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“Moulin Rouge” im Freilichtmuseum

“Moulin Rouge” im Freilichtmuseum
Zwei alte Schaustellergeschäfte feiern auf dem “Jahrmarkt anno dazumal” ihre Auferstehung – In der ehemaligen Striptease-Bude wird das Fallbeil geschärft – Fast 80 Geschäfte auf dem 17. Museumsjahrmarkt
Kommern – Nur wenige Jahre auf dem Rummel waren ihr vergönnt. 1979 war Schausteller Johannes Heinen mit seiner im Winter zuvor selbst gebauten Schaubude auf die Reise gegangen und hatte damit sein Artistenleben endgültig an den Nagel gehängt. Dem damals jungen Familienvater waren Hochseilartistik und später seine eigene Auto-Stunt-Show zu waghalsig geworden. In seinem neuen Geschäft “Moulin Rouge” präsentierte er nun Illusions-Darbietungen, und zur vorgerückten Stunde ließen mitreisende Damen die meisten ihrer Hüllen fallen.
Doch der Erfolg der “größten Illusions-Show auf Reisen”, wie das Unternehmen Heinen auf dem Geschäftspapier firmierte, war nicht von Dauer. Die 1980er-Jahre waren die Zeit des Niedergangs reisender Schaugeschäfte. Heute gibt es in Deutschland noch nicht einmal eine Handvoll davon.
Auf dem 17. Jahrmarkt anno dazumal im LVR-Freilichtmuseum Kommern vom 23. April bis 1. Mai steht das reisende “Moulin Rouge” wieder auf – nunmehr frei für die Jugend: Die “Dame ohne Unterleib”, die neben anderen Illusionen gezeigt wird, braucht sich nicht mehr zu entblößen.
Geschichtsstudent und Jungschausteller Dominik Schmitz wird in der Bude seine magischen Vorstellungen mit denen der Museumsleitung abwechseln. Die nämlich wird traditionellerweise Personen aus dem Publikum auf der Guillotine hinrichten.
Noch ein weiteres historisches Schaustellergeschäft feiert in Kommern unter freiem Himmel seine Wiedergeburt. Das auf Holzpfosten ruhende Gebäude eines Autoselbstfahrers aus den frühen 1950ern war vom Essener Schausteller Rudolf Müller in einer norddeutschen Lagerhalle entdeckt worden. Nach ebenso aufwändiger wie liebevoller Restaurierung laden hier nun Skooter-Fahrzeuge, die auch schon Oldtimer sind, bei Schlagern der Zeit zur Rempelfahrt ein. In nachbarschaftlicher Symbiose mit Schneiders Geisterbahn von 1948 wird an den Beginn des Aufbruchs nach dem letzten Krieg und den Beginn der Wirtschaftswunderzeit erinnert.

Manfred Lang

15.04.2011