Motive aus Mechernich für Mechernich
„bildbretter“ unterstützen Initiative „#WirfürMechernich“ – Jedes Stück ein Unikat – Motive aus dem ganzen Stadtgebiet
Von Mirco Meuser
Mechernich-Weyer – Sie sind 13×13 Zentimeter groß, individuell gefertigt und helfen in der ganzen Stadt. Die Rede ist von den „bildbrettern“, die der Mechernicher Street-Fotograf David Rosenbaum mit der Unterstützung seiner Lebensgefährtin Jana Hampel produziert. Die Einnahmen aus den Verkäufen kommen der Aktion „#WirfürMechernich“ zu Gute, die damit Betriebe, Dienstleister und Freischaffende im Stadtgebiet unterstützt, die aufgrund der Corona-Krise in eine Schieflage geraten sind.
„Fotografie hat mich gefühlt schon immer interessiert“, sagt der Weyerer über den Ursprung seines Hobbies. Im Alter von 20 Jahren hat sich der mittlerweile 39-Jährige seine erste gute Kamera gekauft. „Damit fing das so langsam an.“ Über die Landschafts- und Personenfotografie ist er vor fünf Jahren zur Street-Fotografie gekommen, die insbesondere Architektur in Szene setzt. Daraufhin hat er angefangen, bei Urlaubsreisen oder in Großstädten zu knipsen. „Dann habe ich irgendwann die Idee gehabt: Mensch, das muss doch auch hier funktionieren!“ Den Plan besondere Orte im Mechernicher Stadtgebiet rund um sein Heimatdorf Weyer abzulichten hat Rosenbaum „seit zwei, drei Jahren.“
Die Herausforderung sieht er im Finden des richtigen Motives: „Ein Bild zu produzieren, was andere irgendwie schön und vielleicht zum Kauf bewegt, auch außerhalb des eigenen Dorfes, da muss man schon eine gute Ecke finden. Das ist schon schwierig und hat auch mal zwei, drei Anläufe benötigt.“ Als Unterstützung nutzte er die Mitglieder der Facebook-Gruppe „Du bist aus Mechernich, wenn…“, die ihm Vorschläge für Lieblingsorte machten.
Das Ziel ist schließlich 100 Motive aus den 44 Ortschaften zu sammeln und jede Ortschaft mindestens einmal vertreten ist. „Alles das was die Menschen in Mechernich schön finden oder was die Leute hier berührt, soll dann zu finden sein“ berichtet Rosenbaum von den Plänen zur Vervollständigung des Projektes. Aktuell sind schon 40 Motive zu erwerben.
Pro Ort einen Tag Arbeit
Hinter dem Projekt steht auch ein großer Arbeitsaufwand, angefangen bei dem Fotografieren der Bilder: „Ich brauche einen konkreten Plan. Ich muss dann wissen, welche Orte ich an dem Tag besuche“, berichtet Rosenbaum. Durch die ausgewählten Dörfer spaziert er dann zunächst und macht sich Notizen, welche Motive er abfotografiert. Einige findet er schon bei einer Google-Suche oder hat diese bereits vorher „im Kopf“. „Ich liebe Fotos mit einer klaren Linienführung, ich bin ein großer Freund von Symmetrie“, nennt der Weyrer die Kriterien für seine Motivauswahl. Anschließend macht er mit seiner Systemkamera die Bilder. „Für jeden Ort kommen so, je nach Größe, zwischen 150 bis 250 Bilder zusammen, von denen es dann ein bis zwei Motive schaffen.“ Die Arbeit vor Ort dauere ungefähr einen halben Tag
„Den Prozess des Auswählens finde ich mit am schlimmsten, weil man immer andere, auch schöne Sachen rausnimmt“, sagt Rosenbaum und nennt ein Beispiel: „Ich hatte von einem Motiv drei, vier Bilder zur Auswahl. Die haben wir dann ausgedruckt, aufgehangen und trotzdem noch diskutiert welches am Schönsten ist. Da haben wir sogar die Kinder gefragt.“ Für die Nachbearbeitung braucht er je nach Bildmenge bis zu vier Stunden. Ein Ort nimmt somit insgesamt einen Tag Arbeit in Anspruch.
