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Die 100-Jährige, die auf der Terrasse saß

Maria Strohe (100) lebt im Mechernicher Altenpflegeheim „Kreuserstift“ – Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick besuchte sie, überreichte ihr Urkunden und Brief vom NRW-Ministerpräsidenten – Erzählungen über ein Jahrhundertleben – Bald geht´s wieder in den Urlaub

Mechernich – Geboren während der „Goldenen Zwanziger“ in der Weimarer Republik, noch lange vor den Schrecken des Nationalsozialismus in Deutschland, ist Maria Strohe aus Mechernich vor kurzem 100 Jahre alt geworden. 1922 war die Welt noch eine Andere – und Strohe hat alles miterlebt. Nichts desto trotz ist die Hundertjährige noch immer fit unterwegs, feierte ihren Geburtstag im Juni sogar mit Familie und Freunden in Österreich.

Nun besuchte Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick sie im Mechernicher Altenpflegeheim „Kreuserstift“, in dem sie seit über einem Jahr lebt. Im Gepäck hatte er Urkunden von der Stadt und vom Kreis Euskirchen sowie einen Brief des NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst.

Ihre Tochter Ingrid Fölling, die ebenfalls vor Ort war, hatte lange Zeit den Friseurladen „Ingrid“ in Mechernich geführt, hat aber die Rente bereits angetreten. Maria Strohe ist mittlerweile die älteste im Heim, vor kurzer Zeit ist dort eine Frau gestorben, die noch ein halbes Jahr älter war als sie.

Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick (l.) besuchte Maria Strohe (100) und ihre Tochter Ingrid Fölling (hinten) im Mechernicher „Kreuserstift“, um ihr zum Jahrhundertleben zu gratulieren, Anekdoten zu hören und ihr Urkunden von Stadt und Kreis sowie Briefe des NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst zu überreichen. Foto: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress
Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick (l.) besuchte Maria Strohe (100) und ihre Tochter Ingrid Fölling (hinten) im Mechernicher „Kreuserstift“, um ihr zum Jahrhundertleben zu gratulieren, Anekdoten zu hören und ihr Urkunden von Stadt und Kreis sowie Briefe des NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst zu überreichen. Foto: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress

„Jahre schnell vorbei gegangen“

In Mechernich-Wachendorf geboren, hat Sie im Laufe ihres langen Lebens öfter den Wohnort gewechselt. So hat sie beispielsweise lange Zeit in Antweiler oder Iversheim bei Bad Münstereifel gewohnt und ist nun wieder im Stadtgebiet, im „Kreuserstift“ in der Bahnstraße, beheimatet.

„Ich habe das Gefühl, die Jahre sind im wahnsinnig schnell umgegangen“, so Strohe. Besonders gerne erinnere sie sich daran, die Glocken in der Wachendorfer Kirche als junges Mädchen per Hand geläutet zu haben und dabei von dieser Kraft bis zur Decke gezogen worden zu sein: „Das hat unglaublich viel Spaß gemacht“

Gerne erinnere sie sich auch daran, wie sie im selben Alter süße Trockenfrüchte vom Dachboden genascht hatte. Ihre Schwester habe sich indes heimlich Schinkenscheiben abgeschnitten. Oder wie ihr Lehrer ihre Klasse auf einmal ganz aufgeregt auf den Schulhof rief, als ein Flugzeug vorbeigeflogen kam.

Die kleinen Dinge

Ihr Ehemann ist bereits vor 45 Jahren gestorben, seitdem lebt sie alleine. „Irgendwann kennt man es fast nichtmehr anders“, erklärte sie. Kennengelernt hatten sie sich in einem Lazarett in Euskirchen, er hatte im zweiten Weltkrieg ein Bein verloren. Bis vor einem Jahr hatte sie dann alleine in einer Wohnung gelebt, zog schließlich in den „Kreuserstift“ um. Strohe: „Hier habe ich ein Zimmer für mich samt Badezimmer, mehr brauche ich gar nicht, um glücklich zu sein!“

Maria Strohe hatte mit ihrem Ehemann drei Töchter, von denen eine bereits verstorben ist. „Da war früher immer was los zuhause“, erinnerte sie sich mit einem Lächeln.

