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Sieben Jahre Flüchtlingshilfe

Der Integrationsbeauftragte der Stadt Mechernich Alexander Neubauer berichtete im Ausschuss für Bildung, Kultur und Soziales von seiner Arbeit

Mechernich – Es ist eine Arbeit, die unheimlich viel Engagement und persönlichen Einsatz erfordert. Alexander Neubauer legt beides an den Tag und ist mit ganzem Herzen für die Flüchtlinge im Stadtgebiet Mechernich engagiert. Als Mitarbeiter des Caritasverbands für die Region Eifel wurde er 2016 zum Koordinator für die Flüchtlingshilfe im Stadtgebiet, später dann zum Integrationsbeauftragten ernannt.

„Alexander Neubauer ist so gut wie alleine für die Organisation der Betreuung der rund 600 Geflüchteten im Stadtgebiet zuständig“, so Kati Jakob, die für die Unterbringung der Flüchtlinge zuständige Fachbereichsleiterin im Ausschuss für Bildung, Kultur und Soziales. „Alleine ist das eigentlich gar nicht leistbar. Daher sind wir sehr dankbar, dass er so gut mit dieser Situation umgeht und auch die Zusammenarbeit mit der Caritas bestens und einwandfrei funktioniert.“

Im gesamten Kreisgebiet gebe es aktuell etwa 3800 Geflüchtete. Viele Plätze in Flüchtlingsunterkünften seien derzeit belegt, doch natürlich wolle man den Geflüchteten trotzdem, so gut wie eben möglich, helfen. Kati Jakobs berichtete im Ausschuss, dass die Verwaltung in Teamarbeit mit den diversen Abteilungen intensiv an immer neuen Kapazitäten für Geflüchtete arbeite.

Welle der Hilfsbereitschaft

Anschließend war es an Alexander Neubauer, den Ausschussmitgliedern einen Einblick in seine Arbeit zu vermitteln. Als er seinen Dienst antrat, steckte Deutschland gerade mitten in der „Flüchtlingskrise“. „Im Jahr 2015 sind viele Menschen nach Deutschland geflüchtet, viele Kommunen waren auf das Ankommen dieser Menschen nicht vorbereitet“, berichtete Alexander Neubauer. „Durch eine ‚Wir-schaffen-das‘ Mentalität haben sich viele Einwohner hilfsbereit gezeigt, es gab eine große Welle der Hilfsbereitschaft in Deutschland, so auch in Mechernich.“

Vor allem Ehrenamtliche hätten viel getan, um die Geflüchteten damals zu unterstützen. „Neben vielen Einzelfallhilfen hat sich auch ein Helferkreis um Johannes und Anneliese Klinkhammer gebildet, die in der St. Barbara Schule eine Kleiderkammer und in Vussem ein Möbellager aufgebaut haben“, erzählte Alexander Neubauer.

Der Caritas-Mitarbeiter und Integrationsbeauftragte Alexander Neubauer kümmert sich mit um die Geflüchteten im Stadtgebiet Mechernich. Bei Problemen jeder Art, auch abseits der Antragstellung ist er meist der erste Ansprechpartner für die Geflüchteten. Foto: Ronald Larmann/pp/Agentur ProfiPress
Der Caritas-Mitarbeiter und Integrationsbeauftragte Alexander Neubauer kümmert sich mit um die Geflüchteten im Stadtgebiet Mechernich. Bei Problemen jeder Art, auch abseits der Antragstellung ist er meist der erste Ansprechpartner für die Geflüchteten. Foto: Ronald Larmann/pp/Agentur ProfiPress

Er selbst habe damals sein Büro noch im Caritashaus in der Weierstraße gehabt. Zunächst sei er damit beschäftigt gewesen, die verschiedenen Helfer im Bereich der Flüchtlingshilfe zusammenzubringen und zu koordinieren. „Zu Beginn meiner Tätigkeit ging es im Wesentlichen um die Registrierung, die Asylantragstellung und die Interview-Vorbereitung – damit sind die Anhörungen im Asylverfahren vor dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gemeint“, so der Integrationsbeauftragte.

