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Von “Krohe”, “Pöhl”, “Bloodhöngche” und Eifeler Drohgebärden

Von “Krohe”, “Pöhl”, “Bloodhöngche” und Eifeler Drohgebärden
Über das reichhaltige Vokabular, das die Eifeler Mundart für tätliche Auseinandersetzungen bereithält, war an dieser Stelle schon die Rede. Vielleicht erinnern Sie sich: Hierzulande wurde ehedem gerne und ausgiebig jebängelt, jebimsch, jedreische, jeschwaad und jebüsch.
Eifeler und Bördenbewohner haben früher mit Vorliebe an Kirmes die eine oder andere Schlägerei angezettelt, um sich beim Mannze, Nähle, Nöffe, Knöppe, Kloppe, Paave, Recke, Riere, Rieße, Secke, Schloon, Schmiere, Schmeiße, Stuppe, Tachele, Tönnesse, Träcke, Trööne, Tuppe, Väje, Vebimsche, Vebläue, Vekasematuckele, Vemöbele, Veluckasse, Vemolästiere, Vepisele, Vepisamatuckele, Vetubacke, Vewammesse, Walke und Zoppe zu amüsieren.
Und das war früher auch kein Skandal, sondern eher normal. Eine eigenwillige Eifeler Bauernregel wusste das zu deuten: “Je mie se sich op Steefelder Maaht kloppe, desto hüede wähs de Hafe(r)”. Besondere gegenseitige Animositäten hegten die Wahlener “Kroohe” (Krähen) und die “Märmarene Pöhl” (Marmagener Zaunpfähle).
Letztere riefen ersteren früher nach: “Kroh, Kroh, Kroh, dr Düvel kütt de noh, unn wenn de noch jett wegger böss, dann öss de Düvel doh”. Umgekehrt kann sich eine Krähe sehr gut auf einen Pohl setzen, um ihr Geschäft zu verrichten. Eine Vorstellung, die die Marmagener zur Weißglut brachte. Jedenfalls war früher zwischen beiden Dörfern oft “Klopperei” angesagt.
Auch die Nettersheimer gingen nicht eben als Pazifisten in die Eifeler Dorfgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts ein. Wegen der besonderen Schlagfertigkeit ihrer Jungmänner gab ihnen der Eifeler Volksmund einen besonderen Namen, nämlich “Neddescheme Bloodhöngche”. Das ist die Verniedlichungsform der hochdeutschen Entsprechung “Nettersheimer Bluthunde”.
Zur Ehrenrettung der Eifeler muss gesagt werden, dass sie vermutlich nicht gewalttätiger waren als die Hunsrücker oder Westerwälder. Sie legten sich wahrscheinlich nur aus Gründen der Abschreckung ein so “dreisch”-freudiges Image zu. In die Kategorie Aufschneiderei fallen denn auch die Eifeler Formeln zur Androhung von Gewalt, wie sie an plastischer Vorstellungskraft kaum zu überbieten sind.
Wie zum Beispiel: “Ich hauen de de Kopp en de Hals, dann kanns de dörch de Reppe kicke wie en Aap dörch de Tralleje.” Sinngemäß bedeutet dies die Androhung, dem Gegenüber den Kopf in Bud-Spencer-Manier durch einen Schlag von oben in Richtung Körpermitte zu befördern, so dass der Getroffene anschließend in der Lage wäre, durch seine Rippen zu gucken wie ein Schimpanse im Kölner Zoo durch die Gitterstäbe seines Käfigs . . .
Eine andere Drohformel lautet: “Ich schlaachen de de Kopp op de Röcke, dann kanns de uss em Rucksack fresse.” Will sagen: “Ich werde dir einen Haken verpassen, der dein Haupt um 180 Grad zu wenden in der Lage ist, so dass du anschließend deine Mahlzeit direkt mit dem Mund aus deinem Rucksack zu dir nehmen kannst . . .”
Ein Glück, dass die wenigsten Drohungen dieser Art wahr gemacht wurden und werden. Nicht umsonst sagen Eifel- und Behördenbewohner jemandem, der sich allzu bedrohlich ins Zeug legt: “Die du jehaue häss, die stohn höck noch fürm Krankehuus Schlang – unn waaden op de Pengk”. (“Diejenigen, die du bereits verdroschen hast, stehen heute noch vor dem Krankenhaus Schlange – und warten darauf, dass sich Schmerzen einstellen . . .”)
Manfred Lang

Manfred Lang

21.01.2009