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„Mit guten Freunden darf man schimpfen…“

Maria als Schwester, Jesus als Bruder und Gott als Vater und Freund: Beim „Schmerzensfreitag“ in Kallmuth wurden nach einjähriger Corona-Zwangspause die „Familienverhältnisse“ in der Kirche neu geordnet – Father Jaison Thazhathil, Eifelvikar Philipp Cuck und Pfarrer Erik Pühringer waren die Wallfahrtsprediger – Meditationsandacht aus der Feder der früheren Aachener Bistumsreferentin Dr. Gertrud Schöbinger aus Lückerath

Mechernich-Kallmuth – Unter dem Tagesmotto „Maria, ich nenne Dich meine Schwester“ fand am 12. März nach einjähriger Corona-bedingter Unterbrechung wieder ein „Schmerzensfreitag“ in der Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Georg in Kallmuth statt.

Seit Jahrhunderten pilgern die Gläubigen der Nordeifel am Schmerzensfreitag in der Fastenzeit zum Gnadenbild der schmerzhaften Mutter nach Kallmuth. Nur Kriege und Epidemien vermochten die Wallfahrer zu stoppen – zuletzt 2020 die Corona-Pandemie. Schon am 12. März 2021 feierte der Traditionstag Wiederauferstehung. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Pfarrer Jaison Thazhathil, der stellvertretende Generalsuperior der Communio in Christo, zelebrierte die Pilgermesse um 8.30 Uhr, Eifelvikar Philipp Cuck das Festhochamt um 11 Uhr und der Mechernicher und Kallmuther Pfarrer Erik Pühringer den Abendgottesdienst um 19 Uhr.

Die Pilgerandacht um 15 Uhr gestaltete Diakon Manfred Lang mit einer musikalisch von Stefan Weingartz begleiteten Meditationspredigt aus der Feder der früheren Lückerather Bistumsreferentin Dr. Gertrud Schöbinger.

Alle Gottesdienste dieses Pilgerfreitags fanden unter Corona-Hygienebedingungen statt, über deren Einhaltung Ordner wachten. Statt üblicherweise Hunderter Wallfahrer durften maximal 40 Pilger pro Gottesdienst teilnehmen.

Eifelvikar Philipp Cuck predigte: „Es gibt viele Attribute für Maria, »Meerstern«, »Goldene Lade«, »Elfenbeinerner Turm«, »Himmelskönigin«, »Wunderschön Prächtige«, aber am liesten ist mir »Mutter« – und »Schwester«!“ Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

„Wir konnten diese heilige Messe vergangenes Jahr aufgrund der weltweit lebensbedrohlichen Verbreitung von Corona nicht zusammen feiern. Obwohl die Corona-Pandemie und das dadurch verursachte Leid uns nicht verlassen haben, können wir Gott danken, dass wir eine geeignete Situation bekommen haben, die Pilgermesse wieder gemeinsam zu feiern“, freute sich Father Jaison am Morgen.

Aufs Atemgerät verzichtet

Das habe man in erster Linie der harten Arbeit und dem Engagement Zehntausender Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger zu verdanken. Es sei das „Ergebnis vieler Menschen, die zusammen denken und handeln mit der Überzeugung, dass die gesamte menschliche Gesellschaft aus meinen Schwestern und meinen Brüdern besteht“. Aus Italien und Spanien seien Berichte von Menschen bekannt geworden, die ihr Leben geopfert hätten, um das Beatmungsgerät für andere Patienten herzugeben, obwohl sie selbst an dem Corona-Virus erkrankt waren.

Es gebe aber auch Millionen von Tagelöhnern in Asien, Afrika und an vielen anderen Orten, die ihre Arbeit aufgrund des Lockdowns verloren hätten und deren Familien nun hungern. Father Jaison: „Sie haben keinen Versicherungsschutz wie hier und keine staatlichen Unterstützungen. Sie haben nur einen Weg vor sich, nämlich zu verhungern.“

Father Jaison Thazhathil, der stellvertretende Obere des Ordo Communionis in Christo in Mechernich, sagte: „Unter den Leidenden wie unter den Helfenden taucht das Gesicht der Muttergottes als »Schwester« auf – wie im Motto der diesjährigen Pilgerreise: Es ist das Gesicht der Selbstaufopferung für die Freunde; das Gesicht einer schwesterlichen Seelenfreundin, die es uns liebevoll erlaubt, uns für immer auf sie zu verlassen.“ Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Der gebürtige Inder: „Ich kenne viele gutherzige Menschen aus erster Hand, die solchen Familien bei ihren täglichen Mahlzeiten helfen. Wenn wir die Situation in Deutschland mit diesen Situationen vergleichen, müssen wir sagen, dass wir im Himmel leben.“

Unter den Leidenden wie unter den Helfenden tauche das Gesicht der Muttergottes als „Schwester“ auf – wie im Motto der diesjährigen Pilgerreise: „Es ist das Gesicht der Selbstaufopferung für die Freunde; das Gesicht einer schwesterlichen Seelenfreundin, die es uns liebevoll erlaubt, uns für immer auf sie zu verlassen.“

„Haderte Maria mit Gott?“

Vor allem sei es das Gesicht eines festen Glaubens an einen Gott, der angesichts von Krisen nicht ins Wanken gerate. Father Jaison: „Das Bild unserer Mutter Maria, die über den Leichnam ihres auf ihrem Schoß liegenden Sohnes gebeugt ist wie das Kallmuther Gnadenbild, lehrt uns, ständig an Gott zu glauben, auch wenn uns das Leiden auf seine bedrohlichste und unverständlichste Weise trifft.“

