Turbulenzen nur hinter den Kulissen
Toller Mairitt trotz vorübergehendem Ausfall zweier Hauptdarsteller – Hunderte Zwei- und Vierbeiner zogen gemeinsam zum Georgspütz – Festprediger Altabt Albert Altenähr von Kornelimünster
Mechernich-Kallmuth – Zweimal Schrecken beim diesjährigen Sankt-Georgsritt am 1. Mai: Erst fiel der geplante Festprediger Abt Friedhelm Tissen aus der Benediktinerabtei Kornelimünster krankheitsbedingt aus. Dann kam der zu Beginn der traditionellen Reiterprozession noch eifrig agierende Hauptmitorganisator und Ortsvorsteher Robert Ohlerth nach Kreislaufproblemen sicherheitshalber zur Beobachtung ins Krankenhaus.
Von derartigen Turbulenzen ahnte die Masse der schätzungsweise 400 Fuß- und 120 Reiterpilger allerdings nichts, denn die Organisatoren um Robert Ohlerths Spannmann Michael Reitz und die Geistlichen um den Ersatz-Festprediger Pater Albert Altenähr, Altabt von Kornelimünster, hatten alles im Griff.
Der alte Abt hatte morgens um 7 Uhr erfahren, dass er statt des amtierenden Klostervorstehers in die Eifel fahren müsse – an seiner Seite Diakon Matthias Lindges, ebenfalls ein Benediktinermönch aus Kornelimünster, der Kallmuth unterdessen als Trier-Fußpilger seit Jahrzehnten kennt.
Fünf Geistliche am Altar
Auch das Wetter spielte mit – als sich die Prozession um 11.15 Uhr am Ortseingang Richtung Scheven in Richtung Georgspütz bei Urfey in Bewegung setzte, lachte sogar die Sonne. Eifeldekan Erik Pühringer, der auch Pfarrer von Mechernich und Kallmuth ist, begrüßte die Zelebranten – neben dem Festprediger und Frater Matthias waren das Pfarrer Mathiew George Charthakuzhiyil von der Communio in Christo in Mechernich und Diakon Manfred Lang aus Lückerath, der geistliche Wallfahrtsleiter in Kallmuth.
Altabt Albert Altenähr stellte den Drachentöter Georg nicht ohne humorvolle Anspielungen auf eheliche Hausdrachen „und die Haushälterinnen von Pastören“ als mutigen und entschlossenen Mann vor, der nicht zu bange war, für seinen christlichen Glauben einzustehen. Auch, als das unter Kaiser Diokletian gefährlich wurde und mit dem Tode bedroht war.
Altabt Albert, wie der emeritierte Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff „Ritter vom Heiligen Grab“, erzählte die Legende von Erzmärtyrer Georg, der im Jahre 1099 den Kreuzfahrern im Traum als weißer Ritter erschien und ihnen so moralischen Rückhalt gab, in Jerusalem einzuziehen. Der Festprediger forderte seine Zuhörer auf, im übertragenen Sinne „das Grab Christi, nämlich den eigenen Glauben“ zurückzuerobern und wieder in Besitz zu nehmen.
Gute Laune beim Frühschoppen
Ein wenig habe er Abt Friedhelm beneidet, verriet Albert Altenähr, dass der Festprediger am 1. Mai werden sollte, während er selbst „nur“ als Hauptzelebrant beim Schmerzensfreitag, einem weiteren Pilgertag in Kallmuth, vor einigen Wochen vorgesehen war. „Insofern war ich nicht traurig, dass mich, wenn auch plötzlich und unerwartet, der Ruf zum Sankt-Georgsritt heute Morgen ereilt hat“, freute sich der Prediger.
Nach dem geistlichen Teil mit Segnung der Pferde, Rückprozession und sakramentalem Abschlusssegen in der Pfarrkirche, schaltete der Musikverein Kallmuth vom geistlichen auf weltliches Liedgut um und unterhielt Hunderte, die sich beim Frühschoppen mit Erbsensuppe und reichhaltigem Kuchenbuffet einen schönen Nachmittag auf der Festwiese machten.
pp/Agentur ProfiPress