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Schutz vor Radon

Unsichtbares radioaktives Gas gibt es überall, aber in manchen Gebieten überreichlich – Rißdorfer Ingenieur Richard Zinken (56) saniert Gebäude und klärt über gesundheitliche Gefahren auf – Stadt Mechernich hat öffentliche Gebäude und Schulen untersuchen lassen, aber nur unbedenkliche Werte gemessen

Mechernich-Rißdorf/Eifel – „Radon ist ein radioaktives Edelgas, welches insbesondere in hohen Konzentrationen gesundheitsschädigend ist. Hält man sich über längere Zeit in Räumen mit hohen Radonkonzentrationen auf, erhöht sich das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken“.

Dieses Zitat ist weder ein Hirngespinst aus der Querdenkerszene, noch Panikmache. Es stammt von der Zentralen Radonstelle des Landes Nordrhein-Westfalen, dem Landesinstitut für Arbeitsgestaltung. Radon kommt natürlicherweise und überall auf der Erde vor, allerdings in unterschiedlichen Konzentrationen.

Trotz klarer gesetzlicher Vorgaben und Formulierungen und regionsweise reichlich vorkommenden Radons gehört keine einzige Gemeinde des Bundeslandes NRW ebenso wie seines südlichen Nachbarn Rheinland-Pfalz zu den im Bundesstrahlenschutzgesetz vorgesehenen Radonvorsorgegebieten und hat auch keinen Radonmaßnahmenplan, wie der Rißdorfer Ingenieur Richard Zinken kritisiert.

Er erhob seine Stimme in den vergangenen Wochen in Fernsehsendungen wie „Markt“ (WDR) oder „Frontal“ (ZDF), aber er kam auch im Bayerischen Rundfunk, bei NDR, RTL, VOX und Arte zu Wort. Dem Mechernicher „Bürgerbrief“ sagte der 56-jährige Ingenieur, sechsfache Familienvater und Betreiber der Firma „RADEA Stammhaus GmbH“: „Es war vermutlich ein Fehler, in den Ausführungsbestimmungen zum bundesweiten Strahlenschutzgesetz den einzelnen Bundesländern selbst zu überlassen, ob und wie sie sich einstufen.“

Richard Zinken möchte mit seiner Öffentlichkeitsarbeit – so jetzt auch über den Mechernicher „Bürgerbrief“ – Aufmerksamkeit für das Problem Radonbelastung bekommen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Belgische Eifel komplett Vorsorgegebiet

Das deutsche Strahlenschutzgesetz hat 2017 mit Beschluss von Bundestag und Bundesrat den Referenzwert von 300 Bq/m3 für die Radonaktivitätskonzentration im Jahresmittel für Aufenthaltsräume und für Arbeitsplätze festgelegt (§ 124 und 126 StrlSchG). „Wenn möglich soll dieser Referenzwert nicht überschritten werden“, so Thomas Hambach, der Erste Beigeordnete der Stadtverwaltung Mechernich. Bei einer Überschreitung des Referenzwertes an Arbeitsplätzen ergäben sich für den Arbeitgeber gemäß §§ 127ff StrlSchG weitergehende Pflichten.

Richard Zinken hält die Nordeifel definitiv für ein Radonvorsorgegebiet, Messungen in Kallmuth, Bergstein, in Holzheim, Nettersheim und vielen anderen Orten hätten es bestätigt: „Die benachbarte Deutschsprachige Gemeinschaft in Belgien um Eupen, Malmedy und St. Vith ist komplett als Radongebiet eingestuft!“

Die bundesdeutsche Eifel hingegen gar nicht – wo es nach Zinkens Feststellungen reichlich Radonausdünstungen mit Süd-Nordgefälle gibt. In Rißdorf misst er kaum radioaktives Gas, in Kallmuth aber schon und in Blankenheim mehr als in Nettersheim…

In einem Radonvorsorgegebiet wird der Referenzwert von 300 Becquerel pro Kubikmeter in einer beträchtlichen Anzahl von Gebäuden überschritten. Hier gelten dann besondere Regeln für den Schutz vor Radon, insbesondere bei Neubauten und bei Arbeitsplätzen, die im Erdgeschoss oder Keller liegen.

Besondere Sensibilität sollte in Schulen und Kindergärten herrschen, so der sechsfache Vater aus Rißdorf. Die Methoden, Radon festzustellen und ausschalten, seien relativ einfach und nicht unbedingt kostspielig. Wie aus der Stadtverwaltung Mechernich auf Nachfrage mitgeteilt wurde, haben dort bereits in den Jahren 2020 und 21 Messungen in verschiedenen Gebäuden wie Schulen oder dem Rathaus über einen Zeitraum von einem Jahr stattgefunden. „Alle Messungsergebnisse lagen unter 100 Becquerel und damit im absolut unauffälligen Bereich“, so der stellvertretende Verwaltungschef Thomas Hambach.

