„Aus“ nach 110 Jahren
Noch 120 Mitglieder, aber die Luft ist raus bei den katholischen Frauen in Kommern – Margot Oberauner für 50 Jahre Mitgliedschaft geehrt – Zum letzten Mal Patrozinium „Mutterschaft“ Mariens am Montag, 24. Oktober in der Pfarrkirche St. Severinus
Mechernich-Kommern – Traurig, aber wahr – und außerdem ein Abbild der gesamtkirchlichen Situation im Erzbistum Köln: Die Kommerner Ortsgruppe der Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) löst sich genau 110 Jahre nach ihrer Gründung 1912 vermutlich endgültig auf. Das teilte Irmgard Jeske vom Leitungsteam der für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in der Stadt Mechernich tätigen Agentur ProfiPress mit.
Die Mitgliederstruktur sei überaltert, die Resonanz bei Ausflügen, Wallfahrten, Gebeten und Meditationen schwach. Bei der jüngsten Mitgliederversammlung waren außer dem Führungsteam nur 19 der 120 Mitglieder anwesend – auch Präses Pastor Peter Wycislok fehlte urlaubsbedingt. Da hätte die komplette Führungsmannschaft um die erste Sprecherin Maria Schreiner erklärt, dass sie nicht für eine Wiederwahl kandiert.
Damit bilden Elisabeth Fischer, Maria Schreiner, Margot Oberauner, Sandra Kratz und Irmgard Jeske den letzten Vorstand in der 110jährigen Geschichte der katholischen Frauen Kommerns. Pastor Peter Wycislok ist der letzte Präses. Am Montag, 24. Oktober, wollen die Frauen in der Heiligen Messe um 9 Uhr zum letzten Mal mit ihm das Patrozinium „Mutterschaft Mariens“ in der Pfarrkirche St. Severinus feiern.
70 der 120 verbliebenen Mitglieder sind über 80 Jahre alt – die Ehrenvorsitzende Christine Hiller wird bald 97. Weitere 40 Frauen sind zwischen 70 und 79 Jahre, nur wenige zwischen 60 bis 69, die Jahrgänge ab 1955 sind kaum noch vertreten, so Irmgard Jeske. Damit steht die Kommerner Frauenvereinigung in der katholischen Kirche nicht alleine da – die meisten örtlichen „kfd“ erlitten bereits das gleiche Schicksal oder es steht ihnen bevor.
Spiegel kirchlicher Entwicklung
Der Niedergang der katholischen Frauenbewegung scheint insofern ein Spiegel der gesamtgesellschaftlichen Bedeutung der Kirche. Irmgard Jeske: „Mit unseren Angeboten treffen wir auch nicht mehr den Geschmack und die Erwartungen jüngerer Frauen.“ Außerdem sei es vor der Jahrtausendwende bereits verabsäumt worden, jüngere Mitstreiterinnen für die damals noch sehr aktive und in der Gemeinde deutlich vernehmbare Frauengruppe zu rekrutieren.
Maria Schreiner organisierte das spirituelle Angebot, Irmgard Jeske beispielsweise die Ausflüge, bei denen zuletzt 2018 noch 22 Leute mitfuhren. Nachher habe man sich Städtetouren der Busfirma angeschlossen, 2012 seien noch zwölf Frauen mitgefahren. Jeske: „Als ich 2007 anfing, Reisen zu organisieren, fuhren noch 47 Frauen mit.“ Jahresausflüge gab es seit 1953: „Da wurden noch Wartelisten geführt, weil der 59er Bus ruckzuck ausgebucht war.“ Bei der Fußwallfahrt nach Eicks pilgerten noch sechs zur Waldkapelle. Zur Schmerzhaften Mutter nach Heimbach habe es gar keine Anmeldung mehr gegeben…
Die wie sich zeigen sollte vermutlich letzte Jahreshauptversammlung der katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands in Kommern fand im dritten Jahr der Corona-Pandemie erstmals wieder in Präsenz statt. Bei der Versammlung wurde einstimmig die Auflösung der kfd St. Severinus Kommern zum 31. Dezember 2022 beschlossen.
Vergebens hatte das nicht mehr Kandidatur-willige Führungsteam in den vergangenen Wochen und Monaten nach Nachfolgerinnen gefahndet. Neben den Frust über mangelnde Resonanz und Überalterung trat auch noch eine vom Bundesverband für 2024 angekündigte drastische Beitragserhöhung von 24 auf 40 Euro im Jahr. 2012 hatte die kfd Kommern noch groß ihr 100-jähriges Bestehen mit Festmesse an St. Severinus und anschließender Feier in der Bürgerhalle begangen.
Drei Jubilarinnen
2022 gab es eigentlich drei Jubilarinnen zu ehren, die 50 Jahre in der kfd sind, darunter Karoline Schommer und Gertrud Schallenberg, die aber nicht anwesend waren. Die Ehrung von Margot Oberauner übernahm Maria Schreiner, da Präses Pastor Peter Wycislok in Urlaub war. Margot Oberauner war viele Jahrzehnte für die Geschicke der kfd mitverantwortlich. Sie war zunächst im Vorstand, danach im Team Teamsprecherin.
Vorher organisierte sie lange Koch- und Backkurse, die Fußwallfahrten nach Heimbach zur schmerzhaften Mutter Gottes und zur Eickser Waldkapelle.
13 Jahre lang war sie bei den Karnevalsveranstaltungen der kfd aktiv und führte Sammlungen durch für die Caritas und das Müttergenesungswerk. Auch bei der Vorbereitung des ökumenischen Weltgebetstags der Frauen in Kommern, Mechernich und Roggendorf war Margot Oberauner beteiligt. Und sie koordinierte Krankenbesuche, Geburtstagsbesuche, Jubiläumsbesuche für langjährige Mitglieder und Besuche anlässlich der Goldhochzeiten.
pp/Agentur ProfiPress