Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

AllgemeinGdG St. Barbara MechernichStadt Mechernich

„Wikipedianer“ für Kirchenkunst

Mechernicher Apotheker und TuS-Vorsitzender Dr. Peter Schweikert-Wehner (55) forscht unter dem Pseudonym „Tryptychon“ unter anderem über einen öffentlich weitgehend ungewürdigten großen Kunstschatz, den „Roggendorfer Schnitzaltar“ von 1500

Mechernich-Roggendorf – Der Mann nennt sich bei Wikipedia „Tryptychon“ und hat bereits über 3600 kunstgeschichtliche Expertisen für das berühmte Internetlexikon erarbeitet, hauptsächlich über Kölner Kirchenschätze, aber auch aus dem Stadtgebiet Mechernich, beispielsweise über den Roggendorfer Schnitzaltar oder die Kallmuther Pieta.

Rechts Dr. Peter Schweikert-Wehner (55), der als „Wikipedianer“ das Pseudonym „Tryptychon“ benutzt und der auch seinen 13-jährigen Sohn Lukas schon in seine kunsthistorischen Betrachtungen einbezieht, hat zu Jahreswechsel entscheidend zu einer Publikation in der Rheinzeitung über den kunsthistorisch bedeutsamen „Roggendorfer Schnitzaltar“ beigetragen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Rechts Dr. Peter Schweikert-Wehner (55), der als „Wikipedianer“ das Pseudonym „Tryptychon“ benutzt und der auch seinen 13-jährigen Sohn Lukas schon in seine kunsthistorischen Betrachtungen einbezieht, hat zu Jahreswechsel entscheidend zu einer Publikation in der Rheinzeitung über den kunsthistorisch bedeutsamen „Roggendorfer Schnitzaltar“ beigetragen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

„Tryptychon“ ist Jahrgang 1968, ein bekannter Mann am Bleiberg, eigentlich promovierter Apotheker, nebenbei TuS-Vorsitzender und Mechernicher Ratspolitiker. Erst zur Jahreswende hat Dr. Peter Schweikert-Wehner, so sein vollständiger Name, in der Rheinzeitung Schlagzeilen gemacht mit seinen Erkenntnissen zum so genannten „Roggendorfer Schnitzaltar“, der um 1500 an der Nahe entstand und 1891 als Schenkung der Bergbaubetreiber-Familie Kreuser nach Roggendorf kam.

Dass Peter Schweikerts heimliche Leidenschaft Kirchenschätzen und ihren Ursprüngen gehört, mag überraschen, wer ihn bislang nur als Karnevalsprinz, Fußballpräsident und Stadtratskandidat wahrgenommen hat. Für ihn selbst ist alles ganz logisch: „Ich bin in Sinzig aufgewachsen und habe mich schon von Kind auf für die Sinziger Kirchen und ihre Darstellungen fasziniert.“

Interesse für „Kölner Malerschule“

Neben seinem Pharmaziestudium hat Schweikert später in Köln auch ein wenig Geschichte, Kunst und Germanistik belegt und sich begonnen, für die Angehörigen der so genannten „Kölner Malerschule“ zu interessieren.

Das sind oft namenlose Künstler mit bedeutender Schaffenskraft im 14. und 15. Jahrhundert, die nach ihren Werken benannt werden, so der „Meister des Bartholomäus-Altars“ oder „des Klarenaltars“, aber auch „Meister Wilhelm zu Köln, der beste Maler in Deutschen Landen“, vermutlich Stefan Lochner, oder Rogier van der Weyden, dessen Mitarbeiter und Schüler den Columba-Altar schufen und „Meister der Barbaralegende“ und „Meister von Sainte Gudule“ und „Meister der Ursulalegende“ waren.

