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Entdeckungsreise durch die Zeit

Für den Heimatforscher Felizius Poth gibt es in und rund um Urft viel zu sehen

Von Steffi Tucholke

Kall-Uft – Etwa 15 Jahre ist es her, dass Felizius Poth im Wald bei Urft spazieren ging und einen alten Grenzstein mit einem Wappen darauf fand. Er wollte mehr darüber herausfinden, doch das war gar nicht so einfach. Schließlich landete er beim Amt für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbandes – und engagiert sich seither als ehrenamtlicher Heimatforscher. Rund um Urft gibt es für ihn viel zu entdecken.

Vor rund acht Jahren entdeckte Felizius Poth im Wald zwischen Urft und Marmagen Reste der Nieringsburg, die viele vor ihm schon gesucht, aber nicht gefunden hatten. Etwas abseits des Eifelsteigs ragen die Mauerreste der Burganlage aus dem Boden, die einst dem Kloster Steinfeld gehörte.

Felizius Poth nutzt die Ruhe am Aufschluss des Römerkanals bei Urft gerne, um zwischen Wurzeln und Blätterwerk ein Buch zu lesen. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

„Kloster Steinfeld hatte früher einen riesigen Einzugsbereich“, erzählt Felizius Poth. So gehörte auch die alte Mühle, die hinter Burg Dalbenden an der Urft liegt, einst zum Kloster.

Der gebürtige Urfter interessiert sich auch für die Abbaugebiete von Eisenerz in der Gegend. Das Eisenerz wurde in den Hüttenwerken zu Stahl verarbeitet und beispielsweise für die Herstellung landwirtschaftlicher Gerätschaften genutzt. Eine solche Eisenhütte befand sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts im Gillesbachtal.

Rundstedt-Offensive in Urft geleitet

Heute liegt dort das Hermann-Josef-Haus, eine Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung, die mehr als 220 Minderjährige in ambulanten und teilstationären Angeboten sowie in stationären Wohngruppen betreut und eine Förderschule mit dem Schwerpunkt sozialer und emotionaler Entwicklung betreibt.

Als Heimatforscher beschäftigte sich Felizius Poth auch lange Zeit mit der Burg Dalbenden. Die im 12. Jahrhundert entstandene Wasserburg diente Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt 1944 als Hauptquartier in der Ardennenoffensive.

Die ehemalige Urfter Mühle gehörte einst zum Kloster Steinfeld und wird heute als Wohnhaus genutzt. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Mittlerweile sind in der sanierten Burg Mietwohnungen eingerichtet worden, zu den Bewohnern zählte einst zeitweise auch der bekannte Eifelmaler Fritz von Wille. In direkter Nachbarschaft befindet sich das Schullandheim „Haus Dalbenden“, in dem die Eifeler Oldie-Nacht der „Hilfsgruppe Eifel“ zweimal stattfand.

Von Burg Dalbenden aus führt der Römerkanal-Wanderweg zur Stolzenburg, der Ruine einer Höhenburg, die einen ausladenden Blick über die Landschaft eröffnet. „Hier komme ich immer hin, wenn ich etwas Zeit habe“, erzählt Felizius Poth.

Der Weg führt am „Aufschluss“ vorbei, einem Stück freigelegter und geöffneter römischer Wasserleitung, die am Grünen Pütz bei Nettersheim beginnt und in der Römerzeit bis zu fünf Millionen Liter Wasser täglich nach Köln leitete. „An dem Aufschluss kann man genau sehen, wie die Römer die Leitung gebaut haben“, erklärt Poth, der sich an der Stelle gerne mal mit einem Buch auf die Bank setzt, umgeben von Wurzeln und Blätterwerk des Waldes.

Eifelmarmor abgebaut

Nicht weit davon befindet sich der Urfter Steinbruch, in dem um das 17. und 18. Jahrhundert der sogenannte „Eifelmarmor“ abgebaut wurde. Vor neun Jahren machte Felizius Poth den Steinbruch zusammen mit einer Rentner-Truppe wieder begehbar, sodass Besucher der Archäologietour Nordeifel dort auf Entdeckungsreise gehen konnten.

Der rötliche Kalkstein ist 395 Millionen Jahre alt. „Geschliffen geben die eingeschlossenen Fossilien ein tolles Muster“, schwärmt Felizius Poth. Verwendet wurde der „Eifelmarmor“ unter anderem für den Fußboden und den Sarkophag des heiligen Hermann-Josef in der Basilika Steinfeld sowie für Fußböden im Brühler Schloss Augustusburg sowie die Säulen am Bonner Schloss Poppelsdorf.

Beim Überflug im Tragschrauber verschwinden die markanten Höhenraster rund um Urft. Foto: Felix Lang/pp/Agentur ProfiPress

Einen Ausflug wert ist in Urft schließlich auch der Atomschutzbunker und ehemalige Ausweichsitz der Landesregierung NRW. Im Kalten Krieg war der Bunker gebaut worden, um im Falle eines Angriffs von dort den Zivilschutz leiten zu können. Der Bunker ist räumlich und technisch so gut erhalten, dass die Besucher bei Mitmach-Führungen selbst in die Rolle der Bunkerbesatzung schlüpfen können. Im Ernstfall hätte man planmäßig in dem Urfter Bunker in den 60er-Jahren bis zu 30 Tage unabhängig von der Außenwelt leben und arbeiten können.

Dieses Ortsporträt erschien zunächst im WochenSpiegel-Sonderheft „50 Jahre Gemeinde Kall“, das im Sommer 2020 zum 50-jährigen Bestehen der Gemeinde erstellt worden war. In loser Folge werden im „Rundblick Kall“ alle 13 Ortsporträts veröffentlicht.

pp/Agentur ProfiPress