Ratsthema „Folgen der Flut“
Erster Beigeordneter Thomas Hambach berichtet über die Folgen der Flutkatastrophe 2021 und ihre Beseitigung – Detaillierte Starkregen- und Hochwasserkarten sind in der Entwicklung, aber noch konsequenzenlos – Über 33.000 Ansatzpunkte für Retentionsflächen im Erftverbandsgebiet – Stadt Mechernich in zwei getrennten Flusssystemen zuständig: Bereich Veybach zusammen mit der Stadt Euskirchen, Bleibach/Rotbach zusammen mit Zülpich und Erftstadt
Mechernich – Diverse Maßnahmen, die nach dem verheerenden Julihochwasser ergriffen und zum Teil bereits abgeschlossen wurden, stellte Thomas Hambach, der Erste Beigeordnete der Stadt Mechernich, Anfang Februar dem Stadtrat vor. Die Liberalen im Rat hatten danach gefragt.
Im Stadtgebiet wurden nach der Katastrophe 1.277 private und gewerbliche Soforthilfeanträge gestellt. Für die privaten Wiederaufbauanträge sei mittlerweile die Bezirksregierung Detmold zuständig, weil der RP Köln überlastet sei, so Hambach.
Vom Bleiberg lägen zurzeit 203 Anträge vor, 149 befänden sich in der Bewilligung, 2.053.164 Euro an finanziellen Hilfen befänden sich im sogenannten „Auszahlungsprozess“.
In dem Zusammenhang dankte Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick auch allen Spendern, die die Not der Mechernicher und anderer Hochwasseropfer durch ihre Zuwendungen gelindert hätten. Der gemeinnützigen Mechernich-Stiftung seien rund eine Million Euro zugeflossen – 820.000 Euro seien an 230 private Antragsteller ausgezahlt worden. Stiftungsvorsitzender und Stadtdezernent Ralf Claßen: „Wir haben noch Reserven!“
Erster Beigeordneter Thomas Hambach ging auch auf die Vorsorge vor künftigen Hochwasser- und Starkregenereignissen ein – ein nicht ganz konfliktfreies Terrain, denn dort kollidieren möglicherweise Bürokratie und Pragmatik. Der Erftverband, dessen Vorsitzender zurzeit Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick ist, habe insgesamt über 33.000 Punkte für Retentionsflächen in ihrem Versorgungsgebiet im Auge.
Mühlensee staut „nur“ bis 60.000 cbm
Denn für den Hochwasserschutz im und am Gewässer seien die Gewässerbewirtschafter zuständig, im Falle Mechernich also der Erftverband. Und der habe die Bach- und Flusssysteme zu Maßstäben entsprechender Arbeitskreise gemacht. Was im konkreten Fall bedeutet, dass die Stadt Mechernich in zwei Zuständigkeitsfeldern mitberaten und beschließen muss: im Arbeitskreis Veybach zusammen mit der Kreisstadt Euskirchen und im Arbeitskreis Bleibach/Rotbach gemeinsam mit den Kommunen Zülpich und Erftstadt.
Der Kreis, die Kommunen und der Erftverband beabsichtigen, sich dem Hochwasserschutz im Rahmen einer Kooperation gemeinsam anzunehmen, Wasserläufe werden dazu als Teilprojekte in Projektgruppen untersucht und entsprechende Vorschläge erarbeitet.
Für Starkregenereignisse und Vorsorge seien hingegen die Kommunen selbst verantwortlich. Diese Trennung nach Kompetenzen und Zuständigkeiten macht die Sache nicht einfacher, wie Erster Beigeordneter Thomas Hambach am Beispiel Mühlensee anschaulich machte: „Sollte dort eine 60.000 Kubikmeter fassende Rückhaltung entstehen, wäre das für Kommern ein wichtiger Baustein im Hochwasserschutz, jedoch noch nicht ausreichend für einen umfassenderen Schutz.“
Denn entlang des Bleibachs – wie auch anderer Bäche – müssten wesentlich mehr natürliche und unschädliche Überschwemmungs- und Rückhalteflächen gesucht und gefunden werden, so der stellvertretende Stadtverwaltungschef. In allen Tälern gibt es potentielle Rückhaltemöglichkeiten außerhalb der Orte.
Kommunen und Kreis haben sich darauf verständigt, dass der Kreis für alle Kommunen Starkregenkarten erarbeiten lässt. Rein rechnerische Daten des Landesamtes seien zwar schon vorhanden und lieferten auch sehr gute Grundlagen, so Thomas Hambach, bildeten aber nicht alle Punkte und Sachverhalte ab: „Sie reichen nicht aus, um daraus schon Maßnahmen abzuleiten!“ Der Wiederaufbau komme zwar voran, „aber die Planungen für den Hochwasserschutz ziehen sich“, hieß es dazu in der Tagespresse.
pp/Agentur ProfiPress