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Gegensätzliches im Rathaus-Flur

Die 22. Auflage der Ausstellung „Galerie im Rathaus“ wurde eröffnet – 25 Bilder von Ursula Franke und Karin Hoffmann sind die nächsten drei Monate zu sehen

Mechernich – Das Bild ist beeindruckend, schon allein ob seiner schieren Größe von 1,40 mal 1,60 Meter. Es zeigt einen stark blutenden Stier, das Rot explodiert vor dem grauen Hintergrund. Der schwarze Stier selbst ist nur schemenhaft zu erkennen, unscharf, wie in Bewegung. Wäre es ein Foto, würde man von einer zu langen Belichtung sprechen. Die Inspiration zu dem großformatigen Gemälde zog die Malerin Ursula Franke aus einem realen Stierkampf. „Ich war entsetzt über diese Feigheit des Toreros, darüber, dass die Menge jubelte, als dieses kraftvolle Tier verletzt wurde“, erklärt sie.

Karin Hoffmann (l.) und Ursula Franke stellen bei der 22. Auflage von „Galerie im Rathaus“ aus. Hier vor ihren Bildern „Maskerade“ (links, von Karin Hoffmann) und „Verschlungen“ (von Ursula Franke). Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Karin Hoffmann (l.) und Ursula Franke stellen bei der 22. Auflage von „Galerie im Rathaus“ aus. Hier vor ihren Bildern „Maskerade“ (links, von Karin Hoffmann) und „Verschlungen“ (von Ursula Franke). Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Ursula Franke ist nur eine Künstlerin, deren Bilder in den nächsten drei Monaten im Erdgeschoss des Mechernicher Rathauses ausgestellt sind. Kurator Franz Kruse, der für die 22. Auflage der „Galerie im Rathaus“ verantwortlich ist, hat diesmal Gegensätze als Thema gewählt. Nicht nur vom künstlerischen Ansatz her unterscheiden sich Ursula Franke und Karin Hoffmann. Auch innerhalb der Bilder sieht Kruse Gegensätze, etwa in Frankes Gemälde „Der Stier“. Die Künstlerin habe nämlich nicht nur den Stierkampf aus ihrer Sicht als Malerin, sondern auch aus ihrer Sicht als Tierschützerin dargestellt. „Der Stier stürzt sich auf den Torero, man erkennt das Blut, die Staubwolke und fragt sich: Wer gewinnt? Es ist fast nie der Stier“, beschreibt Kruse.

Der Hausherr, Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, eröffnete die Vernissage und begrüßte die zahlreich erschienen Gäste. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Der Hausherr, Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, eröffnete die Vernissage und begrüßte die zahlreich erschienen Gäste. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Frankes Bilder sind oft düster, verhuscht – aber eben dadurch ausdrucksstark. Bei „Ein Gedanke“ sieht man einen Kopf, aus dessen ober Hälfte nicht nur ein, sondern unzählige Gedanken zu explodieren scheinen. „Der Schreck“ wiederum erinnert an eines der ikonischsten Bilder von Miles Davis. Und es ist wohl eher ein interessanter Zufall, dass ausgerechnet das Bild „Liebespaar“ neben dem Eingang zum Trauzimmer hängt.

Kurator Franz Kruse, hier vor dem Großformat „Der Stier“ von Ursula Franke, führte in die Vernissage ein. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Kurator Franz Kruse, hier vor dem Großformat „Der Stier“ von Ursula Franke, führte in die Vernissage ein. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

„Meine Inspiration ziehe ich aus meiner Lebensgeschichte. Einige Bilder entstanden in einer Phase, in der es mir nicht so gut ging“, berichtet Ursula Franke. Es kommt auch vor, dass sie zunächst Skizzen anfertigt und diese dann umsetzt. So bei „Three Juwels“, das ihren Sohn und ihre Tochter bei der Taufe ihres Enkels zeigt. Der Blick der beiden erwachsenen Kinder ist voller Liebe auf den Nachwuchs gerichtet, weshalb Franke dieses Familienbild auch so gerne mag.

