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AllgemeinRotes Kreuz im Kreis Euskirchen

Wo Zukunft maßgeschneidert wird

Das DRK im Kreis Euskirchen widmet sich der Frage, wie Innovation und Veränderung in einem komplexen Wohlfahrtsverband gelingen kann – Europäisch gefördertes Projekt soll passgenaue Antworten liefern

Kreis Euskirchen – Die Alte Tuchfabrik in Euenheim ist wie gemacht für dieses Projekt. Wo einst Tuche gewebt wurden, wird jetzt die Zukunft eines Wohlfahrtsverbands maßgeschneidert. Das Schnittmuster? Wird nicht vorgegeben, sondern entsteht im Team. Stoffe, Farben, Garne und Säume wählen die Mitarbeitenden ebenfalls selbst – im übertragenen Sinne versteht sich. Denn innerhalb eines klaren Rahmens sollen mit viel Freiraum für Kreativität Ideen für Innovationen und Veränderungen entstehen. Denn so macht das DRK im Kreis Euskirchen Zukunft.

Am Anfang stand die Frage: Wie gelingt Veränderung in einer komplexen Organisation wie dem DRK-Kreisverband Euskirchen – und zwar so, dass sie nicht verordnet, sondern von den Mitarbeitern selbst getragen wird? Um diese Frage fundiert und umfassend zu beantworten, hat das Rote Kreuz das Projekt „#ZukunftMachen“, das im Rahmen des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert wird, ins Leben gerufen.

„Wir befinden uns aktuell bereits im Zertifizierungsverfahren ‚Zukunftsfest‘ als Folgezertifizierung der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA)“, berichtet Rolf Klöcker, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands. „Doch uns war klar: Man darf sich solche Zertifikate nicht einfach an die Wand hängen und glauben, damit sei alles erledigt. Veränderung ist ein dauerhafter Prozess – und dabei spielt die Beteiligung unserer Mitarbeitenden eine zentrale Rolle.“

Mit, für und aus dem DRK heraus

Und genau hier setzt das neue Projekt an. Projektleiter Boris Brandhoff erklärt: „Veränderungen funktionieren nicht nachhaltig, wenn sie von oben nach unten durchgedrückt werden. Unsere Grundidee war es daher, Strukturen zu schaffen, in denen Veränderung als gemeinsamer Lern- und Gestaltungsprozess möglich wird – mit echter Beteiligung und echter Verantwortung.“

Die Basis bildet dabei das agile Projektmanagement, insbesondere in Anlehnung an das aus der IT bekannte Scrum-Modell. Doch anstatt es eins zu eins zu übernehmen, entwickelt das Team ein Modell, das auf die besonderen Anforderungen eines Wohlfahrtsverbands zugeschnitten ist. „Unser Projekt ist ein Labor, ein Experimentierraum“, so Brandhoff. „Wir entwickeln die Methoden im Tun – mit, für und aus unserer Organisation heraus.“

Der erste Projektzyklus ist nun in vollem Gange. Bis Ende August bearbeiten vier Innovationsteams vier Zukunftsfelder. „Gerade im Bereich Nachhaltigkeit haben wir noch Luft nach oben“, sagt Rolf Klöcker. „Deshalb bin ich besonders froh, dass wir diesen Aspekt in das Projekt aufgenommen haben.“

Dieses Feld wird von Projektmitarbeiterin Mirja Sieradzki begleitet. Sie findet, dass das DRK im Bereich sozialer Nachhaltigkeit bereits sehr gut aufgestellt ist – unter anderem mit Beschwerdemanagement, einer Vertrauensperson zum Schutz von Grenzverletzungen oder auch einer Gleichstellungsbeauftragten. Dennoch –und da stimmt sie dem DRK-Geschäftsführer zu – gibt es in diesem Bereich noch ganz viel Raum für Innovation. „Es ist beeindruckend zu sehen, was entstehen kann, wenn Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen hier zusammenkommen“, berichtet Mirja Sieradzki von einem innovativen Geist, der bereits in der frühen Phase des Projekts spürbar ist.

