Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

AllgemeinStadt Mechernich

Reservisten pflegen Gräber

Auftakt der Restaurierungs- und Wiederinstandsetzungsarbeiten auf dem Friedhof in Antweiler, wo unter anderem 17 Kriegstote des Zweiten Weltkriegs und zehn offenbar zaristische Soldaten des Ersten Weltkriegs begraben wurden

Mechernich-Antweiler – Neben den offiziellen Soldaten- und Kriegsopfergrabstätten auf dem Mechernicher Friedhof am Johannesberg an der Alten Kirche gibt es weitere Kriegsgräber auf den städtischen Friedhöfen. Die Reservistenkameradschaft Mechernich/Bad Münstereifel hat es sich zur Aufgabe gemacht, sie, wo nötig, zu restaurieren – und zu pflegen.

Den Auftakt nahmen die Arbeiten jetzt unter der Leitung von Oberstabsfeldwebel Holger Witzsche auf dem Friedhof in Antweiler. Dort befindet sich zwischen den Grabsteinen von Pfarrer Josef Wiertz und Regierungsrat Johann Peter Schröder die mit einem orthodoxen Kreuz gekrönte und in kyrillischer Schrift gehaltene letzte Ruhestätte eines 1943 vermutlich in der Gefangenschaft gestorbenen Soldaten namens Nikolai Tschernow.

Im Gemeinschaftsgrab unter diesem Stein liegen auch zehn zaristische Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg, so Holger Witzsche: Sergej Afanikin, Iwan Tustschenko, Alex Sokin, Peter Iwanof, Ignatz Tutschko, Semion Astaschin, Nikolai Luschin, Pegassi Suworow, Akim Kim und Teodor Tschalkow. Ihr Todesdatum wird in den Unterlagen des städtischen Mechernicher Friedhofsamtes zwischen dem 16. und 30. Oktober 1918 angegeben.

In Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Mechernich, deren Bauhof Material zur Verfügung stellte, wurden und werden Grabsteine gereinigt und ausgebessert, die Einfriedungen erneuert und Blumen gepflanzt. Neben Holger Witzsche packten beim Auftakt in Antweiler auch Hauptfeldwebel Karl-Heinz Cuber, der stellvertretende Vorsitzende der Reservistenkameradschaft Mechernich/Bad Münstereifel, und Obergefreiter Karl Robert Lang von der Altersabteilung der Reservisten mit an.

Das Antweilerner Kriegergrab mit orthodoxem Kreuz und in kyrillischer Schrift gehaltener Gedenkplatte restaurierten (v.l.) die Bundeswehr-Reservisten Holger Witzsche, Karl Robert Lang und Karl-Heinz Cuber. Foto: Privat/pp/Agentur ProfiPress
Das Antweilerner Kriegergrab mit orthodoxem Kreuz und in kyrillischer Schrift gehaltener Gedenkplatte restaurierten (v.l.) die Bundeswehr-Reservisten Holger Witzsche, Karl Robert Lang und Karl-Heinz Cuber. Foto: Privat/pp/Agentur ProfiPress

Mahnung und Gedenken

Dr. Ralf Heming, der Vorsitzende der Reservistenkameradschaft Bad Münstereifel/Mechernich, schreibt in einer Presseerklärung: „Am 8. Mai jährt sich zum achtzigsten Mal das Ende des Zweiten Weltkrieges. 60 Millionen Tote und verheerende Zerstörungen waren die Folge des von Nazi-Deutschland mutwillig begonnen Krieges.“

Allein in Nordrhein-Westfalen lägen 2100 Kriegsgräberstätten mit über 330.000 Kriegstoten. Auch die Kriegsgräberstätten in Mechernich und im Kreis Euskirchen insgesamt seien ein Teil der lokalen und regionalen Geschichte, so Heming: „Sie sind ein wichtiger Beitrag zum Gedenken an die Opfer und zur mahnenden Erinnerung an die Schrecken des Krieges.“

Laut Kriegsgräberliste der Gemeinde Mechernich befinden sich auf dem Antweilerner Kirchhof 17 Kriegstote des Zweiten Weltkriegs, fünf deutsche Staatsbürger, ein Sowjetsoldat, ein Pole und zehn Gefallene unbekannter Herkunft. Sie wurden in Einzel- und Gemeinschaftsgräbern beigesetzt, versehen mit sogenannten „Kissensteinen“ oder gemeinschaftlichen Denkmalen.

Holger Witzsche recherchiert

Namentlich sind beim Friedhofsamt Mechernich die Grabstellen von Toni Wolff (* 23.7.1910 – + 19.6.1940) und dem bereits erwähnten Nikolai Tschernow (* 1.8.1922 – + 1.5.1943) erfasst, weiter ein Sammelgrab mit zehn angeblich unbekannten Toten, deren Namen Holger Nitzsche aber in der eingangs erwähnten Aufzählung zehn zaristischen Soldaten zuordnen könnte.

Kriegsgräber haben ein ewiges Ruherecht. Dennoch wurden wohl einige, in privater Nutzung befindliche Gräber in der Vergangenheit bereits abgeräumt. Die verbliebenen Gräber sind in der Nutzungsberechtigung der Stadt Mechernich. Bei der Stadt existieren Namen und Daten über bereits verschwundene Kriegsgräberstätten in Antweiler.

Das Gedenken lasse sich also später wiederherstellen, so Holger Witzsche, dessen Recherchen zu anderen Soldaten- und Kriegsopfergräbern im Stadtgebiet in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Mechernich andauern. Wer Hinweise geben kann, sollte sich mit dem Reservisten in Verbindung setzen unter Tel. (0151) 29 64 55 47.

pp/Agentur ProfiPress