Linie 808 „S-Bahn fit“ gemacht
Mechernich-Nord und Kommern-Süd an ÖPNV angebunden im Halbstundentakt montags bis samstags zwischen 8 und 21 Uhr sowie im Stundentakt an Sonn- und Feiertagen von 9 bis 21 Uhr – Mechernich bindet fast 20.000 Einwohner besser an den Nahverkehr an – Vorbereitung auf die Elektrifizierung der Eifelstrecke mit S-Bahn-Betrieb ab 2032
Mechernich/Kommern – Hans Schmitz (SPD), der Vorsitzende des Ausschusses für Planung, Umwelt und Verkehr des Kreises Euskirchen und Dr. Hans-Peter Schick (CDU), der Bürgermeister der Stadt Mechernich, sind sich in einem Punkt absolut einig: „Ein Neubaugebiet ist nur so gut wie seine Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr.“
Beide waren mit dem Status quo ante für Kommern-Süd, Mechernich-Nord und die dazugehörigen einzelnen Neubaugebiete nicht glücklich. Für viele Bürger stellten Busse und TaxiBusse beispielsweise zu den weiterführenden Bahnhöfen zurzeit keine allzu gute Alternative zum eigenen Auto dar. Das soll sich zum Sommerfahrplan 2020 (ab 14.06.2020) in wenigen Tagen ändern.
Kommune und Kreis kamen nämlich überein, der Buslinie 808 der Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) mit Inbetriebnahme des neuen Kreisverkehrs vor Kommern-Süd eine neue Streckenführung und eine neue Taktung zu geben. Statt im Stundentakt sollen die Anrainer der Strecke zwischen Bahnhof Mechernich und dem Einkaufscenter in Kommern/Schaven alle 30 Minuten ein- und aussteigen können. Zum Bahnhof in Euskirchen besteht weiterhin der Stundentakt.
„Die Leute sind begeistert“
Das erläuterten jetzt Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, Hans Schmitz, Vorsitzender des Ausschusses für Planung, Umwelt und Verkehr des Kreises Euskirchen sowie die Mechernicher Fachbereichsleiter Holger Schmitz und Mario Dittmann in einem Pressegespräch mit der Agentur ProfiPress.
Ab der Haltestelle Schimmelsweg führt die Strecke 808 (vom Bahnhof, Stiftsweg, Schimmelsweg kommend) künftig durch Mechernich-Nord zum Kreisel Kommern-Süd und weiter in Richtung Kommern. Zusätzlich sind damit drei neue Haltestellen angebunden, und zwar an der „Dietrich-Bonhoeffer-Straße“, „Am Schwarzen Baum“ und am neuen Kreisel Kommern-Süd. Dafür entfällt die bisherige Haltestelle Ecke Mechernicher Weg/Gielsgasse.
In einem zunächst auf zwei Jahre begrenzten Pilotprojekt werden damit die neuen Wohngebiete Kommern/Kommern-Süd angebunden, so Hans Schmitz, der selbst in Kommern-Süd lebt und sich in der Nachbarschaft umgehört hat: „Die Leute sind begeistert! Der wachsende Umweltgedanke – Stichwort Klimawandel – drängt viele zum Umsteigen auf Bus und Bahn.“
Der Wunsch, die neu geführte Linie auch häufiger zu befahren als bis jetzt, sei ein Wunsch der Stadt Mechernich gewesen, so der Kreistagsabgeordnete und Ausschussvorsitzende aus Mechernich. Letztendlich haben Bürgermeister und Kreistagsmitglied, Stadt und Kreis sowie die RVK am gleichen Werkstück gut zusammengearbeitet. Die Mehrkosten mittragen müssen allerdings auch andere Städte und Gemeinde im Kreis Euskirchen, und zwar über die differenzierte Kreisumlage.
„City-Bus“ statt großen Einheiten
Die zusätzlichen Einheiten auf der Linie 808 müssen nicht zwangsläufig von großen RVK-Bussen bedient werden, so Hans Schmitz: „Der geänderte Fahrplan sieht vor, dass der normale Bus montags bis samstags stündlich und sonn- wie feiertags im Zwei-Stunden-Takt die Haltestellen anfährt. Ein weiteres Fahrzeug, ein Kleinbus als eine Art „City Bus“, soll diese Taktung erhöhen.“
Dieser Kleinbus fährt zusätzlich sechs Haltestellen in Kommern-Süd an (Peter-Milz-Straße, An den Eichen, Am Bruch, An den Kiefern, Kommern-Süd und Falkenhorst), drei in Kommern (Erzstraße, Schützenplatz und Schützenweg) sowie das Einkaufszentrum REWE/Aldi an der Kölner Straße und Schaven. Der „City-Bus“ endet in Schaven. Der reguläre 808-Linienbus fährt bis Bahnhof Euskirchen.
Der Kleinbus befördert maximal 20 Fahrgäste und gewährleistet auf der Linie 808 im Mechernicher Stadtgebiet den Halbstundentakt montags bis sonntags zwischen 8 und 21 Uhr sowie einen Stundentakt an Sonn- und Feiertagen von 9 bis 21 Uhr.
Allerdings erhöht sich die Fahrzeit bei der neuen Lösung von Start- bis Endhaltepunkt von 39 auf 52 Minuten. Zudem verlängern sich die Übergangszeiten (Wartezeiten) am Bahnhof Mechernich. Bürgermeister Dr. Schick und Hans Schmitz unisono: „Das ist der Preis, den wir aber für eine bessere Anbindung Tausender Menschen zu zahlen bereit waren!“
Zwei Jahre Probebetrieb
Die Veränderungen sollen zunächst für zwei Jahre im Probebetrieb eingeführt werden. Die Fortführung hängt von der Nachfrage ab. Mechernich ist damit neben Euskirchen und dem Schleidener Tal eine weitere Kommune, die abseits der Kreisstadt Euskirchen über einen Halbstundentakt im ÖPNV verfügt. Es folgen Überlegungen, die Linie 830 ab Weyer durch das Feytal bis Breitenbenden und weiter nach Mechernich ebenfalls aufzuwerten. Die Stadt Mechernich sieht die Maßnahme als ersten Schritt zur Ausweitung des Personennahverkehrs auf kernstadtnahen Ortsteilen wie auch Roggendorf oder Strempt. Dr. Schick: „Dann haben wir 18.000 bis 19.000 unserer über 25.000 Einwohner qualitativ vernünftig an den ÖPNV angeschlossen.“
Kreistagsabgeordneter Hans Schmitz hält das vor dem Hintergrund einer Elektrifizierung der Eifeleisenbahnstrecke bis Kall und der Einführung der S-Bahn Köln-Kall im Jahre 2032 für höchst wichtig: „Damit werden die Nordeifel-Kommunen besser an den Großstadtgürtel Köln/Bonn angeschlossen.“
Die RVK-Buslinie 808, die zwischen Mechernich und Euskirchen verkehrt, wurde nach Angaben des Kreises Euskirchen in 2018 von knapp 1.200 Fahrgästen pro Tag genutzt. Mit der neuen Taktung und Strecke kommen Mehrkosten in Höhe von rund 97.800 Euro jährlich auf die Stadt Mechernich zu. Dr. Schick: „Das sind uns unsere Bürger wert!“ Das sind 85 Prozent der Kosten, 15 Prozent kommen über die ÖPNV-Umlage von anderen Kommunen.
pp/Agentur ProfiPress