Der Rathausflur im Erdgeschoss war voll. Zahlreiche Kunstinteressierte wurden von den Bildern der beiden Künstlerinnen Ursula Franke und Karin Hoffmann angelockt. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Der Rathausflur im Erdgeschoss war voll. Zahlreiche Kunstinteressierte wurden von den Bildern der beiden Künstlerinnen Ursula Franke und Karin Hoffmann angelockt. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Ganz anders malt Karin Hoffmann. Ihre Farben sind kräftig und klar, sehr kontrastreich und scharf. Dafür ist das Dargestellte abstrakt, Hoffmans Bilder sind dem Konstruktivismus zuzuordnen. Doch die Inspiration ist die gleiche wie bei Franke: „Die Bilder kommen einfach aus dem Leben.“ Farbe und Ausdruck spielen dabei die Hauptrolle – und das freie Experimentieren.

Die Bilder von Ursula Franke entlocken eine geheimnisvolle Anziehungskraft. Hier das Bild „Wiedergeburt“. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Die Bilder von Ursula Franke entlocken eine geheimnisvolle Anziehungskraft. Hier das Bild „Wiedergeburt“. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Beispielhaft dafür sei „Zentralgestirn“ genannt, ein Ölbild auf Hartfaser, 122 mal 60 Zentimeter groß. Mittig befindet sich ein gelber Planet, rote Kreise umgeben ihn wie Umlaufbahnen, auf der Grenze jeder Umlaufbahn werden jeweils drei kleine Planeten festgehalten. Strahlen, die rechts durch ein röhrenähnliches Konstrukt in das Zentralgestirn führen, kommen als Prisma auf der anderen Seite wieder heraus und umfliegen ein weiteres metallenes Objekt.

„Karin Hoffmann kann aber auch anders, »Maskerade« ist dafür das beste Beispiel“, erzählt Franz Kruse. Bunt und grell wie eine aus dem Ruder gelaufene Karnevalsparty wirkt das Bild. In „Der Blick“ und „Der Mund“ präsentiert sie aber Stillleben, ein Auge und ein Mund, ganz in Rot.

Karin Hoffmann verfolgt mit ihren Bildern den konstruktivistischen Ansatz, wie das Bild „Zentralgestirn“ zeigt. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Karin Hoffmann verfolgt mit ihren Bildern den konstruktivistischen Ansatz, wie das Bild „Zentralgestirn“ zeigt. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

„Gegensätze – das klingt nach Konkurrenz und so ist das letztlich auch gemeint“, erklärt Franz Kruse den Ansatz der aktuellen Ausstellung während der Vernissage. Es gehe nicht nur um unterschiedliche Arbeiten und Arbeitsstile, sondern auch um die Bestätigung der Bevölkerungsmeinung, so Kruse weiter, denn: „Die Entscheidung für den ein oder anderen Kunststil bleibt immer eine Frage des persönlichen Geschmacks.“

Benedikt Wolter aus Dahlem untermalte die Vernissage musikalisch. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Benedikt Wolter aus Dahlem untermalte die Vernissage musikalisch. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Kontinuierliche Qualität – dass sie dazu fähig sind, müssen die Künstler bewiesen haben, die Kruse für die Ausstellung „Galerie im Rathaus“ anspricht. Kontinuität gilt aber auch für die Veranstaltung selbst. „Franz hat mit versprochen, dass er die Ausstellung so lange macht, wie es ihm möglich ist“, verkündete Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, der gleichzeitig überrascht und erfreut darüber war, dass so viele Gäste zur Vernissage gekommen waren. Diese wurde musikalisch umrahmt vom Gitarristen Benedikt Wolter aus Dahlem.

pp/Agentur ProfiPress