„Orientierung gebender Teamspieler“
Bernd Altgen, der Vorstandsvorsitzende der VR-Bank Nordeifel, scheidet zum Jahresende aus – Seine Vorstandskollegen Wolfgang Merten und Mark Heiter wollen gemeinsam entwickelte Strategie mit hervorragenden Mitarbeitern fortsetzen – Genossenschaftliche Werte und die Eifeler Menschen als Antriebsfedern eines ungeheuren Engagements, das jetzt gesundheitlichen Tribut forderte
Schleiden/Eifel – „Wissen, aus welchen Wurzeln man stammt. Wissen, was man will und was man nicht will. Planen, wohin man will, und mit welchem Team man da ankommt“: Diese Linie passt zu Bernd Altgen, dem scheidenden Vorstandsvorsitzenden der VR-Bank Nordeifel eG. Diese Devise war die Grundlage dafür, dass sich die Eifeler Genossenschaftsbank aus ihren ersten Anfängen 1880 in Lommersdorf in den vergangenen Jahrzehnten zur „Hausbank der Region“ entwickeln konnte.
Der geistige Nachfahre Friedrich Wilhelm Raiffeisens und Hermann Schulze-Delitzschs hat eine Vision gehabt von der „Hilfe zur Selbsthilfe“ von Menschen für Menschen und diese Vision im Team mit seinen Leuten in einem innovativen, gut gemanagten Veränderungsprozess umgesetzt.
Das haben die Eifeler verstanden. Untersuchungen der Universitäten Köln und Münster haben ergeben: Kaum ein Institut hat so einen enormen Identifizierungsgrad, die Menschen wissen: Diese Bank tut etwas für uns. Eine Umfrage von Wissenschaftlern der Uni Münster unter 2000 VR-Bank-Nordeifel-Mitgliedern hatte bereits 2012 ergeben, dass 76 Prozent vollständig hinter ihrer Genossenschaft und ihrem System stehen.
Unvermeidlicher Schritt
Der Mann, der die mehrfach deutschlandweit ausgezeichnete Genossenschaftsbank, was Mitgliederdichte (über 50 Prozent der Bevölkerung) und Kundendurchdringung angeht, in den vergangenen 30 Jahren unter der Devise „Gelebte Verantwortung für Menschen und deren Entwicklung“ gemeinsam mit einer starken Mannschaft so weit nach vorne gebracht hat, nimmt zum Jahresende seinen Abschied. Aus gesundheitlichen Gründen, was dem „Hans Dampf in allen Gassen“ nicht leichtfällt.
Seinen gleichwohl medizinisch wie auch aus eigenem Empfinden unvermeidlichen und unaufschiebbaren Schritt teilten Vorstand und Aufsichtsrat Anfang der Woche den 130 Mitarbeitern der Bank in einem Schreiben mit. Es traf die Belegschaft nicht völlig unvorbereitet, denn allen war aufgefallen, dass der Chef, der sich als „Orientierung gebender Teamplayer“ bezeichnet, bei den sechs Bezirksversammlungen im Oktober in den Kommunen Schleiden, Hellenthal, Blankenheim, Nettersheim, Dahlem und Kall krankheitsbedingt fehlte.
Zwölf-Stunden-Tage und Sechs-Tage-Wochen mit den letzten zehn Jahren ohne Hobby und große Freizeitaktivitäten haben ihren Tribut gefordert. Und Ehefrau Gisela war nicht ohne Grund oft eifersüchtig, weil ihr seit 36 Jahren angetrauter Mann, der sich auch als akademischer Dozent Meriten erwarb, oft mehr mit der Bank als mit ihr verheiratet zu sein schien . . .
Gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen Wolfgang Merten und Mark Heiter sowie dem Aufsichtsratsvorsitzenden Robert Pelzer nahm Bernd Altgen jetzt in einem Pressegespräch persönlich Stellung zu seinem Abschied und auch dazu, wie es weitergeht mit der VR-Bank Nordeifel eG.
Weichen sind gestellt
„Die Weichen in die Zukunft sind längst gestellt, auch personell“, betonten dabei die anwesenden Vorstände und der Aufsichtsratsvorsitzende. Nicht nur seine Vorstandskollegen Wolfgang Merten und Mark Heiter, die das Institut künftig mit einer starken erweiterten Unternehmensleitung von neun Abteilungsleitern führen sollen, verfügten über eine hohe Qualifikation, so Bernd Altgen, der Architekt der sich über den Altkreis Schleiden erstreckenden Genossenschaft, die Motor von Wirtschaft und Geldkreislauf einer ganzen Region geworden ist.
