Die Welt ein Stück besser gemacht
Junge Menschen engagierten sich für den Frieden: Rückblick auf das 13. DRK-Peace-Camp in Vogelsang
Schleiden-Vogelsang – 16 Tage im Zeichen von Frieden, Gemeinschaft und Solidarität liegen hinter den 34 jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des 13. Internationalen Peace Camps des Roten Kreuzes in Vogelsang.

Die Mischung war dabei so bunt wie gut gelaunt: Rotkreuzler aus Nepal, dem Libanon, der Türkei, den USA, Norwegen, Irland, Italien, Großbritannien, der Elfenbeinküste, Kroatien und Deutschland arbeiteten zusammen an ihrer Vision einer besseren Zukunft – mit erstaunlicher Wirkung. Eine junge Frau fasste es bewegend zusammen: „Ich fühl mich das erste Mal richtig glücklich, seit ich 16 war!“

An sechs Tagen gehörte auch hämmern, sägen und tüfteln dazu. Und am Ende stand er: der neue Escaperoom im „Fluchthaus“, der sich rund um das Thema „Flucht“ dreht. Was erst nach Spaß klingt, wurde für die jungen Menschen aus aller Welt zu einer tiefgehenden Erfahrung – und zu einem Lehrstück für Besucherinnen und Besucher.

Denn sie erdachten und erlebten die Stationen einer Flucht: plötzlich seine Heimat zu verlieren, von Familie und Freunden getrennt zu werden, die Orientierung zu verlieren – und in ausweglosen Situationen keine Perspektive mehr zu sehen: Ein Schneesturm, der Sicht und Orientierung nimmt. Eine Flucht aus einer überfluteten Stadt. Zwei Gruppen, die aufeinander angewiesen sind, um nicht in Gefangenschaft zu enden – und ein ungewisses Ende fernab von Zuhause…
Stimmen aus aller Welt
Die 17- bis 26-Jährigen brachten dabei ihre ganz eigenen Gedanken und Geschichten mit ein. So zum Beispiel Danny von der Elfenbeinküste, der schon mehrfach mit dabei war. Diesmal entdeckte er seine künstlerische Ader und malte einen „Checkpoint“ in einen passend vergitterten Raum. Begeistert war auch Henry aus England. Er schwärmte: „Hier treffen sich die besten Menschen der Welt. Wir arbeiten tagsüber und abends sitzen wir bei leckerem Essen, Spielen, Lagerfeuer und Musik zusammen. Diesen besonderen Austausch kriegst du so wohl nirgendwo sonst.“

Für Ela aus Kroatien war es „eine teils surreale, aber wundervolle und erfüllende Erfahrung“. Sie betonte: „Man findet Kompromisse, lacht und singt zusammen – und wird zu einer besseren Person. Wir verwandeln diesen Ort, der in der Vergangenheit für Dunkelheit und das Böse stand, in das absolute Gegenteil: Menschlichkeit und Gleichheit.“

George, DRK-Sanitäter aus Irland, dachte bei seiner Bewerbung eher an eine Art „Trainingscamp“ für Notfälle. Stattdessen wurden ihm bedeutende Unterschiede bewusst, die die verschiedenen Sozialsysteme betreffen: „Bei uns dauert es drei Stunden, bis ein Krankenwagen kommt.“ Das liege unter anderem am Kapitalismus, der vielen Menschen die Möglichkeit nimmt, gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Hier sei vieles einfacher: „So nehme ich eine Menge Erfahrungen mit.“

Seine Landsfrau Anna zog eine ähnliche Bilanz: „Ich habe hier viel über Respekt gelernt und bin offener geworden. Es gab viele gute Überraschungen, Gelächter und Musik. Und auch wenn sich in Irland in den vergangenen Jahren einiges geändert hat, nehmen ich die neuen Denkanstöße mit nach Hause und kann so vielleicht dazu beitragen, in Irland noch mehr zu verbessern.“

„Es ist fast schon magisch, zu sehen, wie aus Chaos zu Beginn am Ende etwas Großes entstanden ist“, resümierte Escape Room-Chefplaner Jona Kutsche stolz: „Diese jungen Leute haben eine unglaubliche Energie, eigene Ideen und echte Motivation, die Welt ein Stück besser zu machen. Viele davon haben Sie hier miteingebracht und nehmen einige Denkanstöße mit nach Hause zurück.“

So packten die Jugendlichen auch bei Instandhaltungsarbeiten auf dem Gelände an – Wege wurden gepflegt, Schilder geputzt, der Friedenspfad mit Rindenmulch erneuert. Zudem erhielt das Museum neue Ausstellungsobjekte. Hinzu kamen Ausflüge nach Aachen, Köln und Bonn oder ins Bunker-Museum Ahrweiler, die einen historischen und regionalen Bezug vermittelten. Abends standen Spiele, Filmabende oder gemeinsame Sternenbeobachtung auf dem Programm.
Großes aus kleinen Ursprüngen
Seit 2013 gibt es das Peace Camp des Roten Kreuzes auf dem Humanity-Campus, mitten in den idyllischen Hochlagen der Eifel mit Blick auf den Rursee. Was im Kleinen begann, ist heute ein international hoch angesehenes Begegnungsprojekt, das Kulturen zusammenführt, die teils sogar verfeindet sind. Hier ist davon allerdings nichts zu spüren. Im Gegenteil: Freundschaften und sogar Beziehungen entstehen, die weit über das Camp hinausreichen – und viele Ehemalige besuchen sich später gegenseitig in ihrer Heimat oder kehren nach Jahren nach Vogelsang zurück, um zu sehen, was aus ihren Projekten geworden ist.

Im Fokus stehen dabei stets Herausforderungen unserer heutigen Zeit wie Fluchtbewegungen, der Klimawandel, aber auch Themen wie Fake News und geistige Gesundheit, die in der heutigen, schnellen Welt, oft zu kurz kommen. „Unser Peace Camp zeigt, dass Frieden nicht abstrakt ist, sondern gelebt werden kann – in Zusammenarbeit, Rücksicht und Offenheit“, resümiert Simon Jägersküpper, Geschäftsführer des Rotkreuz-Museum vogelsang ip e.V. Da könnte sich wohl so mancher eine Scheibe abschneiden.

Möglich machten das Ganze das Rotkreuz-Museum in Zusammenarbeit mit der Rotkreuz-Akademie, dem DRK-Kreisverband Euskirchen, dem Jugendrotkreuz sowie DRK-Landesverband. Finanziert wird das Ganze durch das Ministerium für Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW mit Mitteln aus dem Kinder- und Jugendförderplan. Ihnen dankte Jägersküpper für die wichtige Unterstützung. Darüber hinaus lädt er auch alle Sponsoren, die das Projekt in Zukunft unterstützen möchten, herzlich ein: „Alles hilft, denn wirklich jeder Beitrag stärkt diese einmalige Friedensarbeit!“
pp/Agentur ProfiPress