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Quellen finden wie die Römer

„Morgens auf eine Wiese legen und schauen, wo Dampf aufsteigt“ – Kurzweiliger historischer Anschauungsunterricht mit dem Archäologen Prof. Dr. Klaus Grewe an der Kallmuther Brunnenstube

Mechernich-Kallmuth – 30 Besucher erlebten in und an der Kallmuther Brunnenstube am Wochenende die Eröffnung der Freiluft-Veranstaltungen rund um den Römerkanal mit Professor Dr. Klaus Grewe. Der Morenhovener informierte seine Zuhörer über die römischen Methoden der Trinkwassergewinnung vor 2000 Jahren.

Diese unterschieden sich kaum von dem, was heutzutage Standard ist, schreibt Stephan Everling in einer Reportage für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ und die „Kölnische Rundschau“. Der Klausbrunnen bei Kallmuth war wie andere römische Quellfassungen Jahr 1935 quasi aus Versehen entdeckt worden. „Damals wurde die Fernwasserversorgung in Mechernich gebaut, nachdem eine Tuberkuloseepidemie stattgefunden hatte“, berichtete Grewe.

30 Besucher erlebten in und an der Kallmuther Brunnenstube am Wochenende die Eröffnung der Freiluft-Veranstaltungen rund um den Römerkanal. Foto: Stephan Everling/RRG/pp/Agentur ProfiPress
30 Besucher erlebten in und an der Kallmuther Brunnenstube am Wochenende die Eröffnung der Freiluft-Veranstaltungen rund um den Römerkanal. Foto: Stephan Everling/RRG/pp/Agentur ProfiPress

Die Ingenieure hätten im 20. Jahrhundert mit der gleichen Methode gearbeitet, wie die Römer vor 2000 Jahren und seien dabei auf die Brunnenstube gestoßen. Das Verfahren gehe auf den römischen Ingenieur Vitruv im 1. Jahrhundert nach Christus zurück. „Lege dich an einem Morgen auf eine Wiese, und dort, wo du Dampf aufsteigen siehst, wirst du Wasser finden“, zitierte Archäologe Klaus Grewe aus der Antike. So seien die neuzeitlichen Menschen auf die gleichen Stellen gestoßen, die bereits die Römer gefunden hätten.

Quellfassung und Tosbecken verschüttet

Auch die römischen Quellfassungen in den Hausener Benden und in Urfey seien bei der Suche nach einer Quelle gefunden worden, erklärte der Archäologe. Doch in Kallmuth sei 1935 die Fundstelle sofort wieder zugemacht und das Wasserwerk hundert Meter weiter gebaut worden. Allerdings sei ein Foto gemacht worden, das zwei Bauarbeiter vor dem römischen Mauerwerk zeigt. Als dieses Bild in den 1950er-Jahren wieder auftauchte, machten sich Archäologen auf die Suche nach der Brunnenstube und wurden fündig.

In der Brunnenstube Klausbrunnen sei das Wasser aus den verschiedenen Himmelsrichtungen gesammelt und gereinigt worden, bevor es durch die Kanalleitung in Richtung Köln floss. „Vier Millionen Liter pro Tag, die Römer brauchten aber 20 Millionen Liter“, so der Archäologe Klaus Grewe. Deshalb sei eine Verlängerung in das Urfttal bis zum Grünen Pütz nach Nettersheim gebaut worden.

Auf kenntnisreiche und humorvolle Art berichtete der Morenhovener Archäologe Professor Dr. Klaus Grewe fesselnd über die verschiedenen Methoden der römischen Grundwassergewinnung. Foto: Stephan Everling/RRG/pp/Agentur ProfiPress
Auf kenntnisreiche und humorvolle Art berichtete der Morenhovener Archäologe Professor Dr. Klaus Grewe fesselnd über die verschiedenen Methoden der römischen Grundwassergewinnung. Foto: Stephan Everling/RRG/pp/Agentur ProfiPress

„Diese Leitung kommt hier aber etwas zu hoch an, da die römischen Ingenieure bei ihren Berechnungen die Erdkrümmung vernachlässigt hatten.“ So sei das Wasser erst in ein Tosbecken geflossen, bevor es weiter nach Köln geleitet wurde.

Auf kenntnisreiche und humorvolle Art berichtete Professor Grewe fesselnd über die verschiedenen Methoden der Grundwassergewinnung. Wie beim Klausbrunnen seien am Grünen Pütz halbseitig wasserdurchlässige Rohre zum Einsatz gekommen. Der Grundwasserpegel ist durch den Bergbau in Mechernich inzwischen derart gesunken, dass nur noch selten Wasser im Tosbecken steht.

Nächstes Treffen Lessenich

Mit der Veranstaltung am Klausbrunnen startete der Freundeskreis Römerkanal seine Vortragsreihe im Kreis Euskirchen. Der nächste Termin ist für Samstag, 15. April, um 14 Uhr vorgesehen, wenn Klaus Grewe im Hombusch bei Mechernich über die doppelte Leitung und den Bergdurchstich spricht. Treffpunkt ist am Friedhof von Lessenich.

Am Sonntag, 7. Mai, um 10 Uhr startet eine Wanderung mit Reinhard Schweinheim zum Grünen Pütz und durch das Urfttal. Für die Veranstaltung ist eine Anmeldung per Mail erforderlich. Am 13. Mai, 14 Uhr, erläutert Petra Tutlies die Ausgrabungen am Burgberg bei Kreuzweingarten. Treffpunkt ist am Wanderparkplatz Kirspenicher Feld.

Viel Information bietet das Römerkanal-Infozentrum in Rheinbach, Himmeroder Wall 6. Geöffnet ist es dienstags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr sowie am Wochenende von 11 bis 17 Uhr. (sev) roemerkanal@stadt-rheinbach.de

pp/Agentur ProfiPress