Handwerker im Großeinsatz
Verein zur Erhaltung der Gaststätte Gier nutzt die verordnete Schließung der Kneipe zur Sanierung des Hauses – Heizung und Dachstuhl sind bereits komplett erneuert – Das Land NRW trägt 90 Prozent der Kosten von rund 215.000 Euro – Der Vorstand tagt per Video-Konferenz – Derzeit 173 Mitglieder
Kall – Seit nunmehr Anfang November ist die Gaststätte Gier in Kall wegen der Corona-Pandemie zum zweiten Mal geschlossen. Für den Verein zur Erhaltung der Gaststätte Gier ist dieser Umstand mit erheblichen Verlusten verbunden. Das Kulturprogramm des vergangenen Jahres fiel komplett ins Wasser, und auch alle bereits gebuchten Veranstaltungen im Saal mussten abgesagt werden. Ein Termin für eine Wiedereröffnung der kleinen Kneipe steht noch in den Sternen. Der Verein hofft, dass sich die Situation im Sommer bessert und die Gaststätte wieder geöffnet werden kann.
Der Vorstand ist jedoch trotz der Gasthausschließung nicht untätig geblieben und hat die Zeit der Schließung genutzt, um die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes in Angriff zu nehmen. Auf der Agenda stehen die Erneuerung der kompletten Heizungsanlage und die Umstellung der Saalheizung von Öl auf Gas, die Erneuerung des Dachstuhls und der Dacheindeckung samt Isolierung, die Erneuerung von 14 denkmalgeschützten Fenstern sowie die Sanierung der Außenfassade. Die Gesamtkosten wurden mit rund 250.000 Euro veranschlagt.
Unterstützung der Gemeinde
Mit großer Unterstützung der Gemeindeverwaltung und dem persönlichen Einsatz von Bürgermeister Hermann-Josef Esser stellte der Verein im November 2018 bei der Kölner Bezirksregierung einen ersten Antrag auf Förderung der Sanierung aus dem NRW-Programm „Heimatzeugnis“, das die Heimatministerin Ina Scharrenbach im Juli bei einem Besuch der Gaststätte Gier vorgestellt hatte.
Das Antragsverfahren bei der Bezirksregierung verlief zwar zäh, war aber am Ende dank der Gemeinde und des Landtagsabgeordneten Dr. Ralf Nolten erfolgreich. Im September 2020 wurde der Förderantrag des Kneipenvereins positiv beschieden. Und so erlebte der Verein zum Jahresende trotz Corona ein recht erfreuliches Ereignis: NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach besuchte Anfang Dezember die geschlossene Kneipe und überreichte im Beisein von Bürgermeister Hermann-Josef Esser den Förderbescheid über eine Landesbeihilfe in Höhe von 193.886 Euro für die Sanierung des Hauses.
„Darin sehen wir eine Bestätigung unserer Arbeit und auch eine große Motivation für unsere zukünftigen Aktivitäten“, bewertet der Vorsitzende des Vereins, Uwe Schubinski, den Geldsegen aus Düsseldorf. Die 193.886 Euro Beihilfe aus dem NRW-Programm „Heimatzeugnis“ seien 90 Prozent der für die Sanierung errechneten förderungsfähigen Nettokosten von rund 215.500 Euro, so Schubinski: „Den Rest von 21.500 Euro müssen wir als Verein selbst tragen.“
Die Zeit der Schließung wurde nun für die ersten Sanierungsarbeiten genutzt. Mit der Hilfe und der Bauleitung des Architekten Ferdi Sassmann wurden die Erneuerung der kompletten Heizungsanlage und die Erneuerung des Dachstuhles in Angriff genommen. Der Verein ist erfreut, dass die Aufträge von ortsansässigen Unternehmen ausgeführt werden.
Erneuerung der Heizung
Die Erneuerung der Heizungsanlage wurde durch die Firma Gebrüder Züll ausgeführt. Innerhalb von nur 14 Tagen wurde die museumsreife, für den Saal zuständige Ölheizung demontiert und gegen eine moderne Gasheizung ersetzt. Das Einblasen der warmen Luft aus einem offenen Heizungsschacht gehört damit der Vergangenheit an, sodass es künftig bei Veranstaltungen auch keine „dicke Luft“ mehr gibt. Schöne weiße, flache Heizkörper an den Wänden haben die alte Luftheizung abgelöst. Und auch die Lüftungsanlage im Saal wurde auf einen neuen Stand gebracht.
