Mühlensee geleert
Fachbereichsleiter Mario Dittmann (Stadt Mechernich): Umbaumaßnahmen zum Hochwasser-Rückhaltebecken sollen Ende 2025 starten – Vorarbeiten laufen bereits – Veranschlagte Gesamtkosten Stand heute 5,2 Millionen Euro, Bauzeit ein Jahr
Mechernich-Kommern – Der Kommerner Mühlensee ist derzeit kaum wiederzuerkennen: Wo sich sonst ein vom Buntsandstein bräunlicher ruhiger Wasserspiegel ausbreitet, grünt und wächst es. Stadt Mechernich und Erftverband haben am Ablaufbauwerk – ein sog. „Mönch“ – des in den 60er Jahren ursprünglich als Bleisandabsetzbecken konstruierten Gewässers praktisch den „Badewannenstöpsel“ gezogen und das Wasser schon einmal teilweise abgelassen. Die Restentleerung startet Mitte des Jahres.

Nur im unteren Drittel nach Kommern hin steht noch ein Restsee, am oberen Ende zum Mühlenpark hin ist das ursprüngliche Bachbett des Bleibachs wieder zu erkennen, ansonsten trockengelegter Boden und erstes Grün. Im sogenannten „Vorbecken“ wurden die Bäume gefällt. Badeplätze für die Entenpopulation sind rar geworden. Deutliche Anzeichen dafür, dass die geplanten und in der Öffentlichkeit weithin bekannten Umbaumaßnahmen zum Hochwasserschutz nun konkret werden.
„Wir rechnen eigentlich stündlich mit der Genehmigung des Kreises zum Ausbau“, sagte Mario Dittmann, Fachbereichs- und Stadtwerkeleiter im Mechernicher Rathaus, im Gespräch mit der Agentur ProfiPress. Die Baugrunduntersuchungen seien abgeschlossen, belastete Sedimente sollen demnächst ausgebaggert und fachgerecht entsorgt werden. Die Ausschreibung für den Umbau wird z.Zt. vorbereitet – Bauherr ist der Erftverband, doch die Stadtverwaltung Mechernich bleibe während der gesamten Maßnahme eng mit eingebunden.
Fertigstellung Ende 2026
Die geplante Umgestaltung des Mühlensees sieht vor, einen dauerhaft eingestauten Bereich als Teich zu erhalten. Ergänzt wird dieser durch neue Dämme, Wege und ökologische Maßnahmen – etwa Schutzräume für Amphibien, die bei den Voruntersuchungen entdeckt wurden. Der kontrollierte Abfluss soll künftig begrenzt werden, um kritische Stellen wie die Rehgasse in Kommern zu entlasten. Die Bauzeit wird mit etwa einem Jahr angesetzt, die Kosten Stand heute mit 5,2 Millionen Euro.
Mario Dittmann geht davon aus, dass der Baubeginn Ende 2025 liegt, die neu modulierte Landschaft also Ende 2026 gleichermaßen Erholungszwecken und dem Hochwasserschutz zur Verfügung steht.

Bereits Anfang des Jahres hatte die Stadt in einer gut besuchten Informationsveranstaltung im Kommerner Bürgerhaus über die Pläne zum Hochwasserschutz aufgeklärt. Damals stellten Vertreter der Stadt, des Erftverbands sowie des beauftragten Ingenieurbüros Okeanos die verschiedenen Maßnahmen entlang des Bleibachs vor. Unter ihnen auch ein besonders bedeutendes Projekt: die Umgestaltung des Mühlensees zu einem Rückhaltebecken.
„Die Flutkatastrophe 2021 ist bei uns allen noch präsent“, betonte Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick damals. „Daher arbeiten wir seitdem intensiv an einem ganzheitlichen Hochwasserschutzkonzept.“ Doch dabei stoße man an Grenzen – insbesondere bei der Finanzierung. Zwar gebe es grundsätzlich Zuschüsse für Hochwasserschutz, so Fachbereichsleiter Mario Dittmann, „aber der Fördertopf ist mehrfach überzeichnet – und Starkregenschutz wird praktisch gar nicht gefördert.“
Wirkung bis Erftstadt
Trotzdem hat die Stadt Mechernich in Eigeninitiative gehandelt: Über 100 Hinweise aus der Bevölkerung wurden ausgewertet, Gutachten erstellt und erste Grundstücke erworben. Das Büro Okeanos konsolidierte die Erkenntnisse in 102 konkrete Maßnahmen – darunter auch 35 Vorschläge, die dem Starkregenschutz zugeordnet werden. „Auch wenn sie derzeit nicht gefördert werden, behalten wir sie im Blick“, erklärte Ingenieur Benjamin Freudenberg in der erwähnten Bürgerversammlung.

Dr. Julian Struck vom Erftverband betonte in Kommern den interkommunalen Charakter des Projekts: „Maßnahmen wie in Kommern wirken weit über die Stadtgrenzen hinaus. Unser Ziel ist es, Hochwasserschäden entlang der gesamten Erft zu minimieren.“ Neben dem Mühlensee stehen auch Rückhaltebecken in Schwerfen, Schweinheim und am Möschweider Bach auf der Agenda. Einige befinden sich bereits in der Planungs- und Genehmigungsphase.
Einigkeit herrscht unter den Beteiligten darüber, dass technischer Hochwasserschutz allein nicht ausreicht. „Das 2021er-Hochwasser war eine Naturkatastrophe“, so Ingenieur Freudenberg, „es braucht auch Eigenvorsorge und ein angepasstes Flächenmanagement.“ Für Kommern bedeutet die Umgestaltung des Mühlensees einen entscheidenden Schritt hin zu mehr Sicherheit – ohne den Charakter des beliebten Naherholungsgebiets vollständig aufzugeben. Eine Herausforderung, die Stadt, Verband und Ingenieure gemeinsam annehmen.
pp/Agentur ProfiPress