„Erzählt, was uns angetan wurde“
Stolpersteinverlegung für Elvira und Gustav Kaufmann am 5. Mai in Hostel – 20 Familienmitglieder aus den USA und Großbritannien erweisen die Ehre – Bauernhof in Reichsprogromnacht zerstört, Vieh und Gerätschaften gestohlen – 1942 deportiert und im KZ ermordet worden
Mechernich-Hostel – „Sie lebten in Kommern und Hostel – mitten unter uns. Senkt den Kopf und lest. Erzählt der Welt, was uns angetan wurde“, heißt es auf der Einladung, die die Arbeitsgruppe „Forschen-Gedenken-Handeln“ anlässlich einer Stolpersteinverlegung in Hostel am Sonntag, 5. Mai, um 14 Uhr verfasst hat.
Hier findet auch ein besonderes Familientreffen der Nachfahren der beiden jüdischen Familien Levano und Kaufmann in Kommern und Hostel statt. 20 Familienmitglieder kommen an diesem Tag den langen Weg aus den USA und Großbritannien, um Elvira Kaufmann, geborene Levano, und Gustav Kaufmann bei der Gedenkstunde zur Verlegung ihrer Stolpersteine vor ihrem ehemaligen Bauernhof die Ehre zu erweisen.
Treffpunkt ist an der Heiliggasse/Ecke Friedentalstraße in Hostel. Im Anschluss laden der Ortsbürgermeister und das Vereinskartell zu Kaffee und Kuchen ins Bürgerhaus ein.
Demoliert, zertrümmert und gestohlen
Gustav Kaufmann und seine Frau Elvira führten seit 1915 in Hostel einen großen Bauernhof, der in Gestapo-Akten als Gutshof bezeichnet wird. Hier arbeiteten neben Gustav Kaufmann ein Verwalter, sieben Knechte und einige weibliche Angestellte. „Der Hof enzwickelte sich zum Vorzeigehof“, so die Arbeitsgruppe.
Ab 1933 allerdings, dem Jahr der Machtergreifung des Nazi-Regimes in Deutschland, begann die zielgerichtete Diskriminierung der Familie Kaufmann, die in der Pogromnacht 1938 ihren Höhepunkt fand. Das Wohngebäude und die Stallungen wurden demoliert, Maschinen und Geräte zertrümmert, Hausrat gestohlen, ebenso das Vieh.
Gustav und Elvira Kaufmann verließen den Hof und zogen nach Köln in eine Wohnung von Elviras Bruder, Eduard Levano. Von hier wurden sie 1942 deportiert und im KZ Chelmno ermordet.
Stolpersteine sind eine Erfindung des Künstlers Gunter Demnig. Auf ihnen werden die Namen vieler NS-Opfer vor ihren ehemaligen Wohnsitzen dokumentiert, ebenso der Tag ihrer Geburt, Flucht oder Ermordung. Anfang 2020 waren es schon über 75.000 Gedenksteine in fast 1.200 deutschen Städten und Gemeinden.
Weitere Infos und Möglichkeiten die Arbeitsgruppe „Forschen-Gedenken-Handeln“ zu kontaktieren, die aus Gisela und Wolfgang Freier sowie Rainer Schulz und Elke Höver besteht, gibt´s per Mail unter stolpersteine-kommern@freenet.de.
pp/Agentur ProfiPress