Dr. Schick nun Ehren-Geißbock
FC Köln-Fanclub feierte in Roggendorf sein 20-jähriges Bestehen mit den Legenden der 70er und 80er Jahre – Auch Landrat Markus Ramers wurde Ehrenmitglied
Mechernich-Roggendorf/Köln – Ich habe in 26 Jahren als Bürgermeister schon viele Feste mitgefeiert, aber auf einer FC-Fete bin ich noch nie gewesen“, sagte Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick bei der Geburtstagsfeier des Roggendorfer FC-Fanclubs „Geißböcke Nordeifel“, der im Restaurant „Zagreb“ sei 20-jähriges Bestehen feierte. Mit dabei war auch Landrat Markus Ramers, der im rot-weißen Fan-Schal des Kölner Geißbockclubs zur Geburtstagsfeier erschienen war.

Fanclub-Vorsitzender Günter Henk konnte in Roggendorf auch Gäste aus der Domstadt begrüßen, die einst Fußball-Weltmeister, Europameister, Deutsche Meister und DFB-Pokalsieger waren, und die damals bessere Zeiten des 1. FC Köln erlebt haben. Es waren fünf Legenden des Kölner Geißbockklubs, die gekommen waren, um das 20-jährige Bestehen des Fanclubs mitzufeiern. Karl-Heinz Thielen (85), Harald Konopka (72), Herbert „Zimbo“ Zimmermann (70), Stephan Engels (64) und Olaf Janssen (58), allesamt Ehrenmitglieder der Roggendorfer Geißböcke, sind ehemalige Spieler des 1. FC Köln, mit dem sie in den 70er und 80er Jahre sensationelle Erfolge feierten, von denen die heutigen Domstadt-Geißböcke nur träumen können.

Schon im Vorfeld der Veranstaltung hatte das FC-Präsidium mit Präsident Dr. Werner Wolf und den Vizepräsidenten Eckhard Sauren und Dr. Carsten Wettich dem Fanclub-Vorsitzenden Günter Henk zum 20-Jährigen gratuliert. Henk, dessen Ehefrau Renate und die heutige Vize-Vorsitzende Sandra Igel hatten den Fanclub am 15. April 2005 im Restaurant Ritterstube (heute „Zum Büffel“) in Hergarten geründet.
„Echte Fankultur“
Der Club wurde in den 20 Jahren jedoch nicht vor Schicksalsschlägen verschont. Kurz vor Weihnachten 2015 starb Henks Ehefrau Renate, später musste sich Günter Henk selbst nach einem Gehirnschlag wieder ins Leben zurückkämpfen. „Ich hätte niemals gedacht, dass ich 20 Jahre hinbekomme“ blickte Henk in Roggendorf auf seine Zeit als Vorsitzender zurück. Er sei stolz auf seinen Fanclub, der mit 22 Mitglieder „klein, aber fein“ sei.

Die Moderation der Geburtstagsfeier hatte der Kölner FC-Kenner und Buchautor Ralf Friedrichs übernommen, der unter anderem durch seine regelmäßigen Video-Fußballbeiträge „Theken-Philosophen“, zu sehen bei Facebook und YouTube, bekannt geworden ist. Friedrichs bescheinigte den Roggendorfer Geißböcken, „echte Fankultur“ zu leben. Die Anwesenheit der FC-Legenden beweise den hohen Stellenwert des Eifeler Clubs in der Fan-Szene.

Ein weiterer Gast in Roggendorf war der Kölner Verleger, Buchautor und Filmemacher Frank Steffan, der das Buch und den Film „Der mit dem Ball tanzte“ über die Euskirchener Legende Heinz „Flocke“ Flohe, sowie auch die FC-Dokumentationen „Das Double 1978“ und „Mythos Radrennbahn“ geschaffen hat. Henk habe ihm damals viel über Heinz Flohe erzählen können. „Darüber sind wir Freunde geworden“, so Steffan. Günter sei ein Freund, der zuhöre und der aktiv werde, wenn einer ein Problem habe. Steffan: „Da habt ihr einen guten Mann, behaltet euch den noch lange“.
Viele Erinnerungen
Moderator Ralf Friedrich stellte schließlich die FC-Legenden der 70er und 80er Jahre vor. Karl-Heinz Thielen sei als Spieler, Geschäftsführer und Manager an allen Titeln des FC beteiligt gewesen, Harald Konopka sei der Erfinder der Bananenflanke und wegen seiner kompromisslosen Grätschen gefürchtet gewesen.

