Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

AllgemeinStadt Mechernich

Prototyp: die Mühlenpark-Brücke

Enge Verzahnung zwischen Wissenschaft und Praxis – Stadt begleitete als enger Partner das europäische Forschungsprojekt – „Nachhaltige Standardbrücke in Holzbauweise“ – Durchdachte Bauweise verlängert Lebensdauer von Holzbrücken gewaltig – Vorbild für die Zukunft

Mechernich – „Es geht um einen Prototyp, der im Mühlenpark über den Bleibach errichtet werden soll“, erklärte Jonas Thull, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fachhochschule Aachen, im zuständigen Stadtentwicklungsausschuss.

Der Prototyp ist das Ergebnis des Forschungsprojektes „Nachhaltige Standardbrücken in Holzbauweise“, für die sich federführend die Fachhochschule (FH) verantwortlich zeichnet.  Neben der FH gehören zum Planungsteam zwei Ingenieurbüros, ein Holzbaubetrieb, der Landesbetrieb Wald und Holz NRW als auch die Stadt Mechernich.

Jonas Thull, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fachhochschule Aachen, stellte den Prototyp vor, der im Mechernicher Mühlenpark errichtet werden soll und gleichzeitig als Vorbild für zukünftige Brückenbauwerke in Nordrhein-Westfalen dient. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Das Bauwerk soll als Vorbild für zukünftige Brücken dienen und werde nach dem neuesten Stand der Technik und der Forschung gebaut, so Thull: „Der Prototyp beruht auf den Ergebnissen einer umfangreichen Bestandsanalyse.“

An der Bestandsanalyse, die in der ersten Phase des Forschungsprojektes erfolgte und an der 292 von 396 Kommunen in Nordrhein-Westfalen teilgenommen haben, hatte ergeben, dass derzeit 96 Prozent der Holzbrücken nicht ausreichend geschützte Brücken sind und bereits vor der angesetzten Lebensdauer von 30 Jahren teilweise stark verschlissen sind.

Standardtyp entwickelt

Das Forscherteam hat daraufhin einen Standardtyp entwickelt. Dieser ist in der Art einer sogenannten „Deckbrücke“ konzipiert, dabei befinden sich die Hauptträger unterhalb eines robusten Gehbelags. In der Standardversion sind grundsätzlich Brückenlängen von bis zu 16 Meter möglich. Die maximale Nutzbreite liegt bei bis zu drei Meter.

Die Brücke, die direkt am Mühlenpark-Café errichtet werden soll, wird eine Spannweite von zehn Meter und Breite von 1,80 Meter umfassen.

In früheren Jahrhunderten habe man zum Schutz immer ein Dach über die Holzbrücke vorgesehen – wie etwa bei der ältesten europäischen Holzbrücke, die heute noch in Luzern erhalten ist.

„In der Moderne versuchen wir das jetzt mit anderen Mitteln“, machte Thull deutlich. Man hole das Dach eine Etage tiefer, also auf den Boden der Brücke. Bei dem neuen Modell wird ein Natursteinbelag das Tragwerk darunter schützen. „Weil wir damit eine deutlich höhere Lebensdauer haben“, erklärte Thull. „Damit können wir bei der Holzbrücke eine Lebensdauer von mindestens 80 Jahren erreichen. Das war in der Vergangenheit nicht üblich.“

Dadurch könne man auf eine aufwändige und pflegeintensive Dachkonstruktion verzichten, so der Jungforscher. Holz überzeuge nicht nur optisch, sondern auch was die Ökobilanz und den schädlichen CO2-Ausstoß angehe. Hauptsächlich Fichte und Lärche aus heimischen Wäldern soll bei dem Brückenbauwerk im Mühlenpark zum Einsatz kommen. 

Weiteres Monitoring

Die Brücke soll zusätzlich mit einem Monitoring ausgestattet werden. „Das bedeutet, wir als FH Aachen überwachen das Bauwerk nach Fertigstellung über mehrere Jahrzehnte und messen sowohl die Holzfeuchte, Temperatur, relative Luftfeuchtigkeit und Verformungen.“ Dazu werde man auch regelmäßig vor Ort sein, um die Daten auszuwerten.

Die Stadt Mechernich hat das Forschungsprojekt über drei Jahre intensiv begleitet – so war eine enge Verzahnung von Wissenschaft und Praxis möglich. Die Stadt freue sich und sei auch stolz darauf, Teil des europäischen Forschungsprojektes zu sein, so Stadtplaner Thomas Schiefer: „Hier wird Nachhaltigkeit gelebt.“ Die Zusammenarbeit mit der innovativen Fachhochschule und jungen kreativen Studenten habe Spaß gemacht. „Mit dem Projekt geht es schließlich auch um die Frage, wie nutzen wir Ressourcen zukünftig“, so Schiefer weiter.

Die Brücke sei zwar wie andere Holzbrücken auch in der „Anschaffung“ etwas teurer, dafür aber mit deutlich geringeren Instandhaltungskosten verbunden. Im Haushalt sind für das Vorhaben rund 25.000 Euro eingestellt. Für das außergewöhnliche Projekt versucht man außerdem noch Fördergelder zu akquirieren.

pp/Agentur ProfiPress