Von breiten Schultern getragen
Gewerbesteuer stützt Mechernicher Haushalt – Kämmerei rechnet für das laufende Jahr mit höherem Überschuss als erwartet – Inflation, Zinsentwicklung und Konjunktursorgen drücken Erwartungen für das Jahr 2023
Mechernich – Der Kaufmann kalkuliert von Natur aus vorsichtig. Der Mechernicher Teamleiter Kämmerei auch. Daher ist es umso schöner, wenn Stefan Mannz die Prognosen für das laufende Haushaltsjahr nach oben korrigieren kann. Der Überschuss soll demnach um rund 490.000 Euro auf etwas über 535.000 Euro ansteigen. „Der Hauptgrund dafür sind die Gewerbesteuern“, so Mannz während der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Dienstagabend. Dort präsentierte er in Vertretung von Kämmerer Ralf Claßen den ersten Finanzbericht für dieses Jahr.
Die Gewerbesteuern haben demnach eine überaus positive Entwicklung genommen. „Aktuell haben sie die 13-Millionen-Euro-Marke überschritten“, so der Teamleiter gegenüber den Ausschussmitgliedern in der Kommerner Bürgerhalle. Vor einigen Jahren hätte er die Zehn-Millionen-Euro-Marke für kaum erreichbar gehalten. Aber offenbar trägt der in Mechernich vollzogene Strukturwandel inzwischen Früchte.
Viele Unternehmen angesiedelt
„Wir haben uns in den zurückliegenden 20 Jahren von der Abhängigkeit weniger großer Steuerzahler befreien können“, stellte Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick dann auch fest. Inzwischen werden die Mechernicher Finanzen von breiten Schultern getragen. „Wir haben viele kleinere und mittelgroße Unternehmen bei uns ansiedeln können. Die sind nicht so sehr konjunkturellen Schwankungen unterworfen. Das stützt uns auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten“, so der Bürgermeister weiter.
Nichtsdestotrotz haben die Mechernicher Finanzverantwortlichen auch die künftige Konjunkturentwicklung im Blick. Nachdem das Haushaltsjahr 2022 voraussichtlich im Plus abschließen wird, gibt es einige Faktoren, die die Erwartungen für das kommende Jahr drücken. Stefan Mannz nennt die Inflation und insbesondere die Energiekosten. Die sind bereits jetzt ordentlich angezogen und sorgen für Mehraufwendungen im Haushalt. Der Unterhalt städtischer Liegenschaften wird sich dadurch auf absehbare Zeit noch weiter erhöhen.
Kredite werden teurer
Ein weiteres Risiko für den städtischen Etat sind die Zinsen, die nach den Entscheidungen der Europäischen Zentralbank voraussichtlich steigen werden. Das verteuert die Kredite, die die Stadt für Investitionen aufnehmen muss. Eine weitere Kursentwicklung haben die Verantwortlichen im Mechernicher Rathaus auch immer im Blick. Denn der Wechselkurs von Euro zu Schweizer Franken hat Einfluss auf die Kredite, mit denen Rathaus- und Polizeineubau einst bezahlt wurden. Aktuell steht ein Minus von 1,15 Millionen Euro in den Büchern. Ein Wert, der sich mit jeder Kursbewegung verändert –abgerechnet wird allerdings erst am Schluss.
Trotzdem führt der vorsichtige Finanzexperte diese Entwicklung unter der Rubrik Risiken auf. Ebenso müssen Stefan Mannz und das Kämmerei-Team die Entwicklung der Kreisumlage im Blick behalten. Auch die Schlüsselzuweisungen sind bei den weiteren Planungen ein Aspekt. Denn gute Gewerbesteuerergebnisse führen im folgenden Jahr zu weniger Zuweisungen vom Land.
Es gibt also einige Themen für die anstehende Haushaltsplanung. Die aktuelle Zeitplanung sieht vor, den Entwurf am 13. Dezember in den Rat einzubringen. Im Frühjahr 2023 stehen dann die politischen Vorberatungen und der Beschluss im Rat auf dem Terminplan.
pp/Agentur ProfiPress