Franz Kruse feiert Jubiläum
Anerkannter Mechernicher Künstler blickt auf über 55 Jahre Schaffen zurück – Von Bildern, Reliefs und Skulpturen über Theater, Fernsehen und Veranstaltungen alles dabei – Als Mitbegründer der Mechernicher Galerie im Rathaus soll diese für Kruse als Ort des Zurückblickens dienen
Von Henri Grüger und Manfred Lang
Mechernich – „Ob Impressionismus oder Expressionismus, da will ich mich nicht festlegen… da wird sowieso zu viel Unsinn reingedeutelt von Theoretikern und von Malern selbst, die beschimpfen sich ja meistens gegenseitig“: Franz Kruse ist Künstler, eine feste Nummer im rheinischen Kunstbetrieb, einst eine der schillernden Köpfe in der Kölner Kultur-Society. Und seit mehr als 40 Jahren ein Mechernicher Original, mit Wohnhaus in Floisdorf und Atelier am Eifelstadion.
Der etablierte Maler hat 2021 eine Menge zu feiern: Für Sonntag, 22. August, ist eine Atelierausstellung für sein Mechernicher Atelier im Schimmelsweg 2 angesetzt, bei der er einen tiefen Einblick in sein Schaffen und Leben gewährt. Und in die Entwicklung seines Stils, besser gesagt seiner „Stile“, denn einer wie Franz Kruse lässt sich nicht in eine Ecke stellen.
Sein Werk ist so dynamisch und wandlungsfähig wie der Erschaffer, der am 8. November vor 80 Jahren in Gelsenkirchen das Licht der Welt erblickte. Das will er zum Anlass nehmen für einen künstlerischen Rückblick seit seinen Anfängen in der Galerie im Rathaus, deren Kurator er ist. Irgendwann im Herbst, vielleicht um den Geburtstag herum…
Permanent inspiriert
Ein Blick in seine Skizzenbücher zeigt: Franz Kruse ist ein permanent inspirierter, ständig experimentierender und handwerklich stocksolider Maler. Sein Weg zur Darstellung ist nie derselbe wie beim letzten Mal. Kruse variiert nicht nur Themen, er erfindet ständig neue Bilder. Bereits im Jahre 1966 fand die erste Ausstellung mit Schaumstoff-Elementen in der Gelsenkirchener Jazz-Galerie statt. So fing alles an.
Geboren am 8. November 1941 in Gelsenkirchen absolvierte er nach der Realschule eine Ausbildung zum Schauwerbegestalter und Plakatmaler. Nach seiner Bundeswehrzeit arbeitete der Schüler von Bert Schadeck, Kurt Janitzki und Hans Rahn in Gelsenkirchen am Theater. Dort war er Dekorateur, später Leiter der Dekorationsabteilung. Seine künstlerischen Ambitionen machten nicht bei der Ausstattung von Theaterstücken halt.
Ihn reizte auch die Arbeit mit Texten und Schauspielern. So arbeitete er im Kölner Schauspielhaus als Regieassistent und führte im „Senftöpchen“ selbst Regie, entwarf das Bühnenbild und die Kostüme. Schon bei Fred Kassen, dem Gründer dieses bekannten Kölner Kleinkunsttheaters, konnte Kruse Erfolge mit Regiearbeiten und Bühnenbildern feiern.
Unter anderem gestaltete er im Lauf der Jahre Bühnenbilder, Programmhefte und Plakate für die Kölner Oper, Theater und Ballett. Auch betreute er die WDR-Konzert-Tour und kümmerte sich um die benötigten Kostüme und Requisiten. An TV-Arbeiten für ARD- und ZDF-Serien sowie den RTL-Karnevalssitzungen wirkte Kruse ebenfalls mit.
Der Wahl-Floisdorfer, der mit Ehefrau Charlotte schon Goldene Hochzeit feiern konnte, leistete viel Bühnengestaltung für Karneval und Silvestershows, oder auch für die 25-Jahr-Feier des Kölner Maritim-Hotels. Im Kruse-Jubiläumsjahr 2021 jährt sich auch ein Projekt zum 30. Mal, das er im benachbarten Rhein-Erftkreis 1991 plante und 1992 verwirklichte.
