Starkes Zeichen für das Krankenhaus
Mechernicher Stadtrat verabschiedet Resolution zum Erhalt wichtiger Abteilungen – Kurz vor der Sitzung gab es bereits gute Nachrichten für den perinatalen Schwerpunkt
Mechernich – Die Präsentation von Martin Milde hatte sich am Abend zur Sondersitzung des Mechernicher Stadtrats in einem wesentlichen Teil schon überholt. Denn kurz vor der Sitzung erhielt der Geschäftsführer der Kreiskrankenhaus Mechernich GmbH eine super Nachricht aus Düsseldorf. „Ich habe eben die Mail erhalten, dass uns der perinatale Schwerpunkt weiterhin zuerkannt wird“, so Martin Milde. Die Streichung von Leistungen in der Kardiologie ist damit allerdings noch nicht vom Tisch.
Doch der Reihe nach. Denn das Land NRW arbeitet seit geraumer Zeit an einer neuen Krankenhausplanung, die eigentlich zum 1. Januar 2025 umgesetzt werden sollte, nach neuen Vorgaben jedoch jetzt zum 1. April 2025 in Kraft treten soll. „Grundsätzlich halte ich das Ziel, mehr Zentralisierung und Spezialisierung zu erreichen, für richtig“, betont Martin Milde im Mechernicher Ratssaal. Er kann auch dem Ansatz etwas abgewinnen, dass nicht mehr mit dem Bett als Planungsgröße gearbeitet wird, sondern mit Leistungsgruppen, die in den jeweiligen Krankenhäusern angeboten werden können.
Dass aber dem Mechernicher Kreiskrankenhaus der perinatale Schwerpunkt und auch Bereiche der Kardiologie aberkannt werden sollten, da hat der Geschäftsführer naturgemäß etwas dagegen. „Im Zusammenspiel von Geburts- und Kinderklinik hätten wir 300 bis 400 Geburten pro Jahr nicht mehr machen dürfen“, so Martin Milde. Aber das sei nur die eine Seite. Diese Geburten hätten Kliniken in Bonn übernehmen müssen. Eine utopische Vorgabe, weil dort die Kapazitäten so kurzfristig überhaupt nicht bereitgestellt werden könnten.
Argument Fallzahlen
Mit der jüngsten Mail aus Düsseldorf ist dieses Szenario vom Tisch. Der Kampf um die Kardiologie wird unterdessen weitergefochten. „Das Beispiel der Geburtsklinik hat aber gezeigt, dass unsere Argumente in Düsseldorf durchaus ernsthaft geprüft werden“, betonte Martin Milde im Ausschuss. Und Argumente für die Kardiologie hat der Geschäftsführer einige.
Vor allem lenkte er den Blick auf die Fallzahlen. Denn die sind ein Indikator dafür, dass ein Krankenhaus in Bereichen mit hohen Fallzahlen auch eine besondere Expertise vorweisen können. „Die Ist-Fallzahlen 2023 liegen in unserem Haus mehr als 80 Prozent über den Fallzahlen im Euskirchener Krankenhaus“, berichtet Martin Milde. Daher sei die Begründung des Gesundheitsministerium, einen Teil der Mechernicher Kardiologie „zu Gunsten eines leistungsfähigeren Versorgers“ zu schließen, schlicht und ergreifend nicht zutreffend.
Zudem habe Mechernich im Vergleich zu Euskirchen zwei statt einem Herzkathetermessplatz. „Wir haben in diesem Bereich in den vergangenen Jahren strategisch investiert“, berichtet Martin Milde. So verfüge Mechernich inzwischen über eine hochmoderne apparative Ausstattung. Mit Dr. Erol Saygili, dem neuen Chefarzt der Kardiologie, ist zum Beispiel ein hochauflösendes 3D-Mapping System in Mechernich eingezogen, das zusätzlich zu den bewährten Methoden Behandlung von komplexen Herzrhythmusstörungen ermöglicht.
„Abgesehen von der Technik und den finanziellen Auswirkungen macht die aktuelle Unsicherheit über die Zukunft der Kardiologie auch etwas mit den Menschen, die dort arbeiten“, betonte Martin Milde. Daher werde er sich auch weiterhin für den Erhalt einsetzen.
Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber
Der Rückenwind für ihn und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war ihm dabei im Rat sicher. Die Politiker sorgten mit einem einstimmigen Votum für die Resolution für einen starken Appell in Richtung Düsseldorf und den dortigen Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Eine Resolution mit dem Titel „Gegen die Gefährdung der Gesundheitsversorgung im Kreis Euskirchen – Für den Erhalt des Krankenhauses Mechernich“.
Dessen Bedeutung für die Stadt betonte Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick. „Hier arbeiten zwischen 1100 und 1200 Mitarbeiter. Rund 19.000 stationäre Patienten werden dort jährlich versorgt. Das Haus mit einer Geschichte bis in die Zeit des Bergbaus verfügt heute über 418 Betten und 13 Fachkliniken“, sagte der erste Bürger der Stadt. Mit einem Umsatz von rund 120 Millionen Euro sei die Klinik auch ein Wirtschaftsfaktor. Zudem habe sich rund um das Krankenhaus eine beeindruckende medizinische Infrastruktur etabliert, die es für die Gesundheitsversorgung der Menschen im Kreis Euskirchen zu sichern gelte.
Er dankte Dr. Peter Schweikert, der als Fachmann maßgeblich an der Erarbeitung der Resolution beteiligt war. Die ist nach dem positiven Votum inzwischen unterwegs in Richtung Düsseldorf – in der Hoffnung, dass nach der guten Nachricht für den perinatalen Schwerpunkt, bald auch eine erlösende Nachricht für die Kardiologie in Mechernich eintrifft.
pp/Agentur ProfiPress