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Telekom baut, wenn der Bürger zahlt

Telekom baut, wenn der Bürger zahlt
25 000 Euro müssen die Menschen in Bleibuir, Bergbuir und Lückerath aufbringen, um an einen DSL-Breitbandanschluss zu kommen – Die Stadt wird darüber hinaus die Tiefbauarbeiten übernehmen, die Telekom kommt für die Technik auf
Mechernich-Bleibuir – Wenn derzeit ein Versammlungsaal bis auf den letzten Platz gefüllt ist, dann ist meistens eine Karnevalsveranstaltung dafür der Grund. Nicht so in Bleibuir: In die Alte Schule kamen am Montagabend an die 100 Menschen aus Bleibuir, Bergbuir, Lückerath und Schützendorf, um sich von Gregor Theißen, dem Ansprechpartner der Deutschen Telekom für den Breitbandausbau in NRW, über die Möglichkeiten schneller DSL-Verbindungen im ländlichen Raum informieren zu lassen. Eingeladen hatten der Wirtschaftsförderer der Stadt Mechernich, Peter Dierichsweiler, sowie Ortsvorsteher Theo Schoddel.
Theißen stellte zunächst die aktuelle Situation dar, die vielen aus der Tagespresse jedoch schon bekannt sein durfte: So wird die Stadt Mechernich von fünf Netzknotenpunkten versorgt, alle Anschlussbereiche sind breitbandmäßig erschlossen, die Bandbreite der verfügbaren DSL-Anschlüsse klafft allerdings weit auseinander und liegt zwischen 16 Megabit und lediglich 384 Kilobit pro Sekunde. In Mechernich sind 11 600 Kunden an das Festnetz angeschlossen, 90 Prozent davon sind mit einem DSL-Anschluss versorgbar. Im Dezember 2009 verfügten mehr als 6200 Kunden über einen solchen Anschluss.
Doch gibt es auf der Stadtkarte noch einige weiße Flecken, die jetzt beseitigt werden sollen. Die 130 Festnetzanschlüsse in Bergbuir sind beispielsweise derzeit nicht DSL-fähig. In Bleibuir können die 150-Telekomkunden lediglich mit 768 Kilobit durchs Netz surfen, und in Lückerath verfügt zwar die Hälfte der 80 Telekom-Kunden über einen DSL-Anschluss, muss sich aber mit maximal ein Megabit begnügen.
Wie diesen Bürgern geholfen werden kann, um an eine schnellere Leitung zu kommen, skizzierte Theißen sodann in seinem Vortrag. Dank so genannter Outdoor-Technik seien höhere Bandbreiten möglich. Dazu müsste 5800 Meter Glasfaserkabel von Mechernich nach Bergbuir, Bleibuir und Lückerath zu einem Outdoorschrank (Kabelverzweiger) verlegt werden. Von dort dann geht die Verbindung über Kupferkabel zu den jeweiligen Hausanschlüssen. Vorteil dieses Verfahrens: Man hat keinen so großen Dämpfungsfaktor mehr, denn innerhalb eines Kupferkabels nimmt die Datenleistung rapide ab, je länger das Kabel wird. Das Glasfaserkabel arbeitet hingegen so gut wie dämpfungsfrei. Die Daten haben am Outdoorschrank eine Transferleistung von 16 Megabit, so dass für Anschlussnehmer DSL-6000 verfügbar wäre. Vom Outdoorschrank bis zum Hausanschluss ist der Dämpfungsfaktor allerdings wieder ein Thema, so dass nicht jeder Teilnehmer dieselbe Bitrate hätte.
Um die Glasfaserkabel zu verlegen, müssen allerdings zuvor Leerrohre verlegt werden. Dies hat hohe Tiefbaukosten zur Folge. Weiterhin schlägt jeder Outdoorschrank ohne Montage mit 25 000 Euro zu Buche. Dennoch, so Theißen, könne im Rahmen eines Kooperationsvertrags mit der Stadt Mechernich ein solches Projekt in Angriff genommen werden. Mit anderen Worten: Wenn die Stadt und die Bürger die Tiefbaukosten übernehmen, dann sorgt die Telekom für die entsprechende Technik. Gut 250 bis 300 Bürger müssten bereit sein, 100 Euro zu zahlen, um den errechneten Bürgeranteil von 25 000 Euro zu erbringen. Insgesamt klafft jedoch eine Deckungslücke von 70 000 Euro. Den Rest wird die Stadt durch Arbeiten des Bauhofs erbringen, der für die Tiefbauarbeiten verantwortlich zeichnet.
Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, der ebenfalls zur Versammlung nach Bleibuir gekommen war, machte deutlich, dass die Stadt bereit sei, diese Aufgabe für den Bürger zu übernehmen und den Bauhof mit der Verlegung des Leerrohres zu beauftragen.
“Wenn die Dorfgemeinschaft die Kosten übernimmt, dann bauen wir”, versprach daraufhin Theißen, der für die Realisierung der DSL-Anschlüsse einen Zeitrahmen von zwölf Monaten für möglich hielt.
Ein Problem stellt allerdings Schützendorf dar. Um diesen Ort mit anzuschließen, würden fast genau so hohe Kosten anfallen wie bei der Erschließung der übrigen drei Ortschaften zusammen. “Die Telekom wird diese Kosten nicht übernehmen”, so Bürgermeister Dr. Schick. Schützendorf vorerst auszuklammern, sei zwar “suboptimal”, aber es müssten zunächst die letzten weißen Flecken in der Stadt beseitigt werden. “Danach können wir uns gern noch einmal zusammensetzen, um eine Lösung für Schützendorf zu finden”, so Schick. Schützendorf besitzt derzeit Anschlüsse mit einer Bandbreite von 1 bis 2 Megabit. Anschlussnehmer berichteten auf der Versammlung allerdings, dass sie realistisch nur über 384 Kilobit verfügten.
Peter Dierichsweiler erklärte das weitere Vorgehen: Zunächst müsse für die Breitband-Anbindung europaweit eine Ausschreibung vorgenommen werden. Eine Funklösung scheide von vornherein aus, da die Bürger bereits bekundet hätten, hieran kein Interesse zu haben. Danach müssten sich 250 bis 300 Haushalte bereitfinden, 100 Euro für die Ausbaukosten zu zahlen. Hier sei große Solidarität gefragt. Komme die Summe zusammen, so müsse auf einer weiteren Versammlung der Vertrag mit der Telekom unterschrieben werden. Dierichsweiler schätzte, dass, wenn alles glatt laufe, viele Bürger bereits im Sommer 2011 über eine schneller Internetanbindungen verfügen könnten.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

23.02.2010