Die helle Roggendorfer Filialkirche St. Johannes Baptist (r.) wurde Ende des 19. Jahrhunderts errichtet, links in dunklem Backstein die evangelische Kirche Roggendorf von 1867. 893 wurde der Ort als „Rochendorpht“ im Güterverzeichnis der Abtei Prüm erstmals genannt. Luftbild: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Die helle Roggendorfer Filialkirche St. Johannes Baptist (r.) wurde Ende des 19. Jahrhunderts errichtet, links in dunklem Backstein die evangelische Kirche Roggendorf von 1867. 893 wurde der Ort als „Rochendorpht“ im Güterverzeichnis der Abtei Prüm erstmals genannt. Luftbild: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Dr. Peter Schweikert-Wehner alias „Tryptychon“, der im Jahr 2024 seine 4000. Arbeit bei Wikipedia einstellen will, ein „ehrgeiziges Vorhaben“, wie er selbst einräumt, war jetzt dem Bad Kreuznacher Autor und Lokalredakteur Josef Nürnberg durch seine Nachforschungen für Wikipedia behilflich, einen ganzseitigen Zeitungsartikel in der Rheinzeitung über den Roggendorfer Schnitzaltar zusammenzustellen.

„Die Feiertagsseite zeigt die ganze Pracht des Schnitzaltares. Nicht zufällig tragen die Heiligen goldene Gewänder – steht das Gold doch für den Himmel, wo die Heiligen aufgrund ihres heiligen Lebens schon angelangt sind“, schreibt der Redakteur Josef Nürnberg in der Kreuznacher „Rheinzeitung“. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
„Die Feiertagsseite zeigt die ganze Pracht des Schnitzaltares. Nicht zufällig tragen die Heiligen goldene Gewänder – steht das Gold doch für den Himmel, wo die Heiligen aufgrund ihres heiligen Lebens schon angelangt sind“, schreibt der Redakteur Josef Nürnberg in der Kreuznacher „Rheinzeitung“. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

„1891 kam der Altar als Geschenk der Witwe des 1884 verstorbenen Karl Kreuser, an seinen heutigen Standort. Der Flügelaltar war vorher in Kreuznach aufgestellt und wurde von R. Hieronymi (Bonn) restauriert, ehe er nach Roggendorf kam.“, schreibt Schweikert bei Wikipedia, das Handbuch des Bistums Aachen zitierend.

Und weiter: „Der Altar hat eine Gesamtgröße von 2,35 × 2,80 Meter. Dargestellt sind im quadratischen Mittelfeld, das etwa 1,40 m breit ist, Maria Königin mit dem Christuskind. Maria steht auf einer Mondsichel mit Gesicht, umrahmt durch die Apostel Petrus und Paulus. Über dem Baldachin steht in lateinisch eine Inschrift, die zu übersetzen ist mit: »Königin des Himmels, freue dich, denn der, den du zu tragen würdig warst, ist auferstanden, wie er gesagt hat. Bitte Gott für uns, Alleluja.«“

„Domus aurea, Rosa mystica“

Neben den drei Figuren im Mittelfeld stehen auf vier gewundenen Säulchen kleine Engelfiguren, die Spruchbänder mit Anrufungen aus der Lauretanischen Litanei halten: „Domus aurea (goldenes Haus), Stella matutina (Morgenstern), Rosa mystica (geheimnisvolle Rose), Janua coeli (Pforte des Himmels).“

Die übrigen Apostel außer Judas seien in den Flügeln zusammen mit der heiligen Katharina (mit zerbrochenem Rad) und der heiligen Barbara (mit Kelch) zu sehen. „Bei Letzterer könnte es sich auch um die heilige Odilia aus dem Elsass oder die heilige Klara handeln, die beide ebenfalls mit Kelch als Attribut abgebildet werden“, schreibt Schweikert.

Dr. Peter Schweikert-Wehner alias „Tryptychon“, der im Jahr 2024 seine 4000. Arbeit bei Wikipedia einstellen will, war dem Bad Kreuznacher Autor und Lokalredakteur Josef Nürnberg bei dieser Zeitungsseite in der Rheinzeitung über den Roggendorfer Schnitzaltar behilflich. Repro: Sabine Roggendorf/pp/Agentur ProfiPress
Dr. Peter Schweikert-Wehner alias „Tryptychon“, der im Jahr 2024 seine 4000. Arbeit bei Wikipedia einstellen will, war dem Bad Kreuznacher Autor und Lokalredakteur Josef Nürnberg bei dieser Zeitungsseite in der Rheinzeitung über den Roggendorfer Schnitzaltar behilflich. Repro: Sabine Roggendorf/pp/Agentur ProfiPress