Bürgermeister Dr. Schick las ihr den Brief des NRW-Ministerpräsidenten eigens vor. Foto: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress
Bürgermeister Dr. Schick las ihr den Brief des NRW-Ministerpräsidenten eigens vor. Foto: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress

Und auch sonst war ihr nicht lange langweilig. Sie erinnerte sich: „Ich habe vieles erlebt. Ich bin geflogen, habe vor einigen Jahren die Türkei besucht und mir Rom angeschaut, was wirklich sehr schöne Erinnerungen sind“. Während ihres Besuches dort habe sie sogar die Hand von Papst Benedikt XVI geschüttelt. „Wer kann das schon von sich behaupten!“, freute sie sich.

Was ist denn nun das Geheimnis eines langen und glücklichen Lebens? Sie erzählte: „Das Wichtigste ist, aktiv zu bleiben und sich an den kleinen Dingen zu erfreuen. Solange ich es noch kann, werde ich alles mit meiner Familie machen, was geht und jeden Tag genießen!“

Und obwohl sie die schweren Kriegsjahre erlebt hat, die spürbar die schlimmsten ihres Lebens gewesen seien, habe sie zum Glück nie wirkliche Not gehabt, da ihre Eltern bereits Selbstversorger samt Hof in Wachendorf waren, auch Tiere hielten sie dort. Außerdem kümmerte sie sich als junge Frau um einen Haushalt in Euskirchen, verdiente sich etwas Geld. „Damals war ich noch sehr jung und ich erinnere mich noch sehr gut, wie schön diese Zeit war!“

Später hatte sie selbst in einem Altenheim gearbeitet, dann ihre Eltern im Alter versorgt.

„Bin tief beeindruckt!“

Auf der Terasse des „Kreuserstiftes“ plauderte Maria Strohe mit Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und ihrer Tochter über ihr langes Leben, zeigte ihm sogar ein Fotoalbum, dass ihre Urenkel angefertigt haben. Sie erzählte auch, dass sie viele Bewohner des Hauses noch von früher kannte, diese aber teilweise schon verstorben sind.

Mit ihrer Zimmernachbarin Frau Müller verbringt sie stets gerne Zeit, dann laufen sie zum Beispiel durch den anliegenden Park. Strohe: „Ich fühle mich hier einfach wohl, mir war es ganz wichtig, meinen Kindern ihren Freiraum mit der Familie zu lassen. Hier habe ich alles, was ich brauche. Und mit dem ganzen Licht hier geht es gar nicht mehr besser!“

Im Anschluss an den „offiziellen“ Teil zeigte Strohe ihm Bilder von früher und die Anwesenden erzählten sich viele kleine Anekdoten. Foto: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress
Im Anschluss an den „offiziellen“ Teil zeigte Strohe ihm Bilder von früher und die Anwesenden erzählten sich viele kleine Anekdoten. Foto: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress

Die vielen verschiedenen Angebote in ihrem neuen Zuhause, so zum Beispiel Gruppenstunden, Gymnastik für Hände und Beine sowie Gedächtnistraining zählen zu ihren Favoriten. Ihre Tochter sagte dazu lachend: „Manchmal kriegt man sie gar nicht ans Telefon!“

Und auch Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick betonte: „Sie sind bisher die fitteste Hundertjährige, die ich treffen durfte. Davon bin ich tief beeindruckt!“

Auf nach Zoutelande

Und „fit“ trifft ins Schwarze: Denn die Familie fährt mitsamt Maria Strohe und ihren Enkeln und Urenkeln gerne noch des Öfteren beispielsweise nach Holland oder Österreich. „Auto fahren macht mir gar nichts aus“, so Strohe: „Die nehmen mich immer mit und ich freue mich.“ Besonders gerne mag sie das Meer und Seen, beispielsweise den Zülpicher See. „Da fühle ich mich immer wie im Urlaub“, erklärte sie. Und so geht es für sie auch im Laufe des Jahres wieder mit allen nach Zeeland in den Niederlanden, genauer gesagt nach Zoutelande.

Im Winter habe sie immer wieder gerne mit Familie und Freunden am Lagerfeuer gesessen, Glühwein und ein „Marillchen“ getrunken, Kekse gegessen und das Miteinander genossen. Nach wie vor liebt sie „Rummikub“ über alles, aber auch alle anderen möglichen Spieleklassiker wie „Herzblättchen“. Schon mit Ihrer Mutter habe sie dies vor langer Zeit sehr geschätzt.

„Ich habe viel vom Leben und von der Welt gesehen, das weiß ich sehr zu schätzen“, betonte Maria Strohe. Insgesamt könne sie auf viele glückliche Jahre zurückblicken, die schöne Geburtstagsfeier habe es perfekt abgerundet. Nun sind sie und ihre Familie zuversichtlich, dass der 101ste Geburtstag noch schöner wird.

pp/Agentur ProfiPress