Das DRK-Team hinter Zukunft machen: Geschäftsführer Rolf Klöcker (v.l.), Kommunikatorin Angelika Eimermacher, Projektleiter Boris Brandhoff und die Projektmitarbeiterinnen Nadine Olbrich, Nadine Hilger-Gerretz und Mirja Sieradzki. Foto: Ronald Larmann/pp/Agentur ProfiPress
Das DRK-Team hinter Zukunft machen: Geschäftsführer Rolf Klöcker (v.l.), Kommunikatorin Angelika Eimermacher, Projektleiter Boris Brandhoff und die Projektmitarbeiterinnen Nadine Olbrich, Nadine Hilger-Gerretz und Mirja Sieradzki. Foto: Ronald Larmann/pp/Agentur ProfiPress 

Interne DRK-App geplant

Mit dem „hier“ meint sie ein Büro in der Alten Tuchfabrik, das das DRK extra für dieses Projekt angemietet hat. Es ist bestens ausgestattet, mit beweglichen Konferenztischen individuell anpassbar, verfügt über ein gemütliches rotes Sofa und hohe Decken – und bietet so ganz viel Raum, um Kreativität sprudeln zu lassen.

Die soll auch die beiden Zukunftsfelder „Führung- und Konfliktkultur“ sowie „Gute Arbeitsbedingungen“ beflügeln. Sie werden betreut von Nadine Hilger-Gerretz. „Durch die dezentrale Organisation gibt es viele unterschiedliche Ansätze“, berichtet die Projektmitarbeiterin. Schließlich befinden sich unter dem Dach des Roten Kreuzes ganz viele Kitas ebenso wie Rettungswachen, eine Flüchtlingshilfe genauso wie eine Familienbildung und vieles mehr. „Unser Anspruch ist, das Ganze zu systematisieren, auch die Führungskräfte ein Stück weit zu entlasten, dadurch, dass es eine einheitliche Grundlage gibt“, sagt Nadine Hilger-Gerretz. Das kann für die Konfliktkultur ebenso gelten, wie für On- und Offboardingprozesses.

Das Zukunftsfeld Wissensmanagement und Kommunikation begleitet derweil Boris Brandhoff. Auf diesem Gebiet hat sich das Innovationsteam das Ziel gesetzt, dass noch in diesem Jahr eine interne Rotkreuz-App an den Start gehen kann, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit aktuellen Informationen zu versorgen oder auch vorhandenes Wissen zu sichern und an möglichst viele Kollegen weiterzugeben.

Kommunikation ist derweil auch für das Projekt selbst besonders wichtig. Angelika Eimermacher ist dafür verantwortlich. „Einerseits müssen wir das Vorhaben auf einer komplexen Meta-Ebene erklären, andererseits begleite ich natürlich die konkreten Projektschritte“, erläutert die Projektmitarbeiterin, die dazu einerseits die Internetseite verwendet und zudem einen Instagram-Kanal für die Kommunikation nutzt.

Gemeinsam gedacht und gestaltet

Das fünfköpfige Projektteam um Boris Brandhoff wird komplettiert von Nadine Olbrich. Sie sorgt ebenfalls für eine reibungslose Kommunikation, allerdings in Richtung Fördergeber. Weil das Projekt von der EU finanziert wird, gibt es hier eine Menge an Richtlinien zu beachten und bürokratische Vorgaben zur erfüllen. Darüber wacht Nadine Olbrich und sorgt so mit dafür, dass die vier Innovationsteams mit jeweils fünf Mitarbeitenden aus verschiedenen Berufsgruppen des Kreisverbands arbeiten können. Jedes dieser Teams agiert eigenständig und wird von einem sogenannten Product Owner koordiniert – auch dieser Begriff stammt aus der agilen Arbeitswelt.

„Wir wollen nicht, dass jemand etwas vorgibt und die anderen nur ausführen“, betont Boris Brandhoff. „In unseren Teams wird gemeinsam gedacht und gestaltet – so entstehen Lösungen, die innovativ und tragfähig sind.“ Gleichzeitig wird der Veränderungsprozess als Chance erlebt. Schritt für Schritt entwickelt – in Iterationen, wie es in der agilen Welt heißt – wird so an einer nachhaltige Organisationskultur gearbeitet, die später dann auch als Best-Practice-Beispiel für andere Wohlfahrtsverbände dienen soll.

Doch jetzt wird die Zukunft erst einmal für das DRK im Kreis Euskirchen maßgeschneidert. Wie das zukünftige Outfit einmal aussehen wird, steht dabei noch nicht fest. Das entwickelt sich im Laufe des Prozesses, der bis Ende 2026 angelegt ist. Bis dahin kann also noch intensiv an Schnittmustern, Farben und Formen der Rot-Kreuz-Zukunft gearbeitet werden. Und eins ist dabei gewiss: Nichts ist in Stein gemeißelt. Wenn hier und da mal eine Naht aufgetrennt werden muss, weil etwas zu eng ist oder doch zu weit, dann ist das überhaupt kein Problem – denn schließlich ist die Zukunft ein lebendiger Prozess.

Weitere Informationen zum Projekt gibt es online unter: www.drk-eu.de/zukunftmachen.html

pp/Agentur ProfiPress