Schick ist und bleibt Bürgermeister
Mitbewerber Dr. Peter Schweikert-Wehner (SPD) und Oliver Totter (FDP) erreichten 25,2 beziehungsweise 16,4 Prozent der Stimmen – Politische Verhältnisse am Bleiberg blieben erstaunlich stabil – CDU holte alle zur Wahl stehenden 15 Direktmandate – Rat steht erst nach der Nachwahl im Bezirk 1 endgültig fest
Mechernich – Souverän gewann der Bescheider Dr. Hans-Peter Schick auch den Einzug in seine fünfte Amtsperiode als Mechernicher Bürgermeister mit einem Stimmenanteil von 58,3 Prozent bei den Kommunalwahlen am vergangenen Sonntag. Auch die übrigen politischen Verhältnisse blieben am Bleiberg erstaunlich konstant.
Die CDU legte gegenüber den Ratswahlen noch um ein Prozentpunkt auf 43,5 Prozent zu. Mit UWV (13 Prozent), SPD (16,4) und Bündnis 90/Die Grünen (14 %) gibt es drei fast gleich große Fraktionen auf den Plätzen zwei, wobei die SPD (- 6 %) und die UWV (- 4,5 %) Stimmen verloren und die Grünen (+ 5 Prozent) dazugewannen.
Die Bürgermeistermitbewerber Schicks, Dr. Peter Schweikert-Wehner (SPD) und Oliver Totter (FDP) kamen auf 25,2 beziehungsweise 16,4 Prozent Stimmenanteil. Die FDP legte als Partei 250 Stimmen zu, die Linke verlor 110 Stimmen und die AfD kam bei ihrem ersten Kommunalwahlauftritt in Mechernich auf 558 Stimmen. Damit erhalten die Links- und Rechtsaußen vermutlich je einen Sitz, die FDP zwei.
Exakte Sitzverteilung nach dem 27. September
Amtliches Endergebnis und exakte Sitzverteilung stehen am Bleiberg erst nach dem zweiten Wahldurchgang am Sonntag, 27. September, fest. Aller Voraussicht nach wird es aber zu Überhang- und Ausgleichsmandaten kommen. In Mechernich muss zwar keine Stichwahl um die Bürgermeisterkette durchgeführt werden, weil Dr. Schick auf Anhieb die absolute Mehrheit gewann.
Aber nach Jino Edechelathus Tod muss im Wahlbezirk 1 (Bleibuir, Bergbuir, Lückerath/Schützendorf, Bescheid/Wielspütz, Voißel und Hostel) die Ratswahl mit einer neuen SPD-Kandidatin durchgeführt werden. Dort bewerben sich in zwei Wochen nun Rudolf Hoß (CDU), Meriel Hoffmann (SPD), Veronika Kruk-Heimbach (UWV), Ingrid von Wilcken (Bündnis 90/Die Grünen), Hivay Engintepe (Die Linke) und Jeanette Ingrid Philipps (AfD).
Diesen Sonntag holte die CDU alle zur Wahl stehenden 15 Direktmandate: Günter Kornell, Uwe Höger, Margret Eich, Peter Kronenberg, Wilhelm Gerstenmeier, Michael Averbeck, Olaf Hutzler, Carsten Vogel, Björn Wassong, Marco Kaudel, Tobias Heidemann, Hermann Josef Krest, Nicole Reipen, Ralf Mertens und Björn Schäfer.
Über 80 Prozent in Voißel
Am deutlichsten gewann Björn Wassong mit über 70 Prozent in seinem Heimatort Weyer (Wahlbezirk 10 insgesamt 62,56 %), am knappsten Marco Kaudel im Wahlbezirk 11 (Satzvey/Lessenich) mit 37,74 Prozent vor der beliebten Satzveyer Ortsvorsteherin Heike Waßenhoven (UWV), die auf 35,04 Prozent Stimmenanteil kam. Auch Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick holte Spitzenergebnisse, am deutlichsten in Voißel, nämlich über 80 Prozent.
Interessant waren auch einzelne Spitzenergebnisse für das Vorschlagsrecht der Ortsvorsteher. So gaben die Glehner 40,94 Prozent ihrer Stimmen dem amtierenden „Sheriff“ Karl-Heinz Seeliger (UWV). Dort kam Vize-Bürgermeister Günter Kornell (CDU) auf „nur“ 33,45 Prozent, seinen Wahlbezirk 2 holte der Floisdorfer dennoch souverän auf 47,79 Prozent vor Karl-Heinz Seeliger (21,35 %).
Höhere Wahlbeteiligung als 2014
Die Wahlbeteiligung im Stadtgebiet Mechernich war mit über 58 Prozent rund fünf Punkte höher als 2014. „Ein erfreuliches Zeichen für die Demokratie“, befand Stadtverwaltungsdezernent Ralf Claßen, der im unter Corona-Bedingungen voll besetzten Ratssaal die nach und nach eingehenden Wahlergebnisse vorstellte.