Besonders die Unterbringung der Geflüchteten war damals ein großes Problem. „Untergebracht waren die Geflüchteten in Mechernich damals noch in der Elisabethhütte, der Turnhalle und im Gemeindehaus in Roggendorf, der Unterkunft ‚Am Billig‘ in Satzvey, der Peterheide und auch in angemieteten Wohnungen in der ‚Papageiensiedlung‘“, sagte der Caritas-Mitarbeiter. „Die größte Unterkunft, das alte Casino in der Friedrich-Wilhelm-Straße war noch im Umbau – aber soweit vorbereitet, dass dort in Notfall schon Geflüchtete untergebracht werden konnten.“

Umzug ins Casino

Im Mai 2017 war der Umbau des alten Casinos abgeschlossen und der Umzug in die neue Unterkunft konnte erfolgen. Die Notunterkünfte in der Turnhalle Roggendorf und in „Am Billig 1“ in Satzvey wurden daraufhin aufgelöst. Alexander Neubauer: „In diesem Zuge gab es auch die ersten Anerkennungen und damit eine Veränderung der Beratungsarbeit weg von der Verfahrensberatung hin zur Integrationsarbeit.“ Im Wesentlichen sei damit die Antragsstellung beim Jobcenter, die Suche nach Integrationskursen und die Wohnungs- und Arbeitssuche gemeint.

„Durch den Bezug des Casinos konnte die Migrationshilfe auch auf ein neues Level gebracht werden“, so der Integrationsbeauftragte. Aufgrund des im Casino zur Verfügung stehenden Platzes konnte man sowohl niederschwellige als auch zertifizierte Deutschkurse anbieten. „Es gab damals zwei Unterrichtsräume im Casino, die nahezu täglich genutzt wurden“, sagte Alexander Neubauer. Am 6. Dezember 2017 sei zudem ein Raum für Begegnung im Rahmen eines Begegnungscafés eingeweiht worden sein – mit dabei waren Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und natürlich auch der Nikolaus.

„Das Casino war auch Ort für verschiedene Ausstellungen“, erinnerte Alexander Neubauer sich. „Zum Beispiel für die Ausstellung ‚Keys of Hope‘, in der Bilder von Geflüchteten gezeigt wurden, die noch die Hausschlüssel ihres Hauses in der Heimat bei sich haben, obwohl das Haus gar nicht mehr steht.“ Auch die Ausstellung „32 Menschen – eine Begegnung“, in der es darum ging, die neuen Nachbarn ein wenig kennen zu lernen, sei ihm im Gedächtnis geblieben.

Pandemie und Ukrainekrieg

2020 sei die Situation für die Geflüchteten durch die aufkommende Corona-Pandemie zunehmend schwieriger geworden. „Im Juni und Juli 2020 hat sich das Coronavirus auch im Casino verbreitet. Etwa sechs Wochen lang wurden die Bewohner des Casinos aufgrund von Corona unter Quarantäne gestellt“, berichtete Alexander Neubauer. Dank der Unterstützung des Gesundheitsamts, der Caritas, der Tafel, des DRK und des REWE habe man die Bewohner jedoch gut versorgen und auch ein Angebot für die Kinder im Haus schaffen können.

Im Mai 2017 wurde der Umbau des ehemaligen Casinos abgeschlossen. Seitdem wird es als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Foto: Ronald Larmann/pp/Agentur ProfiPress
Im Mai 2017 wurde der Umbau des ehemaligen Casinos abgeschlossen. Seitdem wird es als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Foto: Ronald Larmann/pp/Agentur ProfiPress

Durch den Ausbruch des Ukrainekrieges im Jahr 2022 habe die Arbeit der Migrationshilfe erneut eine neue Qualität erhalten. „Während in den ersten Jahren meines Dienstes die Beratungsarbeit und die Koordination und Organisation integrationsfördernder Maßnahmen und Angebote die Waage hielten, bestimmt die Beratungsarbeit und Antragsarbeit nun im Wesentlichen meinen Arbeitsalltag“, sagte Alexander Neubauer.

Mittlerweile gebe es mit dem Haus Alverno in Kommern und den Containern an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße weitere Flüchtlingsunterkünfte neben dem umgebauten Casino. Auch ein neuer Container hinter dem Casino sei inzwischen in Betrieb.

Integrationskurse im Casino

Seit Ende des vergangenen Jahres haben auch zwei qualifizierte Integrationskurse im Casino und einer im Haus Alverno stattgefunden, an deren Durchführung auch das Jobcenter beteiligt war. Die ersten Kurse haben Anfang Dezember ihren Abschluss gefunden. „Ab Mitte Dezember können sofort die nächsten Kurse starten“, so Alexander Neubauer, der letztlich bei Problemen jeder Art oft der erste Ansprechpartner der Geflüchteten ist.

„Sei es, dass sie Wohnraum suchen, eine Arbeit, einen Sprachkurs oder einfach nur neue Freunde“, berichtet der städtische Integrationsbeauftragt. Auch bei Themen wie Diskriminierung oder Rassismus würden die Geflüchteten zu ihm kommen. Alexander Neubauer: „Durch die guten Synergieeffekte mit dem Caritasverband ist es bei fast allen Problemlagen möglich, den Geflüchteten Hilfestellung zu geben.“

Jeremias Slenczka/pp/Agentur ProfiPress