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Kontroversen um Putin und den Ukrainekrieg

Wegen ihrer Einschätzung des Ost-West-Konfliktes umstrittene Autorin Gabriele Krone-Schmalz war Gast der Lit.Eifel in Mechernich – 150 Zuhörer erlebten eine Lehrstunde demokratischer Meinungsvielfalt

Die aus Kommern stammende renommierte Wirtschaftsjournalistin Dr. Ursula Weidenfeld, die wie Auslandskorrespondent Udo Lielischkies und Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick ihr Abitur einst am Mechernicher Turmhof-Gymnasium abgelegt hat, war von Margaretha Ritter, der Vorsitzenden und Intendantin der Lit.Eifel, als Moderatorin verpflichtet worden, nachdem es bereits im Vorfeld der Veranstaltung Kritik an der Einladung von Krone-Schmalz gegeben hatte. Foto: RRG/pp/Agentur ProfiPress
Die aus Kommern stammende renommierte Wirtschaftsjournalistin Dr. Ursula Weidenfeld, die wie Auslandskorrespondent Udo Lielischkies und Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick ihr Abitur einst am Mechernicher Turmhof-Gymnasium abgelegt hat, war von Margaretha Ritter, der Vorsitzenden und Intendantin der Lit.Eifel, als Moderatorin verpflichtet worden, nachdem es bereits im Vorfeld der Veranstaltung Kritik an der Einladung von Krone-Schmalz gegeben hatte. Foto: RRG/pp/Agentur ProfiPress

MechernichVon deutlicher Kritik des in Kommern und Mechernich aufgewachsenen langjährigen Moskau-Korrespondenten Udo Lielischkies begleitet war eine Lit.Eifel-Veranstaltung am städtischen Mechernicher Gymnasium am Turmhof. Zu Gast war die wegen ihrer Aussagen zu den Ursachen des Ukraine-Krieges umstrittene Journalistin und Buchautorin Gabriele Krone-Schmalz.

„Sie bringt leider immer nur das völlig falsche Narrativ über die Schuld des Westens am Krieg in der Ukraine“, sagte der ehemalige Leiter des ARD-Studios in Moskau dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Und: „Wenn man eine so umstrittene Referentin wie Frau Krone-Schmalz einlädt, dann sollte man im Dialog-Teil aber auch jemanden haben, der kompetent dagegenhalten kann.“ Der TV-Journalist im Ruhestand hätte diese Rolle offensichtlich gerne selbst übernommen.

Der in Keldenich lebende Bestseller-Autor Norbert Scheuer, selbst als Dauerlesungsgast Teil der Lit.Eifel, begrüßte trotz kontroverser Ansichten die Einladung von Professor Gabriele Krone-Schmalz zur Mechernicher Lesung. Der mit rund 150 Besuchern bislang am besten besuchte Lesungsabend des Nordeifeler Lesefestivals sei ein Bekenntnis zu Demokratie und Meinungsvielfalt, so Scheuer.

„Ich habe mich geirrt, als ich vor Kriegsbeginn gesagt habe, dass Putin nicht in die Ukraine einmarschieren werde“, gab Gabriele Krone-Schmalz in der Aula des Gymnasiums am Turmhof zu. Foto: RRG/pp/Agentur ProfiPress
„Ich habe mich geirrt, als ich vor Kriegsbeginn gesagt habe, dass Putin nicht in die Ukraine einmarschieren werde“, gab Gabriele Krone-Schmalz in der Aula des Gymnasiums am Turmhof zu. Foto: RRG/pp/Agentur ProfiPress

„Ich fand es nicht nur gut, ich fand es großartig, dass die Lit.Eifel das gemacht hat“, sagte der Schriftsteller der „Kölnischen Rundschau“: „Es müssen einfach die verschiedenen Sichtweisen, die es bei Konflikten nun einmal gibt, auch öffentlich und in den Medien vorkommen.“

In diesem Punkt stimmte ihm Udo Lielischkies zu, der im April an gleicher Stelle, nämlich in der Aula „seines“ früheren Gymnasiums, eine wesentlich härtere und schonungslosere Sicht auf Putin und seine aus alten Geheimdienstleuten bestehende Umgebung geworfen hatte, die er als regelrechte „Bruderschaft“ bezeichnete.

Wladimir Putin sei vermutlich hauptsächlich wegen seiner Loyalität unter gleichgesinnten korrupten Geldbeschaffern und Betrügern 1999 in die Nachfolge Boris Jelzins geraten, sagte Lielischkies im April. Der heutige Präsident auf Lebenszeit habe sich durch sein knallhartes Durchgreifen im Ersten Tschetschenienkrieg, das dem heutigen in der Ukraine zum Verwechseln ähnlich war, Qualifikationen erworben, die ihn für ganz oben empfahlen.

Russland sei nach anfänglichen wirtschaftlichen Erfolgen, von denen auch die so genannten kleinen Leute profitierten, mittlerweile zur „Kleptokratie“ verkommen und nach sechs Jahren Reallohnrückgang am Boden zerstört. Und über allem schwebe ein sich mit Lichtgeschwindigkeit von der Realität und Vernunft entfernender Quasi-Monarch, der sich nicht mehr für Wirtschafts- oder Gesellschaftspolitik interessiere.