Dabei handelte es sich um die hochgelobte Gestaltung einer Reliefwand in der Adolf-Kolping-Schule Horrem, 22 Meter breite und vier Meter hoch. Dem Werk, das noch heute in der Geburtsstadt des heiliggesprochenen Gesellenvaters zu sehen ist, kam viel mediale Aufmerksamkeit zu – und ein gebundenes Konzeptbuch.
WM, Kulturhauptstadt, Mallorca
Divers und vielseitig ging es weiter. Am Fühlinger See in Köln gestaltete der Wahl-Floisdorfer die Eröffnungs- und Abschlussfeier der Ruder-Weltmeisterschaft im Jahre 1998. Als Essen im Jahr 2010 „Kulturhauptstadt Europas“ wurde, konnte Kruse mit einem zehnmal einem Meter messenden Banner im Zentrum der Stadt überzeugen. Auch die 75 Jahr-Feier des Kölner Festkomitees im Maritim-Hotel trug seine gestalterische Handschrift.
In 55 kreativen Jahren nahm Kruse an vielen Ausstellungen teil, zum Beispiel in den Galerien „Botz“ im Hafen von Andratx und „J“ in Palma, beides auf Mallorca, in den Kreishäusern Hürth und Bergheim, im Freilichtmuseum Kommern, der Abtei Brauweiler, diversen Galerien in Köln, dem NRW-Landtag in Düsseldorf und natürlich dem Kultur-Forum im Mechernicher Oktogon.
Eine weitere Herzensangelegenheit sind ihm seine Skulpturen: So zum Beispiel eine schwimmende Tulpeninseln auf dem Kommerner See, ein Kreisverkehr in Mechernich, diverse Stahlobjekte in Kallmuth, sein Mitwirken beim Projekt „Kunst geht baden“ in Gemünd sowie verschiedene Fahnengestaltungen in Deutschland und Frankreich.
Tulpen als roter Faden
Auffallend sind Kruses Tulpenbilder. Er liebt diese Blumen und ihre Darstellung zieht sich durch alle seine Stile und Schaffensepochen. Das ist so, seit er vor vielen Jahren als Mitarbeiter der Kölner Oper bei den Schwetzinger Festspielen im Schlosspark Tulpenfelder sah und sich in sie verliebte, möglicherweise der geschwungenen weiblichen Formen wegen. Seither taucht dieses Motiv immer wieder auf diverse Arten auf. Sei es gemalt oder als Skulptur – an den Tulpen kann man Kruses Entwicklung „ablesen“.
Auch für die Aktion Mensch, früher „Aktion Sorgenkind“, stellte Kruse sein Atelier zur Verfügung, in dem Prominente dann für den guten Zweck malen und sich auf andere Art künstlerisch ausdrücken konnten. Als Dozent war Kruse unter anderem an der VHS Euskirchen für die Fächer „Akt“ und „Farbige Gestaltung“ zuständig.
Besondere Porträt-Aufträge erhielt der Wahl-Floisdorfer von den Opernlegenden Jose Carreras oder Luciano Pavarotti. Selbst die Kölner Seilbahn ist nicht sicher vor ihm und diente bereits als Darstellungsfläche, die anschließend geplante Ausstellung fiel allerdings der Corona-Pandemie 2020 zum Opfer.
Mit seinen Bildern, meist in leuchtenden Farben und teilweise unter Verwendung verschiedenster Materialien hat sich Franz Kruse eine sehr eigene künstlerische Handschrift geschaffen, die ihn unverwechselbar macht. Mit seiner Jubiläumsausstellung will Kruse die mehr als 40 beruflich-gestalterischen Jahre in seiner „Galerie“ Revue passieren lassen und Entwicklungen und Stilwechsel, die seine Werke geprägt haben dokumentieren und herausstellen.
pp/Agentur ProfiPress