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Bilder und Blumen gegen Bomben

Erste Ausstellung der Galerie im Rathaus nach Corona-Pause mit Werken von Mona Dia (Malerei), Jörg Erbar (Fotografie) und Franz Kruse (Grafik) – Katia Franke rezitierte und sang unter die Haut gehende Texte zur Eröffnung durch Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick

Mechernich – „Sag mir, wo die Blumen sind?“: Diese Frage führt im berühmten Anti-Kriegslied von Marlene Dietrich zwangsläufig zu Weiterungen: Wo sind die Mädchen, die sie pflückten, die jungen Männer, die die Mädchen nahmen, die Soldaten, die in den Krieg zogen, ihre Gräber, über die der Wind weht und auf denen schließlich wieder Blumen wachsen?

Mit unter die Haut gehenden Texten führte die Rezitatorin Katia Franke in die Ausstellung ein. Als Klammer dienten die von ihr gesungenen Strophen aus Marlene Dietrichs Lied „Sag mir, wo die Blumen sind“. Das war auch der Titel der Ausstellung. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Vor allem ist das sprichwörtliche Gras über diese Gräber gewachsen, bis alle aufgeschreckt wurden und feststellten: Es ist wieder Krieg in Europa! Mit ihrer Ausstellung „Sag mir, wo die Blumen sind“ in der Mechernicher „Galerie im Rathaus“ wollen Kurator Franz Kruse, die Malerin Mona Dia und Kunstfotograf Jörg Erbar auf den unaufhörlichen Zyklus von Gewalt und Gegengewalt, Krieg und militärischen Operationen hinweisen.

Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick gemahnte in seiner Eröffnungsansprache zur ersten Kunstausstellung im Rathaus seit der Corona-Pause an den Krieg in der Ukraine und seine Opfer. Das Motto der Ausstellung in allen Strophen sang WDR-Moderatorin Katia Franke, jeweils unterbrochen von Anti-Kriegs-Literatur von Verdun bis Vietnam.

Einen launigen Schlagabtausch zum zehnjährigen Bestehen der Mechernicher Galerie im Rathaus lieferten sich Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick (l.) und Künstler Franz Kruse: „Ich hätte nicht gedacht, dass er so lange durchhält“, sagte Schick. „Ich hätte nicht gedacht, dass er mich so lange machen lässt“, konterte Kruse. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

„Wieder Krieg in Europa“

Eigentlich hätte Kruse-Freund „Höhner-Hannes“ Schöner singen sollen, aber der Ex-Bassist der gleichnamigen Kölner Combo („De Höhner“) war krank geworden. Dr. Hans-Peter Schick sagte nach ihrem unter die Haut gehenden Vortrag zu Katia Franke: „Ich bedauere es nicht, dass Sie seinen Part übernommen haben…“

Ein nachdenklicher Dr. Schick erinnerte an den Song Marlene Dietrichs, den Joan Baez und in Deutschland Hannes Wader später populär gemacht haben. Und an den Umstand, dass man den Anti-Kriegs-Song lange mit anderen Assoziationen gehört und gesungen habe als heute, wo wieder Krieg ist in Europa…

Franz Kruse bedankte sich, dass Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick ihn als Kurator der Galerie im Rathaus auch nach einem Jahrzehnt noch immer schalten und walten lässt. Und er bedankte sich für ihre großartige Unterstützung bei der städtischen Mechernicher Kulturbeauftragten Gabi Schumacher.

Hauptakteure der ersten Vernissage im Mechernicher Rathaus nach zwei Jahren Corona-Pause (v.r.): der Fotograf Jörg Erbar, Malerin Mona Dia, Rezitatorin Katia Franke, Kurator Franz Kruse und Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, der die Ausstellung eröffnete. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Sekt, O-Saft und Selters servierten die Jugendlichen der Weltjugendtags-Gruppe der Gemeinschaft der Gemeinden St. Barbara Mechernich. Sie finanzieren sich die Reise nach Lissabon mit solchen Arbeiten.

Unter den Vernissage-Besuchern wurden viele bekannte Gesichter gesehen, darunter auch Ex-NRW-Innenminister Dr. Ingo Wolf und der Weilerswister Bundestagsabgeordnete Detlef Seif mit seiner Frau Rosemarie. Sie kommen zu fast allen Kruse-Events.

Das Titelbild der Ausstellung tritt als malerisch gestaltete Reihe brennender Hochhäuser in Erscheinung, aus deren Mitte der Titel heraussticht: „Sag mir, wo die Blumen sind…“ Genau gegenüber hat Jörg Erbar eine Kollage aus lauter Blumenmotiven gehängt: „Hier sind sie!“

Das Motto der Ausstellung in allen Strophen sang WDR-Moderatorin Katia Franke, jeweils unterbrochen von ihr rezitierter Anti-Kriegs-Literatur von Verdun bis Vietnam. Für den unter die Haut gehenden Vortrag gab es nicht nur vom Bürgermeister im Hintergrund Applaus. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

„Wo warst Du, Adam?“

Den Rundgang im Erdgeschoss der Mechernicher Stadtverwaltung beginnt man am besten auf der rechten Flurseite. Dort ziehen Kinder mit Papierhelmen und Holzschwertern in die harmlose Schlacht, wie sie glauben.

„So fängt alles an“, kommentierte der 80jährige Künstler Kruse: „Als wir die Bilder aufgehängt haben, kam gerade eine Gruppe Ukrainerinnen ins Rathaus. Wie die Bilder wohl auf sie gewirkt haben? Ein mulmiges Gefühl…“

Fast am Ende des Rundgangs an der gegenüberliegenden linken Flurseite ein Bild Mona Dias mit einem vor einem Panzer verschwommen verharrenden Mann und symbolisch ringenden überdimensionierten Händen. Der Titel des Werks ist die wieder und immer wieder neu aufgeworfene Frage aus Heinrich Bölls Kriegsroman „Wo warst Du, Adam?“

pp/Agentur ProfiPress