Meisen-TV sendet live
Kinder bauten 25 Nisthilfen für mehr Natur- und Artenschutz – LEADER-Projekt „Na-Tür-lich Dorf“ unterstützte das Gemeinschaftsprojekt in Wachendorf – Zum Einsatz kommt ein Nachtsichtgerät für die dunkle „Höhle“
Mechernich-Wachendorf – Die Klickzahlen werden bestimmt rasant steigen. Denn bald soll auf der Internetseite des Wachendorfer Bürgervereins das „Meisen-TV“ an den Start gehen. Der Stream sendet live aus einem frisch befestigten Vogelhäuschen in der Kastanienallee. Als Basis braucht es WLAN und ein Nachtsichtgerät, wie die Verantwortlichen des Projektes berichten.
Insgesamt wurden 25 Nisthilfen an den Kastanien der Allee installiert. Die Naturschutzaktion vor der Haustür wird unterstützt durch das LEADER-Projekt „Na-Tür-lich Dorf“ der Biologischen Station im Kreis Euskirchen, das zum Ziel hat, Aktivitäten für mehr Naturschutz und Artenvielfalt in den Dörfern zu wecken. Die Projektträger sind die Biologischen Stationen in den Kreisen Düren, Euskirchen, Rhein-Erft und der StädteRegion Aachen.
Kinder bauten
Für das nachhaltige Projekt in Wachendorf haben Kinder aus dem Dorf das neue Zuhause für die gefiederten Freunde in ihren Wohnzimmern und Familien zusammengebaut. Mit Namen wie „Hotel zur goldenen Meise“ oder „Villa Kunterbunt“ tauften sie ihr Prunkstück. Jennifer Thelen von der Biologischen Station freut sich über das Engagement für das Wohl der heimischen Vogelwelt: „Damit sind nun rechtzeitig zum Beginn der anstehenden Brutzeit weitere Nisthilfen für Meisen, Hausrotschwanz und Co. verfügbar.“
Für das Projekt fanden viele Mitstreiter und Unterstützer zusammen, darunter die Wachendorferin Mirjam Schmitz, die die Initialzündung gab, der Ortsbürgermeister Jan-Christof Jansen und der Ortskartellvorsitzende und Schreinermeister Bernd Abel, die beide den Ball gerne aufnahmen, sowie Thomas Helmling, ein Anwohner der Kastanienallee, der vorrangig technisches Knowhow und die Hardware für den Live-Stream lieferte. Alle Mitstreiter arbeiteten Hand in Hand. „Das Glück ist, dass es in unserem Dorf so ein Zusammenspiel ist unter den Menschen. Da sind wir schon gesegnet“, stellt Schmitz glücklich fest. Und Jansen fügt begeistert hinzu: „Das greift wie Zahnräder ineinander.“
Eigentlich sollten die Kinder an einem gemeinsamen Bastelnachmittag im Bürgerhaus kreativ werden und die Vogelhäuschen aus dem von der Biologischen Station zur Verfügung gestellten Holzbausatz basteln – doch dann kam Corona dazwischen. Für das Wachendorfer Konsortium aber kein Grund die Aktion ausfallen zu lassen, stattdessen wurden Lösungen gefunden. „Das Basteln in den eigenen vier Wänden kam in der Pandemiephase toll an“, so Jansen. Jedes Vogelhäuschen wurde mit einem eigenen Namen versehen, der eingraviert wurde. Das Fichtenholz wurde zum Abschluss noch mit einer biofreundlichen Lasur angestrichen, damit das Werk auch lange Wind und Regen trotzt.
Zwei verschiedene Bau-Varianten gibt es: den Höhlenbrüter-Kasten mit einer 2,8-Zentimeter-großen Rundöffnung, der vor allem für die kleinen Meisenarten wie die Blaumeise geeignet ist, und den vorne am Eingang eher offener gehaltenen Halbhöhlen-Kasten, der zum Beispiel von Arten wie Garten- und Hausrotschwanz gerne aufgesucht wird.
Die gesammelten Vogelhäuschen transportierte der Ortsbürgermeister dann mit seinem Einachs-Traktor mitsamt Anhänger in die Kastanienallee. Nach seinem Eintreffen wurde gleich die Leiter von Baum zu Baum gerückt, um in etwa 2-3 Meter Höhe alle Exemplare an den Kastanien zu befestigen. „Nur nicht an einen Ast, sonst kommen Marder dran“, warnt Thelen.
Kamera im Kasten
Ein Nistkasten ist mit besonderer Kamera-Technik bestückt, um das, was im Innern alles beobachtenswertes und schönes passiert, via Internet-Livestream zugänglich zu machen. Jedoch mussten zuerst technische Hürden überwunden werden, wie Helmling erklärt: „Das Problem bei dem Nistkasten ist einfach das Lichtverhältnis. Wir haben dort nur geringen Lichteinfall.“
Die erste Kamera sei deshalb schnell ad acta gelegt worden. „Wir haben nachgerüstet. Mit einem Nachtsichtgerät“, verrät Helmling schmunzelnd und auch ein kleines bisschen stolz auf die ausgefeilte Technik, die zum Einsatz kommt. Weil die Nistkästen zudem sehr kompakt, nahezu winzig sind baute der Wachendorfer noch eine Spezialkonstruktion – sozusagen ein zweites kleines Mini-Dach auf das Vogelheim – um mehr Platz zu schaffen.
Naturschutz ist in diesem Mechernicher Dorf keine Eintagsfliege. Im vergangenen Jahr unterstützten die Dorfbewohner bereits die heimische Vogelwelt durch die Montage von Nisthilfen für Käuzchen sowie Rauch- und Mehlschwalben. Letztere gelten laut Schmitz als Glücksbringer auf den Wachendorfer Höfen.
Thelen weiß, dass es für gefiederte Tiere grundsätzlich immer schwieriger wird, optimale Nistbedingungen zu finden: „Bei den Gartenvögeln ist es deutschlandweit so, dass wir einen Rückgang bei 50 Prozent der Arten haben. Das liegt hauptsächlich daran, dass wir die Strukturen nicht mehr haben. Wie zum Beispiel strukturreiche Gärten, die auch im Winter Samen und kleine Insekten bieten.“
Wer für größere Naturschutzprojekte im eigenen Ort Beratung Unterstützung sucht, kann sich an Jennifer Thelen, j.thelen@biostationeuskirchen.de, wenden. Zu sehen sein wird der Live-Stream auf: https://buergerverein.wachendorf-eifel.de
pp/Agentur ProfiPress
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