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Solidarität mit dem jüdischen Volk

Pogromgedenken am 10. November in Mechernich soll auch als Protest gegen wieder erstarkende politische Kräfte verstanden werden – Start um 17 Uhr ab der früheren Bäckerei des ermordeten „Judenfreundes“ Andreas Girkens

Mechernich – Gelegenheit, Solidarität mit dem immer noch bedrängten und terrorisierten jüdischen Volk zu bekunden, sind die diesjährigen Pogromgedenken in der Stadt Mechernich. Im Kernort organisieren einmal mehr Franz-Josef Kremer, die Kirchen und die weiterführenden Schulen einen Gedenkgang am Freitag, 10. November, um 17 Uhr ab Bahnstraße 49 nahe der Einmündung der Arenbergstraße, wo vor dem Krieg die Bäckerei des von Nazis ermordeten „Judenfreunds“ Andreas Girkens stand.

Pogromgedenken 2019 an den Gräbern Mechernicher Juden auf dem Friedhof im Steinrausch. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Pogromgedenken 2019 an den Gräbern Mechernicher Juden auf dem Friedhof im Steinrausch. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Von dort geht der Gedenkgang über zwei weitere Stationen durch die Stadt bis zum Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Franz-Josef Kremer hat der Veranstaltung ein Zitat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeiers vorangestellt: „Wer sich nicht erinnert, was geschehen ist, hat auch vergessen, was geschehen kann.“

Kremer erinnert in einer Pressemeldung zur Ankündigung des Pogromgedenkens in Mechernich an die für die Naziherrschaft markanten Jahre 1933, 1938 und 1943. Vor 90 Jahren wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Fast unmittelbar erfolgten die ersten Aktionen gegen Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter und die jüdische Bevölkerung.

Zerstört und geplündert

In Mechernich wurde der demokratisch gewählte Bürgermeister Dr. Felix Gerhardus aus dem Amt entfernt, es gab erste antisemitische Aktionen und Angriffe auf die, die zu widersprechen wagten. Fünf Jahre später gingen vom 9. auf den 10. November Synagogen in Flammen auf, jüdische Geschäfte und Einrichtungen wurden zerstört und geplündert, auch in Mechernich.

1943 schließlich, also vor 80 Jahren, fanden Aufstände im Warschauer Ghetto und in den Konzentrationslagern Sobibor und Treblinka statt. Der verzweifelte Versuch, die Mordmaschine der Nazis anzuhalten, scheiterte. Kremer: „Es war auch das Jahr, in dem die Mitglieder der Widerstandsgruppe »Weiße Rose« in München hingerichtet wurden. In Mechernich gab es 1943 keine Juden mehr, die letzten wurden 1942 in Vernichtungslager deportiert…“

Franz-Josef Kremer, die Kirchen und die weiterführenden Schulen organisieren den Mechernicher Gedenkgang am Freitag, 10. November, um 17 Uhr ab Bahnstraße 49 nahe der Einmündung der Arenbergstraße, wo vor dem Krieg die Bäckerei des von Nazis ermordeten „Judenfreunds“ Andreas Girkens stand. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Franz-Josef Kremer, die Kirchen und die weiterführenden Schulen organisieren den Mechernicher Gedenkgang am Freitag, 10. November, um 17 Uhr ab Bahnstraße 49 nahe der Einmündung der Arenbergstraße, wo vor dem Krieg die Bäckerei des von Nazis ermordeten „Judenfreunds“ Andreas Girkens stand. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Der Gedenkgang am Freitag, 10. November, ab 17 Uhr solle nicht nur an das erinnern, was damals geschehen ist, so Kremer: „Die Kräfte, die Deutschland, Europa, die ganze Welt in ein nie dagewesenes Verderben geführt haben, sind wieder da und werden täglich stärker. Dagegen gilt es, ein Zeichen zu setzten.“

Am Schluss seiner Erklärung zum Pogromgedenken zitiert Franz-Josef Kremer den Widerstandskämpfer Martin Niemöller („Bekennende Kirche“): „Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte…“

pp/Agentur ProfiPress