Während der Begrüßung durch die Schulleitung noch alle im Publikum (von rechts): Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, die aus Kommern stammende bekannte Wirtschaftsjournalistin, Autorin und Moderatorin Dr. Ursula Weidenfeld, Professor Gabriele Krone-Schmalz und die Lit.Eifel-Vorsitzende und Ex-Bürgermeisterin Margaretha Ritter. Foto: RRG/pp/Agentur ProfiPress
Während der Begrüßung durch die Schulleitung noch alle im Publikum (von rechts): Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, die aus Kommern stammende bekannte Wirtschaftsjournalistin, Autorin und Moderatorin Dr. Ursula Weidenfeld, Professor Gabriele Krone-Schmalz und die Lit.Eifel-Vorsitzende und Ex-Bürgermeisterin Margaretha Ritter. Foto: RRG/pp/Agentur ProfiPress

Zwei Bodyguards bestellt

Dass die Menschen auf der Straße ihm trotzdem ihre Sympathie und Treue zusprechen, ist für Udo Lielischlies nicht verwunderlich: „Er hat den Trick aller Autokraten erfolgreich benutzt, die Schuld auf einen angeblichen Aggressor von außen abzuwälzen.“ Und das sei der Westen mit seiner angeblich verkommenen Lebensart, die sich auch in der modernen Ukraine abzeichnet.

Für Gabriele Krone-Schmalz hingegen liegen die Ursachen des Krieges in einer Aggressionspolitik der Nato gegenüber Russland und in nicht eingehaltenen Zusagen der Ukraine aus den Minsker Abkommen. „Russland habe ein Recht auf seine Sicherheit, und daher sei die Nato-Osterweiterung auch »einer der größten Fehler seit Ende des Zweiten Weltkriegs«, so die Autorin“, schreiben die beiden in Mechernich mit Lokalteilen erscheinenden Kölner Tageszeitungen.

Die baltischen Länder und Polen hätten ihre Probleme mit Russland mit in die EU und die Nato gebracht, was dem Verhältnis der westeuropäischen Staaten zu Russland insgesamt geschadet habe, so Krone Schmalz am Turmhof-Gymnasium.

Von deutlicher Kritik des in Kommern und Mechernich aufgewachsenen langjährigen Moskau-Korrespondenten Udo Lielischkies begleitet war eine Lit.Eifel-Veranstaltung mit der wegen ihrer Aussagen zu den Ursachen des Ukraine-Krieges umstrittenen Journalistin und Buchautorin Gabriele Krone-Schmalz am städtischen Mechernicher Gymnasium am Turmhof. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Von deutlicher Kritik des in Kommern und Mechernich aufgewachsenen langjährigen Moskau-Korrespondenten Udo Lielischkies begleitet war eine Lit.Eifel-Veranstaltung mit der wegen ihrer Aussagen zu den Ursachen des Ukraine-Krieges umstrittenen Journalistin und Buchautorin Gabriele Krone-Schmalz am städtischen Mechernicher Gymnasium am Turmhof. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Die Lit.Eifel-Verantwortliche Margaretha Ritter sagte laut Zeitungsberichten, es habe massive Versuche von „einigen Professoren und Historikern“ gegeben, Krone-Schmalz mundtot zu machen. Alle Unterstützer hätten sie aber darin bestärkt, im Sinne der Meinungsfreiheit an der Veranstaltung festzuhalten.

Obwohl man nicht wirklich mit größeren Stör-Aktionen vor Ort gerechnet habe (Ritter: „Es gab keine Drohungen“), seien als reine Vorsichtsmaßnahme zwei Security-Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma bestellt worden, so die frühere Monschauer Bürgermeisterin.

Ob es für sie neu gewesen sei, flankiert von zwei Aufpassern aufzutreten oder im Anschluss an die Veranstaltung Bücher zu signieren? „Nein, seit Beginn des Ukraine-Kriegs ist das eher der Normalfall“, berichtete Krone-Schmalz dem Berichterstatter der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft.

Sie beklagte, dass sie mit ihren Aussagen zur russischen Politik und zu den Ursachen des Ukraine-Krieges zunehmend in ein mediales Abseits gestellt werde: „Man muss Meinungen ja nicht teilen, aber man sollte zulassen, dass es sie gibt!“

Es gelang nach Zeitungsmeinung nur ansatzweise, den von Krone-Schmalz vorgetragenen Thesen Fakten entgegenzusetzen. Auch die Einbindung des Publikums sei holprig gewesen. „Das war tatsächlich sehr schade, man hätte den Fragen der Besucher mehr Raum einräumen müssen“, fand der Bestseller-Autor Norbert Scheuer. Foto: Archiv/pp/Agentur ProfiPress
Es gelang nach Zeitungsmeinung nur ansatzweise, den von Krone-Schmalz vorgetragenen Thesen Fakten entgegenzusetzen. Auch die Einbindung des Publikums sei holprig gewesen. „Das war tatsächlich sehr schade, man hätte den Fragen der Besucher mehr Raum einräumen müssen“, fand der Bestseller-Autor Norbert Scheuer. Foto: Archiv/pp/Agentur ProfiPress

„Ich habe mich geirrt“

In den Zeitungsberichten heißt es über den Mechernicher Lit.Eifel-Abend: „Dass es am Bleiberg keine herkömmliche Lesung ihres 2017 erschienenen Buchs »Eiszeit – Wie Russland dämonisiert wird und warum das so gefährlich ist« geben werde, sei von vornherein klargewesen. »Wir haben ja schließlich gesehen, wie gefährlich das war. Und ja: Ich habe mich geirrt, als ich vor Kriegsbeginn gesagt habe, dass Putin nicht in die Ukraine einmarschieren werde«, gab die Autorin zu.“

Und was könnte den Krieg in der Ukraine endlich beenden? „Alle Parteien müssen gesichtswahrend aus der Situation herauskommen“, sagte Krone-Schmalz. Es könne jetzt nur darum gehen, den Krieg so schnell wie möglich zu beenden: „Ich hoffe, dass im Hintergrund die Geheimdiplomatie aktiv ist.“

pp/Agentur ProfiPress