Die Rückseiten der Flügel zeigen die Verkündigung Mariens. Das Schriftband enthält die Verkündigungsworte: „Ave, gratia plena, Dominus tecum (Gegrüßet seist Du, voll der Gnade, der Herr ist mit Dir).“ Und das ist für „Tryptychon“ eine Sensation, wie er dem Kollegen aus Bad Kreuznach und dem Mechernicher „Bürgerbrief“ offenbarte:

Es handelt sich nämlich bei den rückwärtigen Bildern um eine exakte Kopie eines Flügels des Orlier-Retabels von Martin Schongauer. Beide Flügel sind handschriftlich signiert mit: „Cop R. Hieronymi 1891 Nach Martin Schön, Colmar“. Das Original befindet sich im Museum Unterlinden in Colmar. Martin Schongauers Name wird in einem Zug mit der Kölner, aber auch der flämischen Malerschule (Jan van Eyk) genannt. Albrecht Dürer interessierte sich für seine Meisterwerke.

„Zitiert“, nicht „abgekupfert“

Hieronymi habe die Darstellungen nicht im Sinne eines heutigen Plagiats „abgekupfert“, so Peter Schweikert-Wehner, sondern gewissermaßen „zitiert“, was in der bildenden Kunst und der Musik früher nicht unüblich war. „Tryptychon“, der auch seinen 13-jährigen Sohn Lukas bereits in seine kunsthistorischen Betrachtungen einbezieht: „Schöngauers malerisches Hauptwerk, die Madonna im Rosenhag, (Original in der Dominikanerkirche Colmar), ist praktisch 1:1 auf der Rückseite des Roggendorfer Schnitzaltars abgebildet.“

„Ich bin in Sinzig aufgewachsen und habe mich schon von Kind auf für die Sinziger Kirchen und ihre Darstellungen fasziniert“, erzählte der Mechernicher „Wikipedianer“ dem „Bürgerbrief“. Neben seinem Pharmaziestudium hat Peter Schweikert später in Köln auch Geschichte, Kunst und Germanistik belegt und begonnen, sich für die „Kölner Malerschule“ zu interessieren. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
„Ich bin in Sinzig aufgewachsen und habe mich schon von Kind auf für die Sinziger Kirchen und ihre Darstellungen fasziniert“, erzählte der Mechernicher „Wikipedianer“ dem „Bürgerbrief“. Neben seinem Pharmaziestudium hat Peter Schweikert später in Köln auch Geschichte, Kunst und Germanistik belegt und begonnen, sich für die „Kölner Malerschule“ zu interessieren. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

In seinem Erscheinungsbild erinnert der Kreuznacher bzw. Roggendorfer Klappaltar den leidenschaftlichen Kirchenkunstforscher vom Bleiberg an die Ulmer Flügelaltäre des 16. Jahrhunderts. Diese Theorie erscheint dem Kreuznacher Autor Josef Nürnberg schlüssig: „Ich habe mir Altäre aus der Ulmer Schule in Dorfkirchen der Umgebung angeschaut. Neugierig war ich durch die Dissertationsschrift von Maximilian Benker »Ulm in Nürnberg – Simon Lainberger und die Bildschnitzer für Michael Wolgemut« geworden.“

Der Bonner Meister Hieronymi habe die Darstellungen auf der Rückseite des Roggendorfer Schnitzaltares, die Verkündigung Mariens, keineswegs im Sinne eines heutigen Plagiats „abgekupfert“, so Peter Schweikert-Wehner, sondern gewissermaßen von Martin Schongauer (Colmar) „zitiert“, was in der bildenden Kunst und der Musik früher nicht unüblich gewesen sei. Foto: Peter Schweikert-Wehner/pp/Agentur ProfiPress
Der Bonner Meister Hieronymi habe die Darstellungen auf der Rückseite des Roggendorfer Schnitzaltares, die Verkündigung Mariens, keineswegs im Sinne eines heutigen Plagiats „abgekupfert“, so Peter Schweikert-Wehner, sondern gewissermaßen von Martin Schongauer (Colmar) „zitiert“, was in der bildenden Kunst und der Musik früher nicht unüblich gewesen sei. Foto: Peter Schweikert-Wehner/pp/Agentur ProfiPress

pp/Agentur ProfiPress