Palmzweige bringen Segen und Schutz
Mechernicher Pfarrei begann die Heilige Woche unter freiem Himmel – Kinder bastelten Osterstöcke – Evangelium mit verteilten Rollen gelesen
Mechernich – „Wenn wir schweigen, werden die Steine schreien“, mahnte Mechernichs Pfarrer Erik Pühringer in seiner Predigt zum Auftakt der Heiligen Woche. Bei der Segnung der Palmzweige und Osterstöcke unter freiem Himmel vor Kirche und Johanneshaus appellierte der Leiter des Pastoralen Raumes an die Gläubigen, im Alltag anderen von ihrem Glauben und ihrer Hoffnung zu erzählen.

„Überlassen wir es nicht den Steinen, aus denen unserer Kirche gebaut sind, alleine, heute noch von dem zu sprechen, was Menschen bewegt und ihr Leben beflügelt“, so der Geistliche, der damit an die Szenerie vom umjubelten Einzug Jesu nach Jerusalem anknüpfte, als sich die Freundinnen und Freunde Jesu und offenbar auch eine Menge anderer Menschen mit Jubelrufen ihre Not und Angst, Hoffnung und Sehnsucht von der Seele schreien und dem erwarteten Messias Palmen und Kleider vor die Füße legen.
„…werden die Steine schreien“
Die jüdischen Autoritäten mahnen im Evangelium zur Mäßigung: „Weise deine Jünger zurecht!“, fordern sie Jesus auf. Er soll die jubelnde Menge stoppen, damit der Triumphzug nicht nach Aufruhr und Revolution gegen die römischen Besatzer aussieht. Doch Jesus erklärt den Gelehrten mit einem einzigen Satz, dass die frohe Botschaft von der Ankunft des Erlösers nicht aufzuhalten ist: „Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien.“

Mit der Segnung der Palmzweige und zwei feierlichen Gottesdiensten – einem für die Erwachsenen in der Kirche, einem für Kinder im Johanneshaus – beging die Pfarrgemeinde St. Johannes Baptist Palmsonntag den Auftakt der „Heiligen Woche“. Weitere Segnungsfeiern und Heilige Messen fanden in Kommern und in den Dorfkirchen statt.

Viele Gläubige hatten eigene Palmzweige mitgebracht und zum Teil zu farbig geschmückten Sträußen gebunden. Sakristan Marco Sistig stellte körbeweise Buchsbaumbündel zur Verfügung, die auch mit nach Hause, zu Verwandten, Bekannten, Alten und Kranken genommen werden konnten. Franz-Josef Kremer, Georg Schürmann und Pfarrer Erik Pühringer verkündigten mit verteilten Rollen das Passionsgeschehen nach dem Evangelisten Lukas.
Am Bleiberg nimmt man Buchsbaum
Die Eltern des Familienmesskreises um Claudia Simon, Mareike Keil, Sandra Ottersbach und Agnes Peters hatten unterdessen einen kindergemäßen Gottesdienst im Johanneshaus vorbereitet. Dabei erzählte Elias Ottersbach als „Esel Graufell“ den anderen von den Geschehnissen am Palmsonntag.

Zuvor bastelten die Kinder und Eltern Osterstöcke in Kreuzform mit Palmzweigen und bunten Schleifen, Symbole für die Wechselhaftigkeit des Lebens und der Menschen zwischen frenetischem Zuspruch, Tod und Verurteilung und schließlich dem mystischen Auferstehungsgeschehen an Ostern.

Weil es hierzulande keine Palmen gibt, nehmen die Gläubigen am „Bleiberg“ seit jeher Buchsbaumzweige, um die Pflanzen, Gewänder und Teppiche zu symbolisieren, die völlig vom nahenden Messias euphorisierte Menschen Jesus bei seinem Einzug nach Jerusalem vor die Füße legten.

Schätzungsweise 150 Gläubige nahmen auf dem Mechernicher Kirchenvorplatz und in der Pfarrkirche, weitere 50 im Johanneshaus am Palmsonntagsgottesdienst 2025 teil. Mit den gesegneten Zweigen schmücken und schützen Christen traditionsgemäß ihre Kreuze und Häuser, die Bauern auch Wiesen und Felder. Bei Neubauten wurde früher ein Palmzweig in der Hausschwelle verbaut, Verstorbenen gab man einen Palmzweig und einen Rosenkranz in die gefalteten Hände.

pp/Agentur ProfiPress