Auch 20 weitere Mitarbeiter der Bank aus der zweiten und dritten Führungsebene hätten die examinierte Befähigung erworben, selbst eine Bank zu leiten. Altgen: „Wir haben ganz ausgezeichnete Führungs- und Nachwuchskräfte, da ist uns nicht bange.“ Das gelte auch für Robert Pelzer und die übrigen Aufsichtsratsmitglieder.
„Es gibt ein langjährig erprobtes Konzept, die Bank weiter zu entwickeln, die strategischen Weichen sind gestellt“, so Altgen, Heiter und Merten. Wenn es das politische Umfeld möglich macht, dann weiterhin ohne Fusion, denn darauf ist das bundesweit ziemlich einmalige und erfolgreiche Konzept der VR-Bank Nordeifel ausgerichtet.
Insbesondere seit der von Bernd Altgen im Jahr 2002 federführend gesteuerten Fusion mit der damals sanierungsbedürftigen Volksbank Gemünd-Kall gab es dabei mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Robert Pelzer „eine wirkungsvolle intensive Zusammenarbeit beider Gremien“, so Bernd Altgen. Auch dieses gute Verhältnis zwischen dem die Bank leitenden Vorstand und dem den Vorstand kontrollierenden Aufsichtsrat soll in Zukunft so bleiben. Dem Aufsichtsrat gehören neben Robert Pelzer und dem stellvertretenden Vorsitzenden Volker Mießeler auch Malte Duisberg, Ernst Lüttgau, Dominik Poth und Claudia Weishaupt an.
Wenn man ihn fragt, was aus den vielen Vorgängerbanken der Nordeifel eine einzige „Hausbank der Region“ gemacht habe, antwortet der scheidende Vorstandsvorsitzende mit der „Kontinuität einer evolutionären Entwicklung“, einem „mitgliederzentrierten Strategiekonzept“ und „Teamarbeit auf allen Ebenen“. Es gehe darum, alle Menschen als Motor einer Strategie der Veränderung einzubinden. Alles habe sich so entwickelt, aber nicht ohne Plan und Ziel.
Die eigene berufliche Biografie des wie seine Frau Gisela aus Uedelhoven (Gemeinde Blankenheim) stammenden Vorstandsvorsitzenden gibt ihm Recht. Sie spiegelt die Veränderung der Kommunal- und Bankenlandschaft der vergangenen Jahrzehnte wider.
Als der Bankkaufmanns-Azubi Bernd Altgen am 1. August 1978 seine Lehre bei der Volksbank Blankenheim begann, verfügte diese über 1231 Mitglieder und umgerechnet zwölf Millionen Euro Bilanzsumme. Zum 30. September 2017 hat das Nachfolgerinstitut VR-Bank Nordeifel 603 Millionen Euro Bilanzsumme und 25.437 Mitglieder.
Verbundenheit bis heute
Bernd Altgen wechselte nach der Ausbildung 1981 zur Raiffeisenbank Schleiden eG, wo er in dem Vorstand Albert Reidt einen verlässlichen Chef und Förderer fand, mit dem ihm noch heute und über Reidts Tod am 30. April 1993 hinaus sehr viel verbindet. Seit 1988 hat Altgen mit ihm faktisch die Bank geleitet und seit dem 1. Juli 1992 mit Albert Reidt im Vorstand zusammengearbeitet.
1988 wurde Altgen Vorstandsassistent, Abteilungsleiter Kredit und Handlungsbevollmächtigter für die Gesamtbank und 1990 Prokurist in der erweiterten Geschäftsleitung nach der Fusion zur Raiffeisenbank Schleiden-Hocheifel (117 Millionen EURO Bilanzsumme/ 4371 Mitglieder) im Jahre 1989.
„Strategische, kulturelle, organisatorische und personelle Entwicklung ziehen sich wie ein roter Faden durch mein Berufsleben“, sagte der seit 1985 ununterbrochen bis heute auch für die Aus-, Fort- und Weiterbildung zuständige Bernd Altgen im Pressegespräch. Im Jahr 2000 verschmolzen die erst 1996 zur Volksbank Blankenheim fusionierten Ursprungsgenossenschaften Blankenheim, Nettersheim und Oberahr mit der Raiffeisenbank Schleiden-Hocheifel eG zur VR-Bank Nordeifel eG. Das machte schon 307 Millionen Euro Bilanzsumme, die Hälfte von heute, aber erst 10.729 Mitglieder.
Was folgte, war die risiko-, aber schlussendlich sehr erfolgreiche Übernahme der angeschlagenen Volksbank Gemünd-Kall eG, die zum Meisterstück von Vorstand und Aufsichtsrat um die Teamspieler Bernd Altgen und Robert Pelzer wurde. Die VR-Bank Nordeifel eG schaffte es nahezu im Alleingang inklusive der Übernahme aller 35 Beschäftigten in Gemünd und Kall.
