Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

Nachrichten

Wegbegleiter in der letzten Lebensphase

Wegbegleiter in der letzten Lebensphase
Ehrenamtliche Hospizhelfer der Diakonie Euskirchen erleben viel Dankbarkeit der Sterbenden – “Ich wollte eine von denen sein, die ich mir für meinen sterbenden Vater gewünscht hätte”
Euskirchen – “Die Sterbenden leben die Essenz, sie konzentrieren sich auf das Wesentliche. Was ich täglich von Patienten, Angehörigen, Mitarbeitern wiederbekomme, ist der Reichtum meiner Arbeit”, sagte Diakon Walter Steinberger, Leiter der Diakonie Euskirchen, beim monatlichen Treffen der ehrenamtlichen Hospizhelfer. Die in einer 13-monatigen Ausbildung zum Hospizhelfer zertifizierten Ehrenamtler sind “Wegbegleiter” unheilbar Erkrankter in ihrer letzten Lebensphase. Richard Bender ist einer von ihnen und berichtete an dem Austausch- und Supervisionsabend im evangelischen Gemeindehaus Kölner Straße, wieso er seit vielen Jahren diese wichtige, aber durchaus herausfordernde Arbeit leistet.
“Als meine Schwiegermutter im Sterben lag, hatte ich starke Berührungsängste. Ich habe immer großen Abstand gehalten, auch in ihrem Zimmer”, so Bender. Dann habe er sich gefragt, was er machen würde, wenn seine eigenen Eltern in diese Situation kämen. Ob er dann auch weglaufe? Bender: “Da habe ich mit der Hospizarbeit angefangen.”
Sonja Conrads ist bei der Diakonie Ausbilderin und Koordinatorin der Hospizhelfer und hat wie ihre Kolleginnen auch, die Fortbildung “Palliativ Care” besucht – also der lindernden Pflege der unheilbaren Schwerstkranken. Über die Ausbildung der Hospizhelfer berichtet sie: “Eine gute Vorbereitung und Ausbildung ist sehr wichtig – nicht nur für die Menschen, die wir begleiten, sondern gerade auch für die Helfer selbst.” Spezielle psychologische Schulung und auch das Beschäftigen mit dem eigenen Tod gehören ebenso dazu wie ein begleitetes Praktikum. Diakon Steinberger: “Wichtig ist ein gutes Handwerkszeug und die Möglichkeit, über das Erlebte zu reflektieren. Deshalb auch die regelmäßigen Treffen der Gruppe.”
“Wir können dem Leben nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben”, zitiert Sonja Conrads Cicely Saunders, die Gründerin der Hospizbewegung. Sterbebegleitung ist Lebensbegleitung bis zuletzt, bringt Sonja Conrads die Aufgabe der Begleiter auf den Punkt. Die Wegbegleiter sollen sich dabei auf alles einstellen, was der Sterbende vorgibt. Der ehrenamtliche Hospizhelfer Dietmar Seichter: “Konzepte, die man dabei im Kopf hat, gehen nie auf.” Man müsse sich in die Wünsche einfühlen.
“Gerade wenn man in der Nacht kommt, wenn sonst niemand da ist und in der Dunkelheit die Ängste aufsteigen, sind Sterbende so dankbar”, sagte Seichter. Die Begegnung mit den Sterbenden gebe sehr viel, mehr als nur Dankbarkeit. Seichter: “Ich komme durch die Begleitung in Beziehung zu Dingen, die mir selbst noch bevorstehen. Sie lassen mich daran teilhaben.”
Die Ehrenamtlerin Ulrike Meisenheimer sagte: “Jeder von uns hat schon Schicksalsschläge erlitten, aber wir sitzen noch aufrecht. Durch die Hospizarbeit wird man mit dem eigenen Schicksal zufrieden.” Als ihr Vater im Sterben lag, konnte sie ihn durch den weit entfernten Wohnort und berufliche Verpflichtungen nur alle 14 Tage besuchen. Meisenheimer: “Ich dachte immer, warum gibt es keinen, der nach ihm kuckt?”
Ihr Vater sei früher in vielen Vereinen gewesen, keiner von den Vereinskameraden habe sich gekümmert, als er krank wurde. Ulrike Meisenheimer: “Das hat mich sehr traurig gemacht. Ich wollte eine von denen sein, die ich mir für Vater gewünscht hätte.” Und so wurde auch sie Hospizhelferin und erfährt die Dankbarkeit der Begleiteten. “Einfach nur mal zuhören, gemeinsam raus zum Kaffee-Trinken gehen, für jemanden Zeit haben, ohne den Zeitdruck der Pflege, das macht froh – auch mich.”
Die Begleiterin Gisela Fersch über ihre Aufgabe: “Das ist eine dankbare Sache. Es macht mir selbst Freude, wenn ich Freude schenken kann. Wenn ich von der Begleitung komme, bin ich zufrieden mit mir.” Dabei habe sie am Anfang des Hospizhelferkurses gedacht: “Das schaffe ich nicht, das ist mir zuviel.” Doch durch die gute Ausbildung und die Unterstützung der Diakonie-Mitarbeiter habe sie es glücklicherweise durchgezogen. Die Begleitung sei auch keinesfalls ständige Trauerarbeit: “Es wird auch viel gelacht, Freude ist wichtig und hat ihren Platz in der Begleitung.”
Diakonieleiter Walter Steinberger: “In der Ausbildung wird auch das Thema Recht vermittelt, etwa über die Patientenverfügung. Dadurch sind die Begleiter oft auch wertvolle Ansprechpartner für die Angehörigen. Es tut ihnen gut, wenn jemand Neutrales ihnen zur Seite steht.” Es sehe es als wichtige Aufgabe der Diakonie, neben medizinischer und pflegerischer Unterstützung sei die seelische besonders wichtig. “Der spirituelle Bereich muss beachtet werden. Schon ein gemeinsames Gebet kann viel bewirken.”
Wenn andere über die Arbeit der Hospizhelfer hörten, hieße es oft: “Das könnte ich nie!” Dabei sei es so bereichernd, an den Leiden anderer teilhaben zu dürfen. Ulrike Meisenheimer: “Und manchmal kann man viel mehr, als man denkt.” Wer sich für die Ausbildung zum ehrenamtlichen Hospizmitarbeiter interessiert, kann sich unter Telefon 0 22 51/9 29 00 mit der Diakonie in Verbindung setzen.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

20.07.2009