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Menschlichkeit am Löwenbrunnen

Schüler der Mechernicher Gesamtschule gedenken in der Domstadt der im Nationalsozialismus ermordeten Kinder und stapelten gelbe Steine als Symbol und Werte für die Zukunft – Schulleiter Erich Klibansky rettete damals knapp 130 jüdischen Schülern das Leben – Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker rief dazu auf, Position zu beziehen

Mechernich/Köln – Sieben Schüler hatten sich als Repräsentanten der Gesamtschule auf den Weg zur Kindergedenkstätte Löwenbrunnen in Köln gemacht. Dort wurde anlässlich des Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.

Schüler der Gesamtschule Mechernich gedachten an der Kindergedenkstätte Löwenbrunnen in Köln der rund 1.100 Kinder, die während des Nationalsozialismus verschleppt und ermordet wurden. Foto: Michael Sieber/pp/Agentur ProfiPress

In den vergangenen Wochen hatten sich die Schüler der Jahrgangsstufe acht mit der Zeit des Nationalsozialismus und mit der systematischen Verfolgung, Deportation und Ermordung von Menschen jüdischen Glaubens auseinander. „Je mehr wir uns mit dem Thema beschäftigten, desto schockierter waren wir“, berichtete Schülerin Anna-Sophie im Rahmen der Gedenkfeier. „Für uns Jugendliche ist es heute unvorstellbar, was andere Jugendliche vor etwas mehr als 70 Jahren durchmachen mussten.“

1.100 Kinder ermordet

An der Kindergedenkstätte Löwenbrunnen am Erich-Klibansky-Platz in Köln, befand sich ein privates, jüdisches Realgymnasium. Ein symbolhaft geschmückter Brunnen auf dem Platz erinnert an die rund 1.100 Kinder, die während der Zeit des Nationalsozialismus aus Köln verschleppt und ermordet wurden.

Die Schüler stellten graue Steine zur Erinnerung an die Greueltaten auf. Mit den gelben Steinen wollen sie sich für Werte wie Empathie, Liebe und Menschlichkeit einsetzen. Foto: Michael Sieber/pp/Agentur ProfiPress

Knapp 130 der Jungen und Mädchen konnte der damalige Schulleiter Erich Klibansky retten, indem er für sie eine Flucht nach Großbritannien organisierte. Das Schulgebäude wurde während des Krieges vollständig zerstört. Heute befindet sich hier ein Lern- und Gedenkort in ehrenamtlicher Trägerschaft.

Rechtes Gedankengut

Zunächst begrüßten Pfarrerin Ulrike Gebhardt, Stadtsuperintendant Dr. Bernhard Seiger und Oberbürgermeisterin Henriette Reker alle Anwesenden. Reker machte besonders darauf aufmerksam, dass rechtes Gedankengut auch heute noch in unserer Gesellschaft präsent sei und rief jeden Einzelnen dazu auf, „persönlich das Wort zu ergreifen, wenn wir im privaten Bereich mit diskriminierenden und nationalistischen Äußerungen konfrontiert werden“.

Im Anschluss sprach Dr. Rainer Lemaire, als Vertreter des Evangelischen Schulreferats Köln. Er bedankte sich besonders für die Teilnahme und das Bewusstsein der anwesenden Schüler. Die Mechernicher Gesamtschule hob er besonders hervor, „da sie sich bereits seit vielen Jahre kontinuierlich an der Gedenkfeier mit eigenen Beiträgen beteilige“.

Auch in diesem Jahr machten die Vertreter der Gesamtschule auf die Verantwortung der heutigen Generation aufmerksam. In einem symbolischen Akt legten sie graue Steine vor dem Löwenbrunnen nieder, die die dunkle, mit dem menschlichen Verstand kaum zu fassende Vergangenheit darstellen sollte und stapelten auf ihnen gelbe Steine – als Symbol für die Zukunft.

Empathie und Menschlichkeit

Ihre Botschaft: „Die Vergangenheit kann nicht geändert werden, dass ist uns Jugendlichen bewusst, wir haben jedoch die Möglichkeit für sie Verantwortung zu übernehmen und uns für Werte wie Empathie, Respekt, Liebe und Menschlichkeit auszusprechen“,so Schülerin Sophie in ihrem Schlusswort. Die Gesamtschule der Stadt Mechernich engagiert sich in vielen Bereich gegen Rassismus, Mobbing und Diskriminierung und wurde erst kürzlich durch als ‚Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage‘ zertifiziert.

pp/Agentur ProfiPress