Ortsumgehung in Gefahr?
Umgehungsstraße für Roggendorf, Denrath und Weißenbrunnen könnte auf der Kippe stehen – Neuaufstellung des Bundesverkehrswegeplans vorgesehen – Verkehrsminister Krischer sorgt bei lokalen Verwaltungschefs für Wirbel – Pressespiegel zu einem Bericht des Redakteurs Thorsten Wirtz (Kölnische Rundschau und Kölner Stadt-Anzeiger)
Mechernich-Roggendorf – Die Umgehungsstraße für Roggendorf, Weißenbrunnen und Denrath im Zuge der nördlich zur Ortsdurchfahrt verlaufenden Bundesstraße 266 ist schon lange geplant. Im aktuellen Bundesverkehrswegeplan ist die Ortsumgehung Roggendorf (ebenso wie der Weiterbau der A1) im vordringlichen Bedarf enthalten – und sollte demnach bis 2030 umgesetzt bzw. begonnen werden. Die Ortsumgehung könnte jetzt aber dennoch „auf der Kippe“ stehen, so titeln die beiden Tageszeitungen Kölner Stadt-Anzeiger und Kölnische Rundschau mit einem Beitrag von Redakteur Thorsten Wirtz.
Hintergrund sei, dass der Plan in diesem Jahr noch einmal überarbeitet werden solle. So heißt es im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP: „Wir werden auf Basis neuer Kriterien einen neuen Bundesverkehrswege- und -mobilitätsplan 2040 auf den Weg bringen.“
Wirbel um Realisierung der Ortsumgehung
Thorsten Wirtz schreibt: „Für jede Menge Wirbel in der Mechernicher Politik sorgt aktuell zudem eine Aussage, die Landes-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) unlängst in einer nicht-öffentlichen Runde mit lokalen Verwaltungschefinnen und -chefs gemacht haben soll. Einige Teilnehmer der Besprechung haben den Minister jedenfalls so verstanden, dass der Bau der Ortsumgehung bereits vom Tisch sei.“
Auf Anfrage der beiden Tageszeitungen habe Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick aber klargestellt: „Das hat Krischer so nicht explizit gesagt“. Gleichwohl habe auch Bürgermeister Dr. Schick den Minister so verstanden, dass es nicht einfach sein werde, das Projekt zu realisieren: „Die Mittel sind knapp. Und zum Beispiel die notwendigen Brückensanierungen bei Bundesautobahnen werden extrem teuer.“
Kein verbindlicher Zeitplan
Eine Anfrage der Tageszeitungen beim NRW-Verkehrsministerium brachte indes keine Klarstellung. CDU und Grüne hätten sich im Koalitionsvertrag für NRW darauf verständigt, dass die laufenden Projekte bis zur Novellierung des Bundesverkehrswegeplans (BVWP) weiterbearbeitet werden. „Bei der Neuaufstellung will die Landesregierung darauf hinwirken, dass eine gute Abwägung der Kriterien verkehrlicher Bedarf, Finanzierung und Klimaschutz getroffen wird“, hieß es aus Düsseldorf auf die Anfrage von Kölnischer Rundschau und Kölner Stadt-Anzeiger.
Thorsten Wirtz zitiert eine Sprecherin des Ministeriums: „Weil der Landesbetrieb Straßen NRW und das Land auf die Akteure und die Prozesse nur begrenzt Einfluss nehmen können, kann ein verbindlicher Zeitplan für den Bau der B 266 Ortsumgehung Mechernich-Roggendorf vor diesem Hintergrund heute nicht benannt werden.“
Wichtigste Verkehrsachse in Richtung Autobahn
Das sieht der CDU-Bundestagsabgeordneter Detlef Seif anders. Er äußert sich gegenüber den beiden Kölner Tageszeitungen: „Natürlich kann Krischer hier Einfluss nehmen, denn im Gegensatz zu den Autobahnen ist das Land mit seiner Straßenbaubehörde hier in der Verantwortung, auch wenn es eine Baumaßnahme des Bundes ist.“ Hinzu komme, so Detlef Seif im Gespräch mit Redakteur Thorsten Wirtz, dass es auch für die Erschließung des Schleidener Tals fatal wäre, die Strecke nicht weiter auszubauen. Denn die B 266 sei die wichtigste Verkehrsachse in Richtung Autobahn.
Im Mechernicher Stadtrat und in der Verwaltung ist man sich einig darüber, welche Bedeutung ein Ende der Ortsumgehung Roggendorf hätte. Thorsten Wirtz zitiert Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick: „Das wäre ganz eindeutig ein großer Schaden für die betroffenen Bürger.“ Aus diesem Grund müssten sich jetzt alle Parteien positionieren und aktiv werden.
„Schwerer Rückschlag“
Auch SPD-Fraktionschef Bertram Wassong äußert sich gegenüber den Tageszeitungen: „Es wäre eine Katastrophe und ein schwerer Rückschlag für die Bürger aus Roggendorf, die Straße nicht zu bauen.“ Schließlich werde schon seit etwa 30 Jahren über die verschiedenen Planungen dazu gesprochen.
Geschockt über ein mögliches Aus zeigte sich der Roggendorfer Ortsbürgermeister Josef Metternich. Zwar sei er vor 40 Jahren selbst noch gegen den Bau einer Ortsumgehung gewesen, erklärt er gegenüber Kölnischer Rundschau und Kölner Stadt-Anzeiger, aber damals sei die Situation mit viel geringeren Straßenverkehr und mehr Gewerbebetrieben im Ort eine ganz andere gewesen. Metternich: „Ein Planungsstopp wäre eine große Sauerei.“
Auf die Umsetzung pochen
Im Gespräch mit Thorsten Wirtz sprach sich auch Grünen-Fraktionschefin Nathalie Konias für den Bau der Ortsumgehung aus: „Bei den bis zu 15.000 Fahrzeugen pro Tag, über die wir hier sprechen, ist das doch ganz klar: Natürlich muss die Ortsumgehung gebaut werden.“
Klar äußerte sich auch Mechernichs Beigeordneter Thomas Hambach gegenüber den Kölner Tageszeitungen. Der Bau der Ortsumgehung sei eine „ganz wichtige Maßnahme“ für die Stadt Mechernich: „Es macht überhaupt keinen Sinn, die Straße in Roggendorf nicht zu bauen, wenn man bedenkt, was im Zuge der B 266 schon alles erreicht worden ist.“ Schließlich sei ja auch erst kürzlich der vierspurige Ausbau im weiteren Verlauf in Richtung Autobahn abgeschlossen worden. Thomas Hambach: „Wir werden ganz massiv auf die Umsetzung der Ortsumgehung pochen.“
pp/Agentur ProfiPress