Entgegen der bisherigen Gepflogenheiten kamen Gaby und Dr. Hans-Peter Schick bereits kurz nach 19 Uhr ins Rathaus, als der Wahlsieg des seit 1999 amtierenden Mechernicher Bürgermeisters noch lange nicht feststand, auch ihr Sohn Alexander (12) war erstmals dabei.
Anders auch diesmal das Verhalten der unterlegenen Mitbewerber. Hatten Robert Ohlerth und Wolfgang Weilerswist (beide SPD) dem Gewinner bislang als erste gratuliert, so ließen sich die gescheiterten Bürgermeisterbewerber Dr. Peter Schweikert-Wehner (SPD) und Oliver Totter (FDP) diesmal überhaupt nicht im Ratssaal blicken. Schweikert-Wehner holte das Gratulieren später im Rathaus-Bistro noch nach.
Obwohl die Tür für alle Parteien im Ratssaal offen stand, verfolgten die SPD und die UWV die eingehenden Ergebnisse in den Stimmbezirken in ihren Wahlbüros, die FDP im Mühlenpark. Um 21.51 Uhr stand dann das erste vorläufige amtliche Endergebnis fest.
Im Rathaus brandete Jubel auf. „Ich darf mich zunächst bei den Wählerinnen und Wählern, die mir ihr Vertrauen ausgesprochen haben, bedanken“, sagte Schick und gab sogleich auch das politische Credo aus. „Nach der Wahl ist vor der Wahl.“ Er erwarte, dass man sich weiter um das Wohl der Bürgerinnen und Bürger kümmere. Wie das auch schon vor der Wahl gewesen sei.
Er wolle auf die politischen Mitbewerber zugehen. „Damit wir – wie das über viele Jahre bereits der Fall war – eine überparteiliche und überfraktionelle Zusammenarbeit im Rat der Stadt Mechernich realisieren können, die im Prinzip vonnöten ist, um unsere Stadt nach vorne zu bringen und die Probleme zu meistern, die vor uns liegen.“ Bei dem Kurs sei konstruktive Mitarbeit gefragt und keine Blockadepolitik.
„Schwerster Wahlkampf in Amtszeit“
Die vergangenen Monate seien nicht spurlos an ihm vorübergegangen. „Es war nach 1999 der schwerste Wahlkampf in meiner Amtszeit“, konstatierte Schick. Die heftigen Diskussionen der vergangenen zwei Jahre, angefangen bei Blei und zur Erschließung neuer Baugebiete, die teilweise in persönliche Anfeindungen in den sozialen Medien mündeten, hätten Spuren hinterlassen.
Die Stimmung bei der SPD war geknickt. Nicht allein angesichts der fehlenden Wählerstimmen, sondern auch der plötzliche Tod ihres Parteifreundes Jino Edechelathu wenige Tage vor der Wahl, hatte sie getroffen. Er fehlte in den Reihen der Genossen an diesem Abend besonders: „Er war unsere gute Seele“, sagte sein Parteikollege Beppo Wassong.
Statements der Bürgermeisterkandidaten
Dr. Peter Schweikert-Wehner blickt zufrieden zurück: „Wir haben einen tollen Wahlkampf geführt.“ Der amtierende Bürgermeister habe zwar Stimmen verloren, aber am Ende habe es nicht gereicht. Auch die Ratsverteilung sehe nicht ganz wie erhofft aus.
Auch der Bürgermeister-Kandidat der Liberalen, Oliver Totter, sieht Positives: „Mit dem Ergebnis von 16,4 Prozent kann ich sehr zufrieden sein.“ Für seine Partei hätte er sich allerdings ein Mehr an Stimmen gewünscht. In den Ratssaal seien sie aus Corona-Gründen nicht gekommen. Dem Gewinner der Bürgermeisterwahl werde er aber noch persönlich gratulieren, spätestens beim Wahlausschuss, sagte er gegenüber dem „Bürgerbrief“ bei einem Telefonat am Morgen nach dem Wahlabend.
Der Verlust der Wählerstimmen habe die UWV nicht unvorbereitet getroffen, so deren Fraktionsvorsitzender Gunnar Simon: „Grundsätzlich war uns bewusst, dass wir das Ergebnis von vor sechs Jahren vielleicht nicht halten werden, dafür sind einfach zu viele Charakter-Persönlichkeiten von uns gegangen.“ Neue junge und engagierte Parteimitglieder, die sich nun in der Politik etablieren können, seien aber bereits am Start, daher blicke er zuversichtlich in die Zukunft.
Mehrfach gedankt wurde im Ratssaal am Abend auch dem Wahlteam, allen voran Manuela Holtmeier, und den vielen ehrenamtlichen Wahlhelfern, die alle eine hervorragende Arbeit geleistet hatten und auch noch haben werden durch die Nachwahl im Mechernicher Wahlbezirk 1 am 27. September.
pp/Agentur ProfiPress