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Urne oder Sarg?

Urne oder Sarg?
Die Wahl zwischen Erd- und Feuerbestattung hat oft praktische Gründe – Ein Bericht der KirchenZeitung für das Bistum Aachen
Urne oder Sarg, Erd- oder Feuerbestattung? Was früher einmal Religions- und Weltanschauungsfrage war, wird heute vielfach unter rein praktischen Gesichtspunkten betrachtet und entschieden. Dabei geht der Trend auch in der angeblich konservativen Eifel eindeutig zur Urne. Auch aus Kostengründen, aber die Kommunen reagieren schon.
Die Generation, die sich heute bereits mit den unvermeidlichen Formalitäten des eigenen Todes beschäftigt, tut das häufig unter sehr pragmatischen Gesichtspunkten. Man möchte vielfach den Hinterbliebenen nicht länger die doch ziemlich aufwändige Pflege eines Familiengrabes auf Jahrzehnte zumuten. Der Trend zur Urnengrabstätte hat sich in der Eifel in den vergangenen beiden Jahrzehnten aber auch aus Kostengründen verstärkt. Die Feuerbestattung war lange Zeit Hunderte, wenn nicht Tausende Euro preiswerter als das Erdgrab.

Die KirchenZeitung befragte Priester, Behörden und Bestatter nach der Begräbniskultur in der Eifel und erfuhr dabei unter anderem, dass viele Kommunen inzwischen hingehen und die Gebühren von Erd- und Feuerbestattung angleichen. Der Grund: Die Fixkosten für die Friedhöfe bleiben annährend gleich hoch, auch wenn mehrheitlich die Urne gewünscht wird. Deshalb haben Städte und Gemeinden – die Stadt Mechernich war eine der ersten – die Kosten für die Urnenbestattung angehoben und die Kosten für Familiengräber deutlich gesenkt, um auch diese traditionelle Bestattungsform wieder attraktiv zu machen. Bestattermeister Marcel Ohles vom Mechernicher Beerdigungsinstitut Schneider: “Das ist inzwischen bundesweiter Trend.”
Pfarrer Karl-Heinz Stoffels aus Monschau sagte im Interview: “Religiöse Gründe spielen bei der Wahl der Bestattungsform keine Rolle, das hat sich völlig gewandelt, die Feuerbestattung ist akzeptiert.” Auch in der katholischen Kirche. Im Mittelpunkt der katholischen Begräbnisfeier stehen und bleiben die Exequien, so Stoffels – und die seien die Hauptsache: “Problematisch finde ich nur, wenn zwischen Exequien und Urnenbestattung zwei Wochen vergehen, so etwas gibt es bei der Beerdigung im Sarg nicht.”
Die angeglichenen Gebühren von Erd- und Urnengrab bringen mehr Gerechtigkeit, wie Dieter Cuber von der Stadtverwaltung Mechernich sagt. Mit Friedhöfen wolle und dürfe eine Gemeinde keine Gewinne erwirtschaften, aber die Kosten sollten wenigstens gerecht verteilt werden. “Trotz der gestiegenen Gebühren für Feuerbestattungen haben wir in Mechernich aber nach wie vor etwa 35 bis 40 Prozent Urnenanteil”, so der für die städtischen Friedhöfe zuständige Mitarbeiter.
Pfarrer Stoffels berichtet für das Monschauer Land sogar von etwa zwei Dritteln Urnenbestattungen – allerdings ist dort ein Urnengrab auch noch wesentlich preiswerter als die Beerdigung im Sarg. Eine große Rolle spielt für den Monschauer Pfarrer genauso wie für Pfarrer Wieslaw Kaczor (Steinfeld) die notwendige Pietät bei der Beerdigung. Der Steinfelder Salvatorianerpater: “Die Heilige Messe ist für mich persönlich das Wichtigste, die Art der Beerdigung sollen die Leute selbst bestimmen.”
Allerdings legt Pater Wieslaw Wert darauf, dass die sterblichen Überreste auch wirklich in die Erde kommen: “Das Wort Erde ist in Beerdigung ja auch schon erhalten. Auch für die Trauer der Angehörigen finde ich ein Grab wichtig, an das sie treten können.” In seinem Bereich schätzt Pater Wieslaw den Anteil der Feuerbestattungen auf lediglich 20 Prozent: “Die Zahl steigt zwar, aber hier bei uns auf dem Lande ist es eher wenig. Ich war früher in Düsseldorf tätig, in der Stadt sind die Urnenbegräbnisse häufiger.”
Viele Menschen legen bereits im Testament die Bestattungsart festlegen. “Oft aus praktischen Gründen, wenn etwa keine Angehörigen da sind, die das Grab pflegen können oder sie zu weit weg wohnen,” so Wieslaw Kaczor. Deshalb hat der Pfarrer zusammen mit dem Kirchenvorstand in Sötenich ein Rasen-Urnenfeld eingerichtet, dessen Pflegeaufwand gleich Null ist: “Da ist nur ein Stein mit kleinen Täfelchen, man weiß, wo der Betreffende liegt, aber es wächst Gras darüber.”
Auch am Kloster Steinfeld wolle man einen Teil des alten Friedhofs für so ein Feld reaktivieren: “Die Pflege übernimmt dann die Kirche.” Bestatter Marcel Ohles nennt die Vermeidung von Pflegeaufwand als häufigstes Argument für die Urne: “Durch die Veränderungen am Arbeitsmarkt wohnen viele Angehörige weit entfernt. Eine steigende Zahl von Menschen befürchtet, dass ihr Grab später einmal ungepflegt sein wird.” Auf einigen Friedhöfen gebe es mittlerweile Urnengrabstellen, deren Pflege die Kommune übernimmt. Bestattungsarten wie das Verstreuen der Asche würden eher selten nachgefragt, mit dem “Aschediamant”, bei dem die Asche des Verstorbenen zu einem künstlichen Edelstein gepresst wird, habe er noch keine Erfahrungen, so Ohles: “Mag sein, dass das im Einzelfall passt, aber für mich persönlich wäre es nichts.” Auch Pfarrer Wieslaw Kaczor schüttelt den Kopf: “Sich mit einem Toten zu schmücken, empfinde ich als Missbrauch der Würde des Verstorbenen.” Die Urne aufs Wohnzimmerregal zu stellen, wie es in Amerika mitunter getan wird, findet der Steinfelder Pfarrer ebenfalls pietätlos.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

21.02.2010