Die Bilder werden dann mithilfe von speziellen Sprühkleber auf schwarze MDF-Platten kaschiert, die von der Firma „Die Tischler GbR“ aus Weyer kostenlos zugeschnitten wurden. Das Aufsetzen der Bilder übernimmt dabei Rosenbaums Lebensgefährtin Jana Hampel. „Das war nicht meine Arbeit“, gibt er offen zu, „ich war schon am Fluchen, Jana hat es dann probiert und bei ihr hat es direkt geklappt.“ Das Unikat wird anschließend schön verpackt und an den Kunden geschickt. „Ich habe mal geschaut, wie Kunsthandwerk definiert wird, und das gehört definitiv dazu. Jedes ‚bildbrett‘ wird jedes Mal auf Bestellung gefertigt.“ In der Woche werden die Bestellungen gesammelt und anschließend durchproduziert. Für jedes Stück brauchen die Beiden fünf bis zehn Minuten. „Das geht schnell“, versichert Hampel. Bisher sind um die 60 Bestellungen eingegangen.
Für eine gute Sache schnell zu begeistern
Auf die Idee, die Aktion als Teil der Kampagne „#WirfürMechernich“ zu starten ist Rosenbaum schnell gekommen. „Für eine gute Sache bin ich schnell zu begeistern und engagiere mich gerne. Nähen kann ich aber nicht, von daher fiel Masken machen für mich schonmal flach.“ Nachdem er im Hauptberuf als Recruiter (Spezialist für Personalsuche) für ein Kölner Liftunternehmen Kurzarbeit und Home-Office machen musste, konnte er die freie Zeit für seinen lange gehegten Plan nutzen.
„Die Aktion „#WirfürMechernich“ hat mich angesprochen, weil ich großes Mitleid hatte mit Leuten aus der Gastro oder freischaffenden Fotografen auf Honorarbasis denen jetzt die Aufträge wegfallen. Für die war das dann existenzbedrohend, das fand ich schlimm.“ Im ersten Schritt wendete sich Rosenbaum dann an den Ortsvorsteher Weyers Björn Wassong. „Er war direkt Feuer und Flamme“, so der Fotograf. Wassong, der als Privatperson Teil des Gremiums der Initiative über die Verteilung der Spendengelder ist, hat neben einer privaten Bestellung auch noch Motive für das Ortshaus in Auftrag gegeben.
Das Mechernicher Unternehmen „Optic Himmrich“ (Dr.-Felix-Gerhardus-Straße 11, 53894 Mechernich) hat angeboten, die Bilder künftig nicht nur im Schaufenster auszustellen, sondern diese auch direkt im Ladenlokal zu verkaufen.
„Hierüber habe ich mich sehr gefreut, da die „bildbretter“ so von den Kunden betrachtet und angefasst werden können. Petra Himmrich war sofort von meiner Idee begeistert und unterstützt mich mit ihrem Team nun im Verkauf. So haben die Kunden nun die Möglichkeit die „bildbretter“ direkt in Mechernich zu erwerben oder auch größere Bestellungen aufzugeben.“
Wer sich selber ein „bildbrett“ zulegen und damit „#WirfürMechernich“ unterstützen möchte kann dies, neben dem Erwerb über Optic Himmrich, auch unter https://www.rosenbaum-photography.de/bildbrett/ tun. Dort sind die Motive aufgelistet und ein Bestellformular eingerichtet. Ein „bildbrett“ kostet elf Euro, je mehr bestellt werden, desto größer wird der Rabatt. Der Versand beläuft sich auf fünf Euro, ab einer Bestellmenge von acht Stück werden die Unikate im Stadtgebiet frei Haus geliefert.
pp/Agentur ProfiPress