„Radon ist das Produkt einer radioaktiven Zerfallskette aus Uran“, konstatiert der Rißdorfer Ingenieur. Wo Radon in erhöhter Konzentration vorkomme und zum Beispiel aus Schiefergestein und Granit Radon freigesetzt wird, gelangt das dann in unsere Lunge und reichert sich im Körper an. Zinken: „Buntsandstein wie in der Mechernicher Ecke ist weniger anfällig.“

Nach einem Maschinenbau-Studium an der RWTH Aachen beschäftigte er sich der heute 56-jährige Ingenieur und sechsfache Familienvater als Mitarbeiter verschiedener Industrieunternehmen mit den Themen Produktion/Produktionssystematik, Effizienz und Prozesssicherung. Anschließend wechselte er in den Bereich M & A und danach in den internationalen Vertrieb komplexer Produkte und Systeme.

Seit 2011 leitete Zinken die Vertretung eines schwedischen Unternehmens in Deutschland und der Schweiz. In Skandinavien lernte Richard Zinken das Thema Radon im Rahmen des Stadt-Sanierungsprojektes in Linköping kennen.

Richard Zinken mit dem stellvertretenden bayerischen Ministerpräsidenten und bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Foto: Radea

 Kindergärten und Schulen saniert

Mit seiner Firma Radea hat der Rißdorfer unter anderem bereits einige Schulen, Kindergärten und andere öffentliche Gebäude im Hochsauerlandkreis und in Arnsberg, in Bayern, Sachsen und Baden-Württemberg in Angriff genommen. Auch 22 Kasernengebäude wurden von Radea radonsaniert.

Neben seiner geschäftlichen Ingenieurstätigkeit gehört Richard Zinken zu den Initiatoren der in Gründung befindlichen „Stiftung Radonschutz“ an. Das ist ein interdisziplinärer Zusammenschluss von Medizinern, Bausachverständigen, Ingenieuren und Juristen.

Richard Zinken weiß aus seiner beruflichen Tätigkeit, dass man in Wohnhauskellern, Firmen und öffentlichen Einrichtungen natürlicherweise ausströmendes Gas beherrschen kann. Durch die Behebung von Baumängeln, abdichtende bauliche Maßnahmen, Be- und Entlüftung – oder durch das Absaugen des gesundheitsbedrohlichen Gases.

Richard Zinken: „In den allermeisten Fällen kann man rasch und gründlich helfen. Die Radonbelastung sinkt dann sofort und abrupt auf unter hundert Becquerel. Manchmal können die Maßnahmen im Rahmen ohnehin fälliger subventionsfähiger Isolierungsarbeiten durchgeführt werden.“

In Zinkens Radonsanierungsfirma Radea. Der Rißdorfer kämpft auch in der in Gründung befindlichen „Stiftung Radonschutz“, einem interdisziplinären Zusammenschluss von Medizinern, Bausachverständigen, Ingenieuren und Juristen. Foto: Radea

Alleine das Verfahren „Kopf in den Sand stecken“ sei überhaupt nicht hilfreich, das in NRW und Rheinland-Pflanz, aber auch in anderen Bundesländern zurzeit angewendet werde. Wie nahe und tragisch die Dinge oft beieinander liegen, stellte Zinken bei Messungen in Bergstein (Gemeinde Hürtgenwald) fest. Er untersuchte das (moderne) Wohnhaus eines Ehepaares, Mann und Frau waren an Lungenkrebs erkrankt.

Zinken maß dort im Keller 20.000 Becquerel pro Kubikmeter Luft, während der Bohrarbeiten sogar 100.000, der Referenzwert beträgt 300 im Jahresmittel. Im gegenüberliegenden alten Fachwerkhaus des Schwiegervaters mit gestampftem Lehmboden im Keller wurde so gut wie keine Radonbelastung gemessen. In Lörrach maß der Mechernicher Ingenieur seinen bisherigen Radon-Spitzenwert mit 160.000 Becquerel.

Selbsttest für rund 28 Euro

Messen können Bürger die Radonbelastung in den eigenen vier Wänden mit einer Art Selbsttest. Wer wissen möchte, wie hoch die Radonkonzentration zu Hause oder am Arbeitsplatz ist, kann sich für rund 28 Euro ein so genanntes Exposimeter von der Messstelle kommen lassen, zwölf Monate im Keller auslegen und dann auswerten lassen. Wer eine erhöhte Konzentration feststellt, kann sich im Internet unter www.radonfachpersonen.de Rat und Unterstützung für das weitere Vorgehen verschaffen.

Richard Zinken möchte mit seiner Öffentlichkeitsarbeit – so jetzt auch über den Mechernicher „Bürgerbrief“ – Aufmerksamkeit für das Problem bekommen. Bislang hätten sich die örtlichen Landtagsabgeordneten noch nicht bei ihm gemeldet, die Einfluss auf die Ausweisung von Radonvorsorgegebieten in NRW nehmen könnten.

Glücklich wäre der Rißdorfer Ingenieur, wenn sich Bürgermeister und der Landrat an der Schaffung einer politischen Lobby für Radonvorsorgegebiete in NRW annehmen würden. Es sei Unterstützung nötig.

pp/Agentur ProfiPress