Ein Haus mit Geschichte
Infotafel erzählt von Entwicklung einer ehemaligen Gaststätte in Kallmuth – Auftakt für Projekt um Heimatwissen: Künftige Arbeitsgruppe soll Wissenswertes über Häuser mit Geschichte im Dorf recherchieren
Mechernich-Kallmuth – Eine alte Postkarte war der Auslöser für ein Heimat-Projekt in Kallmuth. Die Postkarte zeigt eine alte Ansicht des Hauses, in dem Eliot und Minna Orrin mit ihren beiden Kindern Joel und Jana wohnen. „Die Familie ist aus Berlin hergezogen und wollte wissen, wie es früher hier war“, erklärt Ortsvorsteher Robert Ohlerth. Tatsächlich handelt es sich bei dem heutigen Wohnhaus um ein Gebäude mit langer Geschichte: Das ehemalige Gasthaus war zwischen 1839 und 1979 eine von drei Kneipen im Ort.
Vor mehr als 180 Jahren wurde das Haus von Familie Poll als Wohnhaus und Gaststätte errichtet, parallel war die Familie in der Landwirtschaft tätig. Die Familie bewirtschaftete das Gasthaus bis 1878. Aus der Zeit von 1865 bis 1867 sind in einem Buch von Hans Gerd Lauscher Schnapslieferungen von neun Fässern „Reichensteiner Branntwein“ überliefert. „In manchen Gaststätten gingen zu dieser Zeit wirklich enorme Mengen Branntwein über die Theke – in Kallmuth war es aber eher der normale Durchschnitt“, erzählt Regionalhistoriker Peter-Lorenz Könen, der maßgeblich an der Recherchearbeit zu der ehemaligen Kallmuther Gaststätte beteiligt war.
Von 1879 bis 1929 besaß die Familie Houben die Schankerlaubnis für das Gasthaus. Zwischenzeitlich diente die Gaststätte ab den 1920er-Jahren auch als Wahllokal. Es folgten der Gast- und Landwirt Franz de Bück (1929 bis 1953) sowie die beiden Gast- und Landwirte Heinrich und Elisabeth Nobis (1953 bis 2016), bevor die Familie Orrin die ehemalige Gaststätte zu ihrem Wohnhaus machte.
„Wir haben ein wenig in der Geschichte gegraben, um zu zeigen, was wir in Kallmuth so haben“, erklärt Kallmuths Ortsvorsteher Robert Ohlerth. Dazu wurde nun eine Infotafel angebracht, die auf die Entwicklung des Gasthauses hinweist. Für die Grafik des Schildes, auf dem zwei alte Postkarten aus Kallmuth mit Ansichten der Gaststätte zu sehen sind, zeichnet Mediengestalter Oliver Lehmann verantwortlich. Schreiner Dietmar Evertz konstruierte den Rahmen um das Schild herum.
Das ehemalige Gasthaus soll nun den Anfang für ein größer angelegtes Projekt bilden, um Heimatwissen zu vermitteln. Es soll eine Arbeitsgruppe gegründet werden, die Daten, Fakten und Anekdoten zu Häusern im Dorf recherchiert, die Geschichte haben. „Dazu könnten zum Beispiel der Schuster, der Lebensmittelladen und das alte Schulhaus zählen, ebenso wie die beiden anderen ehemaligen Gaststätten in Kallmuth“, so Robert Ohlerth. Der Ortsvorsteher hofft dafür auch auf finanzielle Unterstützung durch das Land Nordrhein-Westfalen: Er möchte sich mit dem Projekt beim Förderprogramm „Heimat-Scheck“ bewerben, das die Vermittlung von Heimatwissen fördert.
pp/Agentur ProfiPress