„Platt kalle“ geht schneller
Toller Theater- und Mundartabend beim Heimat- & Geschichtsverein Vussem mit dem Theaterverein Holzheim und Manni Lang
Mechernich-Vussem – Volles Haus und Superstimmung feierte der Heimat- & Geschichtsverein Vussem Freitagabend mit viel Witz, Situationskomik und schauspielerischen Talenten im Musikraum Vussem. Auf der Bühne waren die Akteure des Theatervereins Holzheim und Mundart-Rezitator Manni Lang zu sehen und zu hören.
Organisiert und durchgeführt hatten Andrea Dreesen, Carsten Vogel und Stefan Schmitz den Abend auf zuverlässige Weise. Auch für Essen und Trinken war reichlich gesorgt, Stefan Schmitz führte als Moderator durch das Programm. Schauspiel-Ensemble und Solokünstler ergänzten sich bestens.
Für die Lachmuskeln der Zuschauer war der Abend eine anstrengende Angelegenheit. Explosiven Zündstoff versprach schon der Titel des Einakters von Claudia Kumpfe, den die Holzheimer Akteure unter der Regie von Nadine Hoß-Nießen auf die Bühnenbretter brachten: „Friede, Freude, Familienfeier“.
In dem Schwank ging es buchstäblich über Tische und Stühle. Vortänzerinnen beim nicht näher bezeichneten Familienfest waren die von Edith Emonds gnadenlos komisch gespielte Oma und die esoterisch angehauchte Freundin der Tochter des Hauses, verkörpert von Margret Nießen.
Pilze zum Probeessen
Der Mann im Haus, hervorragend gespielt von Karl-Heinz Ponsen, hatte vor dem Familienfest einen Kursus „Pilze suchen und zubereiten“ bei der Volkshochschule besucht. Daraufhin bestellte er den ganzen Clan zum Probeessen ein, ohne Angabe eines für Familienfeiern weithin üblichen Anlasses wie Geburtstag, Namenstag oder Ehejubiläum.
Auch seine im wahrsten Sinne des Wortes „bessere Hälfte“ Alexandra Nitschke und die von Anna-Lena Ohlerth und Leah Ponsen gespielten Töchter saßen zu Tisch. Es kamen gebetene und auch ungebetene und unerwartete Gäste dazu, unter anderem die leicht affektierte Schwiegermutter Oma Erna (Hildegunde Schumacher).
In weiteren Rollen waren Laura Siebum und Miriam Franzen zu sehen, Simone Wacke soufflierte. Regie führte einmal mehr Nadine Hoß-Nießen. Der ursprünglich im Winter 1909/1910 gegründete Theaterverein Holzheim war nach mehrjähriger Pause unter anderem von Nadine Hoß-Nießen, der aktuellen Vorsitzenden, und Schatzmeister Christoph Ohlerth wiederbelebt worden.
„De Glocke fleje no Rom“
Außer den Holzheimer Schauspielern hatte Ortsbürgermeister Carsten Vogel auch den Platt sprechenden Vortragskünstler und Diakon Manni Lang engagiert, der seine Zuhörer in zweimal 45 Minuten auf eine Reise zu meist lustigen, aber auch besinnlichen Schauplätzen mitnahm. Lang lieferte gute Gründe, warum es sinnvoll ist, Platt zu sprechen, nämlich, weil man weniger umständliche Wörter braucht und „flöcker“ fertig ist.
Er berichtete vom Flug der Glocken nach Rom am Gründonnerstagabend, vom sozialen Ranking der Nachbardörfer, einem durchgedrehten Christbaumständer und den Gefahren des Smartphone-Gebrauchs. Am Ende gab es Zugabe-Forderungen und ein anscheinend rundum zufriedenes Publikum. Auch für das leibliche Wohl der Mundartabendbesucher war gut gesorgt, die Stimmung war ausgezeichnet.
pp/Agentur ProfiPress