Die Erneuerung des Dachstuhls und der Dachabdeckung wurde von der Dachdeckerfirma Wolfgang Herr innerhalb weniger Arbeitstage ausgeführt. Im Eiltempo wurde das Dach am 17. März abgedeckt und der neue Dachstuhl bereits zwei Tage später aufgebracht. Bezüglich der Erneuerung des maroden Dachstuhles hatte die Landeskonservatorin Dr. Monika Herzog dem Verein allerdings zur Auflage gemacht, dass Teile des alten Eichengebälks im neuen Dachstuhl erhalten bleiben müssen. Diese Auflage erforderte eine Umplanung der Dachstuhlerneuerung.
Nach dem Aufbringen des neuen Dachstuhls folgte wenige Tage später das Eindecken des neuen Daches. Seit dem 26. März präsentiert sich nun das Haus mit einer neuen, denkmalgerechten Dachabdeckung. Durch das Einbringen einer Dämmung im Dachstuhl wird das Haus auch energetisch auf Vordermann gebracht.
Aus alt mach neu lautet die Devise nun auch für die nächsten Monate, denn weitere Arbeiten stehen bevor. Dickster Brocken dabei ist die Erneuerung von 14 denkmalgeschützten Fenstern, die mit fast 60.000 Euro zu Buche schlagen. Auf eine denkmalgerechte Ausführung legt Monika Herzog besonders großen Wert. Diese Arbeiten, die nur von bestimmten Fachfirmen ausgeführt werden können, und die ausschreibungstechnisch einer längeren Vorbereitung bedürfen, sollen im nächsten Jahr realisiert werden.
Kleines Heimatmuseum
Es ist geplant, auch Arbeiten in Eigenregie zu leisten. Im Obergeschoss hat Vorstandsmitglied Harald Thelen mit ersten Vorarbeiten in den Räumen begonnen, in denen mit Hilfe der Kaller Historiker Hubert Büth und Andreas Züll ein kleines Heimatmuseum eingerichtet werden soll. Für diesen Ausbau wird derzeit ein Antrag für die Genehmigung einer Nutzungsänderung beim Bauamt des Kreises Euskirchen vorbereitet. Mit der Konzeption des Vorhabens hat der Vorstand des Vereins Geschichtsforscher Andreas Züll betraut. Das Museum soll sich später über drei der vier Obergeschoss-Räume erstrecken.
Die Sanierungsarbeiten bedurften auch besonderer Anstrengungen des Vereinsvorstandes, der sich in Zeiten der Corona-Pandemie nicht treffen konnte. Beratungen und Entscheidungen im Zuge der Sanierung sowie weiterer Planungen zukünftiger Aktivitäten Vorstandssitzungen wurden per Video-Konferenz getroffen. Über die Entwicklung unserer Mitgliederzahlen ist man beim Vorstand erfreut, denn die Tendenz ist weiterhin steigend. Derzeit unterstützen 173 Personen den Verein durch ihre Mitgliedschaft.
Momentan bemüht sich der Vorstand, für die im vergangenen Jahr abgesagten Kulturveranstaltungen mit den Künstlern mögliche Ersatztermine zu finden. Mit der Eifel-Gäng wurde vereinbart, dass deren Auftritt am Freitag, 1. Oktober, stattfindet. Das bereits ausverkaufte Köster-Konzert soll nach Rücksprache mit Gerd Köster am Samstag, 6. November, über die Bühne gehen. Wenn die Situation es zulässt, wird auch die ausgefallene Travestie-Show mit Regina Red noch in diesem Jahr nachgeholt. In diesem Zusammenhang weist der Vereinsvorstand darauf hin, dass die bereits erworbenen Eintrittskarten für alle Veranstaltungen ihre Gültigkeit behalten.
pp/Agentur ProfiPress