Friedrichs erinnerte an „unglaubliche Tore“ von Stephan Engels, der damals im Europapokalspiel gegen Glasgow ein „tolles Ding unter die Latte gehauen“ habe. „Zimbo“ Zimmermann sei 1980 Europameister und auch 1978 bei der Weltmeisterschaft in Argentinien dabei gewesen. Olaf Janssen, derzeitiger Trainer von Viktoria Köln, habe 254 Spiele für den FC bestritten und 22 Tore erzielt.

Am Abend zeigte es sich, dass die Autogramme von Thielen, Konopka, Janssen, Zimmermann und Engels noch immer begehrt sind. Die Fünf hatten ihren Fans viel zu erzählen. Und auch über die heutige Situation beim FC sind sie nicht gerade glücklich. Harald Konopka: „In unserer Zeit war Vieles anders. Wir hatten mit Karl-Heinz Thielen einen Manager, der damals die beste und erfolgreichste FC-Mannschaft aller Zeiten zusammengestellt hat. Der FC müsse dem Nachwuchs größere Chance einräumen. „Wie soll ein junger Spieler zeigen, was er kann, wenn er nicht eingesetzt wird“, so der einstige Double-Gewinner.

An eine solche Situation erinnerte Karl-Heinz Thielen, der in den 70er Jahren als Manager den jungen Spieler Stephan Engels unter seinen Fittichen hatte. Engels sei schon früh als Ausnahmetalent aufgefallen. Das habe auch Leverkusens Manager Reiner „Calli“ Calmund mitbekommen. Der habe versucht Engels nach Leverkusen zu locken. „Wenn du von Köln einen Traktor bekommst, kriegst du von uns einen Mähdrescher“, habe Calli Engels den Wechsel nach Leverkusen schmackhaft machen wollen. Er aber habe Engels in Köln halten können, wo dieser zwölf Jahre einen tollen Job als Lizenzspieler gemacht habe.
Neue Ehrenmitglieder
Im Verlauf des Abends verliehen Günter Henk und Sandra Igel Urkunden an die Legenden, an Mitglieder des Fanclubs und an Gäste. So wurden Landrat Markus Ramers, Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und Roggendorfs Ortsbürgermeister Josef Metternich zu Ehrenmitgliedern ernannt. Bei der Übergabe der Ernennungsurkunde berichtete Bürgermeister Dr. Schick, dass sein Fußballherz höher im Norden schlage und outete sich als Anhänger des Dortmunder BVB. Ein Symbol der schon seit der Saison 2010/11 anhaltenden Fanfreundschaft zwischen den beiden Vereinen.

Dagegen wies der rot-weiße Schal von Markus Ramers darauf hin, dass der Landrat ein Fan des 1.FC Köln ist. Er habe seit langer Zeit eine Dauerkarte, könne jedoch jetzt als Landrat nicht mehr alle Heimspiele des FC besuchen. Die Legenden von damals habe er als Fan noch nicht erlebt. „Meine Zeit fing bei Lukas Podolski an“, so Ramers.
Ehrenmitglieder wurden auch die ältesten Mitglieder des Fanclubs, Nelly (85) und Jörg Barnert (80) aus Kalenberg. Trotz ihres hohen Alters besuchen beide noch jedes Heimspiel des FC. „Und sie fehlen bei keinem Monatsstammtisch“, so Günter Henk. Ein weiteres neues Ehrenmitglied ist Udo Ketterer aus Köln Porz. „Er hat sich dafür eingesetzt, dass in Porz ein Weg in »Heinz-Flohe-Weg« umbenannt worden ist“, bedankte sich Clubvorsitzender Günter Henk.
pp/Agentur ProfiPress