Alle Gottesdienste dieses Pilgerfreitags fanden unter Corona-Hygienebedingungen statt, über deren Einhaltung Ordner wachten. Statt üblicherweise Hunderter Wallfahrer durften maximal 40 Pilger pro Gottesdienst teilnehmen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Der stellvertretende Generalsuperior des Ordo Communionis in Christo sagte: „Durch das Kreuz hat Christus die irdischen Leiden aus dem Leben des Menschen nicht hinweggenommen. Aber durch seine Auferstehung wirft Jesus doch auf jedes einzelne Leiden ein neues Licht, das Licht der Erlösung. Es ist das Licht des Evangeliums, der Frohen Botschaft.“

Auch in Eifelvikar Philipp Cucks Predigt kam dem Evangelium zentrale Bedeutung als froh machende Botschaft zu. Er wählte Szenen aus der Heiligen Schrift, in denen angeklopft wird, angefangen mit dem Heiligen Josef, der in Betlehem vergebens in den Herbergen um ein Obdach für seine schwangere Frau bat, über den jungen Jesus, der bei seinen persönlichen Freund/inn/en Lazarus, Martha und Maria immer wieder anklopft und willkommen ist, bis hin zu dem mit Hammerschlägen ans Kreuz Gehefteten, der verzweifelt nach Gott schrie, der ihn scheinbar im Stich gelassen hat.

Pfarrer Jaison Thazhathil, der stellvertretende Generalsuperior der Communio in Christo, zelebrierte die Pilgermesse um 8.30 Uhr, Eifelvikar Philipp Cuck das Festhochamt um 11 Uhr und der Mechernicher und Kallmuther Pfarrer Erik Pühringer, hier mit Pfarrer Dr. Innocent Dim aus Afrika, den Abendgottesdienst um 19 Uhr. Die Pilgerandacht um 15 Uhr gestaltete Diakon Manfred Lang mit einer musikalisch von Stefan Weingartz begleiteten Meditationspredigt aus der Feder der früheren Lückerather Bistumsreferentin Dr. Gertrud Schöbinger. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

„Auch Maria wird in diesem Augenblick nicht »Himmelskönigin« und „Wunderschön Prächtige“ gewesen sein, sondern mit Gott gehadert haben“, predigte Eifelvikar Cuck: „Wie das selbst fromme Juden durchaus mit ihrem Gott im Gebet tun dürfen.“ Aber das sei wie mit „besten Freunden“, die man im Leben nur findet, wenn man sehr viel Glück hat: „Auch die nehmen es nicht übel, wenn man mal mit ihnen schimpft.“

„Brot und Kleider für Arme“

Wer Gott so nahe komme wie die Schwester Maria und der Gottessohn Jesus, den wir immerhin auch Bruder nennen dürfen, der dürfe immer wieder bei Gott anklopfen, damit er ihm seine Gegenwart schenkt. „Und wir sollten im Leben statt bei den Schönen und Reichen bei den Armen und in jeder Hinsicht Bedürftigen anklopfen“, so Philipp Cuck, namentlich den Hungrigen, Durstigen, den Nackten, den Kranken, den Fremden und den Gefangenen, wie Jesus es im Bild des Weltgerichts bei Matthäus lehrt: „Was Ihr einem der Geringsten getan habt, das habt Ihr mir getan.“

Obwohl in den Gottesdiensten kein Gemeindegesang erlaubt war, gab es am Schmerzensfreitag in Kallmuth dank Organist Stefan Weingartz und dem Gesangsduo Gerhard Mayr-Reineke/Thomas Müller wundervolle Musik. Die Fäden im Hintergrund hielten der Sakristan Marco Sistig und seine Mutter Marianne zusammen, die dafür sorgten, dass am Wallfahrtstag alles reibungslos ablief. Zahlreiche Lektioren und Kommunionhelfer waren ebenfalls im Einsatz.

In der normalerweise vom Chor „Kakus Vocale“ schwungvoll begleiteten Abendgottesdienst um 19 Uhr predigte Pfarrer Erik Pühringer über Maria, unsere Schwester, im Alltag. Das Geheimnis ihrer Heiligkeit liege in der Alltagstauglichkeit ihrer Zustimmung zu Gott. Hier ist der Festprediger mit Pfarrer Dr. Innocent Dim (m.) und Sakristan Marco Sistig zu sehen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

In dem normalerweise vom Chor „Kakus Vocale“ schwungvoll begleiteten Abendgottesdienst um 19 Uhr predigte Pfarrer Erik Pühringer über Maria, unsere Schwester, im Alltag. Das Geheimnis ihrer Heiligkeit liege in der Alltagstauglichkeit ihrer Zustimmung zu Gott. „Ich wünsche keinem von uns, dass er heiliggesprochen wird“, sagte Pfarrer Pühringer – und dürfte damit die vermeintliche „Abgehobenheit“ und „Entrücktheit“ klischeehafter „Heiligkeit“ gemeint und kritisiert haben.

Er forderte im letzten Gottesdienst des Pilgertages an der Seite von Pfarrer Dr. Innocent Dim und Diakon Manfred Lang die Gläubigen dazu auf, sich „wie unsere Schwester Maria“ ganz Gott zu überlassen und in die Hand zu geben: „Am Ende führt er alles zum Guten!“

pp/Agentur ProfiPress