichtung des Gebäudes ist daher so geplant, dass die Sonneneinstrahlung die Tafeln nicht beeinträchtigt, so dass auf einen äußeren Sonnenschutz verzichtet werden kann, der oft bei geringen Windstärken bereits automatisch hochfährt. Die Barrierefreiheit des Neubaus wird über einen Aufzug sichergestellt. Zudem wird es in jedem Geschoss ein Pflegebad geben.
Frischeküche in der Kita
Für den Schulsport ist zudem der Neubau einer 27 x 30 Meter großen Sporthalle geplant, die auch von Vereinen genutzt werden soll. Die Halle mit den zwei Feldern wird aktuell mit einem Preis von rund 4,5 Millionen Euro taxiert. Die Baukosten für die Schule geben die Planer nach derzeitigem Stand mit rund 15 Millionen Euro an. Durch Landesförderung und Versicherungsleistungen durch die Flut muss die Stadt Mechernich für den Um- und Ausbau der Kita mit Kosten von rund 375.000 Euro rechnen. Denn auch hier soll einiges geschehen.
Das ehemalige Dorfgemeinschaftshaus soll umgebaut werden und künftig eine Kita-Gruppe sowie eine Küche mit Nebenräumen beherbergen. „Dort soll frisch gekocht werden“, berichtete Architekt Holger Biesel. Der Raum, in dem aktuell noch der DODO-Treff untergebracht ist, wird später ein Mehrzweckraum für die Kita sein. Die vier weiteren Gruppen erhalten Platz in einem zweigeschossigen Anbau, der neben dem Bestandgebäude in die Höhe wachsen soll, dort, wo heute noch eine Nestschaukel schwingt.
„Die Planungen sehen vor, dass die Bauarbeiten für Kita, Sporthalle und Schule Ende 2023 beginnen sollen“, sagt der städtische Projektleiter Christoph Breuer, der sehr zufrieden war, dass die Politik die Pläne so positiv gewürdigt hat. Mit dem Schuljahresbeginn 2025 soll die neue Schule demnach an den Start gehen. Es braucht halt seine Zeit von der Raupe bis zum Schmetterling.
pp/Agentur ProfiPress