„Das Tal ist überwunden“
Für die Tagespresse war der Höhepunkt des Freiluft-Gottesdienstes am Georgspütz zwischen Kallmuth, Vollem, Urfey und Weyer die Segnung der Pferde mit Father Patrick Mwangguhya von der Communio, GdG-Leiter Erik Pühringer und Dompropst Rolf Peter Cremer aus Aachen
Mechernich-Kallmuth – Nach Totalausfall und Corona-Flaute herrschte am 1. Maifeiertag wieder viel Andrang beim traditionellen Georgsritt in Kallmuth. 104 Pferde, Reiter und Kutschen und mehrere hundert Fußpilger zogen bei der 69. Reiterprozession seit 1953 von der Burg zum Georgspütz im Feytal.
Andere strömten bereits beizeiten ohne Umweg zum Freiluftgottesdienst mit dem Festprediger Dompropst Rolf Peter Cremer direkt auf die Festwiese am Schevener Weg, um sich von den vielen ehrenamtlichen Helfern mit Erbsensuppe, Wurst, Kaffee, Kuchen und kühlen Getränken bewirten zu lassen. Nach Rückkehr der Reiterprozession im Dorf und sakramentalem Segen an der Burg herrschte auf der Festwiese zu den Klängen des Musikvereins Kallmuth unter Martin Stoffels ein Andrang an Menschen und Tieren wie schon seit vielen Jahren nicht mehr.
„Das Corona-Tal ist überwunden, wir befinden uns wieder auf dem aufsteigenden Ast“, freuten sich Gerhard Mayr-Reineke und Ortsbürgermeister Robert Ohlert vom Vorbereitungsausschuss des Kallmuther Pfarrgremiums. Der aus Sistig stammende stellvertretende Generalvikar Rolf-Peter Cremer war schon einmal Festprediger am Georgspütz, 2016, zu Zeiten der Tätigkeit von Pfarrer Lothar Tillmann und Gemeindereferentin Elke Jodocy am südlichen Bleiberg.
Leiter der Heiligtumsfahrt
Der Autor Stephan Everling schreibt in den im Stadtgebiet Mechernich erscheinenden Kölner Tageszeitungen: „Einen Gottesdienst mit Pferden zu feiern, sei ungewöhnlich, so Cremer. Eine große Affinität zu Pferden habe er aus seiner Kindheit in der Eifel allerdings nicht. »Es gab einen im Ort, der hatte zwei Klepper«, erinnerte er sich. Doch mit denen habe er nichts zu tun gehabt. Der gebürtige Sistiger ist auch Wallfahrtsleiter der alle sieben Jahre stattfindenden Aachener Heiligtumsfahrt, die 2023 unter dem biblischen Leitwort „Für wen haltet ihr mich?“ aus dem Matthäus-Evangelium steht. Diese Frage Jesu an seine Jünger war auch Cremers Thema seiner Kallmuther Predigt. Er setzte seine Antworten auf die Kernfrage, wer Jesus ist, in Beziehung zu den Aachener Heiligtümern.
„Kölnische Rundschau“ und „Kölner Stadt-Anzeiger“ schreiben, Rolf Peter Cremer habe zusammen mit Diakon Manfred Lang und dem ugandischen Pfarrer Patrick Mwangguhya vom Ordo Communionis in Christo sowie dem stellvertretenden Bürgermeister Heinrich Schmitz auf dem mit frischen Blumen geschmückten Sakramentswagen gesessen.
„Der wurde in diesem Jahr gezogen von »Jojo« und »Krümel«, zwei Irischen Tinkern vom Lindenhof in Zingsheim. Für Pfarrer und GdG-Leiter Erik Pühringer war kein Platz mehr auf dem Wagen. Er machte sich vor dem Musikverein Kallmuth, der die Prozession musikalisch begleitete, zu Fuß auf den Weg. Genau wie Landrat Markus Ramers, der sich ebenfalls zu Fuß auf den Weg zum Georgspütz machte.“
„Ich war schon im vergangenen Jahr dabei, in diesem Jahr sind allerdings deutlich mehr Menschen und Pferde dabei“, sagte der erste Kreisbürger. Der Georgsritt sei ein toller Brauch, der unbedingt erhalten und unterstützt werden müsse. Und Pferde? Da schüttelte Ramers lächelnd den Kopf. „Keine Affinität, mehr Respekt“, sagte er.
„Wer Pferde hält, muss hierhin!“
Die jüngste Teilnehmerin war gerade mal fünf Tage alt und Star besonders bei den kleinen Mädchen. „Cinderella“, kurz „Cindy“, das Fohlen von Füchsin aus dem Stall von Ursula und Hubert Büchen, war den ganzen Weg tapfer hinter der Stute her gestapft und nutzte den Gottesdienst dazu, sich an der muttereigenen Milchbar zu stärken.
„Das Fohlen ist um zwei Uhr nachts gekommen, um sieben Uhr lief es bereits mit der Mutter über den Hof“, erzählte Ursula Büchen, die mit ihrem Mann in der Kutsche hinterhergefahren war. „Wenn das Kleine nicht mehr gekonnt hätte, wäre es in die Kutsche gekommen“, sagte sie.
Bereits seit 1975 nehmen die Büchens am Georgsritt teil. „Wenn man ein Pferd hat, muss man hierhin“, so Ursula Büchen. Ähnlich viele Teilnahmen hat auch Iris Ritzerfeld aus Dickerscheid erlebt: „Mit 15 Jahren war ich das erste Mal dabei, seitdem bin ich fast jedes Jahr mitgegangen.“ In diesem Jahr saß sie auf dem Rücken von Maultier Pedro: „Er ist eigentlich ein Wanderreitmuli, im letzten Jahr waren wir 2400 Kilometer unterwegs.“
Noch nicht so viele Teilnahmen weist Julia Wilaszek aus Kallmuth auf, die mit ihrer bunt bemalten Friesenstute Dusty mitging. „Das ist mein zweiter Georgsritt“, sagte die Elfjährige. Sie finde es toll, allen zu zeigen, was sie auf dem Pferd draufhabe. Manni Lang, der bereits vor seiner Diakonweihe im traditionellen Outfit der Bauernreiter mit schwarzer Hose, weißem Hemd und Zylinderhut dem Sakramentenwagen oft vorangeritten war, saß erstmals1963 als Vierjähriger das erste Mal vor dem Schoß seines Vaters Anton Lang im Sattel der Kaltblutstute „Ella“.
Zufrieden mit der Veranstaltung zeigten sich Robert Ohlerth, Ortsbürgermeister von Kallmuth, der mit Gerhard Mayr-Reineke den Georgsritt organisiert hatte. Rund 30 Helfer sorgten allein auf der Festwiese für das Wohl der Gäste. „Es hat mal wieder reibungslos geklappt“, freute sich Ohlerth.
Auch das Wetter spielte mit, so dass die angesagten Regenschauer bis in den Nachmittag auf sich warten ließen. Da war die Erbsensuppe, die die Dorfgemeinschaft servierte, längst aufgegessen und die Teilnehmer auf dem Heimweg. Für das kommende Jahr kündigte Ohlerth seinen Abschied aus dem Organisationskomitee an: „Nächstes Jahr haben wir Jubiläum, da ist es der 70. Ritt, danach ist dann für mich Schluss.“
pp/Agentur ProfiPress