Auch in dem Fall standen die Menschen im Mittelpunkt der Überlegungen und unter besonderer Rücksicht durch den „Orientierung gebenden Teamplayer“ und seine Mannschaft: „Wir hätten keinen übernehmen müssen, aber jeder bekam seine Chance. Das gilt bis heute: Jeder ist mir der wertgeschätzte Teil des Unternehmens.“
Menschenfreundliches Geschäftsmodell
Aus dem neuen Geschäftsmodell der VR-Bank Nordeifel (2001), einem Mehrsäulenmodell, auf dem Mehrwert für Mitglied und Bank, ein viel beachtetes Bonussystem statt der hergebrachten Anteilsdividende und ein regionaler Wirtschafts- und Förderungskreislauf erwuchsen, entwickelten Bernd Altgen und seine Mitstreiter im Laufe der vergangenen anderthalb Jahrzehnte neue gesellschafts- und wirtschaftspolitische Ansätze.
Die VR-Bank Nordeifel wurde nicht nur selbst wegen ihrer seit Jahren erprobten sozialen Unternehmerrolle mit Heimarbeitsplätzen, Vertrauensarbeitszeit und Jobsharing von der Bertelsmann-Stiftung als „Familienfreundlicher Arbeitgeber“ ausgezeichnet, sondern auch viele Firmen, Institutionen und Behörden, die mit der „Hausbank der Region“ zusammenarbeiten.
Es wurden neue Genossenschaften wie die Generationen- und die Dienstleistungsgenossenschaft Eifel gegründet, und die VR-Bank Nordeifel war Pionier und Musterbeispiel im „INQA-Audit“ des Bundesarbeits- und Sozialministeriums, in dem eine neue Arbeitskultur entwickelt wurde, die Beschäftigte motiviert und bindet. Hierfür wurde die Eifeler Hausbank 2016 als einer der hundert besten Arbeitgeber Deutschlands von der Institution „Great Place to Work“ in Berlin ausgezeichnet.
Meilensteine im Genossenschaftswesen
Aufsichtsratsvorsitzender Robert Pelzer und die Vorstandsmitglieder Wolfgang Merten und Mark Heiter würdigten die Verdienste des scheidenden Vorstandsvorsitzenden als „Meilensteine im Genossenschaftswesen weit über die Grenzen des Kreises Euskirchen“ hinaus. Bernd Altgen sei stets der Eifel und „seiner“ VR-Bank Nordeifel treu geblieben, was ihm hoch anzurechnen sei.
Wolfgang Merten: „Er hat nicht nur von Genossenschaftsidealen geschwärmt, er hat sie auch vorgelebt.“
Altgen habe ihn in seinem beruflichen Werdegang sehr geprägt, so Wolfgang Merten: „Wir sind schon seit 1981 Kollegen, seit 1990 arbeite ich mit Bernd Altgen auf der Führungsebene zusammen, er als Vorstand und ich bis 2010 als Bereichsleiter und Prokurist. Am meisten habe ich in den sieben gemeinsamen Jahren im Vorstand von ihm gelernt und gemeinsam mit ihm und Mark Heiter erfolgreiche Weichen für die Zukunft gestellt. Dazu gehört sicherlich auch die Entwicklung einer starken neuen Führungsmannschaft mit neun Abteilungsleitern.“
Mark Heiter ergänzt: „Vorstandsmitglied Bernd Altgen hat mich 1993 als Auszubildender eingestellt. Nach der Fusion im Sommer 2000 hat er mich als junger Mann von 25 Jahren zum Bereichsleiter und Prokuristen befördert. Seither arbeite ich in der erweiterten Geschäftsleitung mit Bernd Altgen zusammen, seit Frühjahr 2011 mit Verabschiedung von Karl Goertz dann als Vorstand.“
Heiter und Merten betonen, dass sie die starke evolutionäre Entwicklung der Hausbank der Region mit den Menschen der Region – Mitarbeitern und Mitgliedern – in dem gemeinsam erarbeiteten Sinne erfolgreich fortsetzen wollen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Robert Pelzer unterstrich dies mit dem Hinweis, dass sich Aufsichtsrat und Vorstand damit konzeptionell in einer gemeinsamen Sitzung im Dezember intensiv befassen werden.
Robert Pelzer stellt mit den Vorständen bereits jetzt fest, dass die VR-Bank Nordeifel eG auf allen Ebenen gut für die Zukunft aufgestellt ist.
pp/Agentur ProfiPress